sonderwirtschaftszone ost
13.04.2004 um 17:02
darauf habe ich gewartet: den berühmten ost-west-konflikt...ich für meinen teil bin ein "wossi", um der wortspielerei mal genüge zu tun. ich habe 16 jahre im osten deutschlands verbracht, bin also mit allen staatlichen "vorgaben" bis zum abschluß der zehnten klasse dort aufgewachsen und bin dann, gemeinsam mit meinen eltern, zwecks mangelnder beruflicher perspektiven hauptsächlich für meine erzeuger 1990 in den westen deutschlands übergesiedelt.
mein fazit ist: ich habe auf beiden seiten viel gelernt und meine herkunft war mir anfangs zwar hinderlich, aber auf den zweiten blick eher förderlich, denn es ist unbestreitbar, das wir nun einmal im gegensatz zum westen deutschlands aus scheiße bonbons machen konnten und immer noch können. ein "geht nicht" gibt es und gab es nicht. da hat wintrow meine vollste zustimmung. weiterhin ist es nun mal unbestritten, das unser damaliges schulsystem, von dem ganzen staatlichen drumherum mal ganz abgesehen, NICHT solch ein pisa-debakel nach sich gezogen hätte...von der allgemeinen bildungsstruktur will ich mal gar nicht reden, wenn ich mir dieses wirrwarr hier heutzutage an den schulen betrachte (warum hat ein abitur in mecklenburg nach dreizehn klassen mit 1,5 eine geringere wertigkeit als ein abitur in bayern mit 3,4 ???).
meine letzten 14 jahre, die mich fast in jede ecke des westen deutschlands geführt hat, haben mich insofern geprägt, das ich den kampf annehme, wenn man mir ihn anbietet (nicht unbedingt auf die fresse und so... ;) ..., eher verbal und durch leistung). man muß zwangsläufig reagieren oder auch agieren, weil fast immer jemand versucht, dir ans bein zu pissen. und das formt. ich bin in all den jahren immer wieder auf verschiedene formen von "siegermentalität" seitens meiner westdeutschen mitmenschen getroffen. da wurde man belächelt, teilweise verhöhnt und anfangs nicht für voll genommen. doch die art, wie ich mich durchgesetzt habe, hat letztendlich viele überzeugt.
und dieser kleine streifzug durch meine eigene geschichte läßt mich mit gutem recht für beide seiten sprechen: das größte problem ist meines erachtens nach, das auch nach 14 jahren nach dem mauerfall eine einheit weder in den köpfen noch in vielen anderen dingen vollzogen wurde. sonst würden manche hier nicht gleich wieder ins persönliche gehen und versuchen, sich gegenseitig zu rechtfertigen. ich selbst kann mich wahrscheinlich auch nicht ganz davon ausnehmen.
fakt ist: in den jahren 1990 und 1991 ist soviel wirtschaftlicher schindluder im osten betrieben worden, der den ersten jahren nach 1949 gleichzusetzen ist. fast alles, was nicht bei drei auf den bäumen war, wurde ausgemerzt bis auf wenige renommierte marken (zeiss jena), und selbst diese brauchten jahre, um wieder an ihren ehemaligen status anzuknüpfen. statt zugegebenermaßen aufwendigen reformen wurde mit hilfe der treuhand der weg des geringsten widerstandes gegangen und erst mal vieles plattgemacht. in der frühesten nachwendezeit gab es im osten nicht viel außer westgeld, spielotheken, pommesbuden, autohäuser und viele arbeitslose, die damals noch nicht ahnten, das das mal ein dauerzustand werden würde.
ich streite nicht ab, das sich bis zum heutigen tag einiges verändert hat, aber es ist bei weitem nicht das, womit kohl die ostdeutschen damals geködert hat, als er in aller euphorie den mund zu voll nahm, es ihm die meisten abkauften und ihm so eine weitere unbeschwerte amtszeit ermöglichten.
infrastrukturell betrachtet hat sich wahrlich einiges getan, auch industriell geht es langsam aufwärts, aber den "normalbürger" betrachtend, liegt noch sehr sehr viel im argen. allein die löhne betrachtend grenzt es in manchen dingen schon an diskriminierung, zumindest kannte ich bisher noch keinen westdeutschen mitbürger, der für 2,60 euro die stunde ackern geht. und was das "selbst-in-die-hand-nehmen" betrifft: was bleibt dir denn mit solch einem stundenlohn und einer arbeitslosenquote von 20 % ??? du kannst dich deinem schicksal fügen oder in stärkere regionen abwandern, so wie ich es getan habe. die aber nun mal im westen deutschlands liegen...
über eine sache müssen wir uns nicht unterhalten: niemandem wird hier in diesem staat etwas in den schoß gelegt, die gebratenen tauben sind schon vor jahrzehnten vertilgt worden, wenn es sie denn überhaupt gegeben hat.
jeder, ob ost oder west, hat sein päckchen zu tragen, wenn er oder sie nicht gerade von beruf sohn oder tochter ist. und der solidaritätszuschlag trifft beide seiten. fakt ist, das unser ganzes leben viel zu sehr vom schnöden mammon gesteuert wird, was ja nicht erst seit gestern der fall ist. und gerade da muß jeder für sich mal einhaken, auch wenn es noch so schwer fällt: es gibt immer noch jemanden im eigenen land, dem es dreckiger geht als mir. von dem rest der welt will ich jetzt mal gar nicht reden.
der "aufbau ost" wird ein streitthema bleiben, denn die heutige gesellschaft trifft man immer nur am geldbeutel. ich hoffe, auch wenn ich dies vergebens tun sollte, das man irgendwann einen mittelweg finden möge, der weder den westen in seiner bisherigen noch den osten in seiner zukünftigen entwicklung beeinträchtigen wird, beide seiten irgendwie "glücklich" sind (auch wenn es unvermeidbar ist heutzutage, das "glück" von den meisten am geld gemessen wird) und die mauer endlich fällt...in den köpfen...
der träumer sordid
...dying culture...
...your heart is dead, your soul is lost...