Sorry, dass ich als Initiator so unregelmäßig erscheine. Kann leider aufgrund Arbeit nicht mehrfach täglich posten.
@ Hansi
@bogos: Danke für eure nüchterne, sachdienliche Empörtheit! Ich lasse mit gerne durch Argumente „entwirren“, dies soll in diesem Strang allerdings keine Einladung für mehr geistreiche Ergüsse dieser Art sein…
@ Doors: Danke für deine Infos. Bei so einem schlagkräftigen Begriff „Mittelmeerunion“ ist war es für mich verwunderlich, dass so wenig darüber diskutiert, so wenig Informatives zu lesen war. Keine Ziele, kein erkennbarer Zweck. Reinigung, Versorgungskanal (Das Tote Meer ist doch tot gesagt?), Solar? Das sind alles lokale Probleme, die Rolle Deutschlands sehe ich da eher in der Mitfinanzierung.
Braucht es für diese Ziele wirklich eine Mittelmeer-UNION? Reicht nicht ein Projekt zur Verbesserung des mediterranen Lebensraums?
Ich will nicht zwangsläufig auf meine Eingangshypothese bestehen, hier fehlt allerdings noch einiges an Inhalten, die wohl nach dem besagten Sondergipfel klarer sein sollten.
Die Einstimmigkeit wird ist vermutlich nur geben, wenn andere, nicht profitierende Länder (außer Deutschland) von der Finanzierung ausgeschlossen sind.
Teilthema Globalisierung:
Offene Volkswirtschaften, freier Handel, sind sicherlich einige von vielen Grundvoraussetzungen für Wohlstand. Allerdings diente die Form der Globalisierung der letzten Jahrzehnte mehr (wie auch schon erwähnt) der Erschließung von Absatzmärkten und der Erzeugung disinflationären Drucks. Dieser Einmalprofit aus den jüngsten Globalisierungsfortschritten ist allerdings fast vereinnahmt. Westliche Konzerne haben die neuen Mitgliedsstaaten erobert, die „Heuschrecken“ haben die Messlatte hoch gesetzt, über die das aufstrebende Volk nun erstmal springen muss.
Auch der Freihandel des Kapitals hat wohl vorläufig seinen Zenit überschritten, die Folgen beginnen wir langsam zu spüren. Die Folgen, die dann aus der Krise gezogen werden, werden vermutlich wieder die Falschen sein. Barrierefreiheit braucht das Kapital, schon richtig. Allerdings dürfen Marktgesundungsmechanismen an anderer Stelle nicht durch Intervention ausgehebelt werden, um gewisse politische Interessen durchzusetzen/zu schützen. Entweder man glaubt an den freien Markt, oder nicht. Momentan wird für Ersteres die Posaune geblasen, um im Getöse ganz diskret an den Stellschrauben der Klassentrennung zu drehen. Den meisten „Mitbläsern“ muss man an dieser Stelle ein Stück fehlende Einsicht oder Böswilligkeit unterstellen!
Der Grund warum sich viele neue Mitgliedsländer noch nicht beschweren ist m.E. der, dass die mit der positiven Aufbruchsstimmung einhergehende freizügige Kreditwirtschaft einen intertemporalen Transfer von zukünftigem Konsum ermöglicht. Außerdem gibt es noch viele repräsentative Aufstiegsmöglichkeiten aus der dünnen Mittelschicht.
Globalisierung ist durchaus erstrebenswert, aufgrund des technischen Fortschritts außerdem die logische Konsequenz, allerdings sind das derzeitige Tempo und die Qualität der Vernetzung in einem problematischen Ungleichgewicht.
Wichtige Fragen, z.B. ein gleiches Besteuerungssystem (mind. für Unternehmen), gleiche Mindeststandards bei den Arbeitsbedingungen kann nur anpacken, wer auch eine wirkliche Harmonie unter den Völkern erreichen will. Andernfalls kann man nur unterstellen, dass Staaten die Unternehmen das machbarste Minimum an Standards ausloten lassen wollen, um hinterher ein Schüppchen mehr als Garant für die staatliche Autorität zu gewähren.
@ Jaseesha: Sehr gut!
@ dersimli: Was hindert uns eigentlich an einer Kooperation mit Russland? Der Westen hatte noch nie ein Problem mit Diktatoren, die was zu bieten hatten. Davon abgesehen halte ich Putin nicht für einen Solchen (Richtigen).
Zur Ausgangsfrage:
Ich kann mir schwer vorstellen, dass es Sinn macht, über die o.g. Ziele der MU mit Nordafrika zu debattieren. Diese Länder werden kaum Unterstützung für irgendwelche lokalen Aufbauprojekte aus EU-Ländern bekommen (wenn sie nicht im Gegenzug den Konzernen Eingang gewähren).
Syrien – bleibt wohl außen vor. Es sei denn es passt sich an westl. Ideologie, was nicht zu erwarten ist. Türkei? Ihr könnte ein Ersatz für den EU-Beitritt geboten werden, der nicht so viel kostet, aber mehr Ertrag bringt. Ich glaube allerdings kaum, dass Sarkozy (der diesen Ballon steigen ließ) das im Sinne hatte. Das könnte eher ein Vorteil sein, der z.B. Deutschland aufgegangen ist.
Und die anderen Mittelmeerländer, die nicht EU-Mitglieder/Anwärter sind? Da bleibt nicht allzu viel…
Dann geht es vermutlich doch nur um die Erschließung von Absatzmärkten Nordafrika, da wo soviel Kaufkraft sitzt. Und was bekommen die anderen Länder? Noch mehr Obst? Top ausgebildetes Humankapital?
Gibt es eigentlich viel an Rohstoffen? Ich hatte mal so eine Rohstoffkarte, leider ist sie in den unendlichen Weiten meiner Festplatte verschollen.
Ein Argument zieht allerdings: Da die Chinesen sich Afrika immer mehr vereinnahmen, muss man wenigstens wieder einen Fuß in die Tür stellen. Die Freiheit & Demokratiehymne weckt nur noch schwerlich Begeisterung!
Sollte dieses Projekt alle Erwartungen übertreffen, würde die logische wie klar zu beantwortende Schlussfolgerung aufkommen, warum sich nicht beide Unionen vereinen sollen. Dann könnte man den nicht mehr erweiterungswilligen EU-Bürgern einen „Partner für Wohlstand und Sicherheit“ anbieten, statt augenscheinlich vom Volk zu tragende, imperiale Erweiterungskosten. (Zugegeben: Etwas Spinnerei – aber wir sind hier ja nicht bei Politik.de)
Wohlmöglich spielt meine Eingangshypothese in der Gesamtstrategie eine untergeordnete Rolle. Für Israel hätte das alles aber mindestens den Charme, nicht mehr in einer Insel von Feindseligkeit zu sitzen, sondern nur ein Außenposten der EU zu sein.
Kurz zum Thema Verschwörungen:
Es ist töricht zu glauben, es gebe eine riesige, zentral gelenkte Weltverschwörung.
Es ist töricht zu denken, irgendetwas ereignet sich in der Politik zufällig. Nicht das Geringste!
Die Boshaftigkeit bahnt sich ihren Weg in vielen Facetten, Farben, Ideologien…
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