@Deepthroat23 Okay. Wie geschrieben, nicht, dass sich eine Feministin angegriffen fühlt. Aber Frauen sind in dem Punkt vielleicht nicht unbedingt so belastbar wie junge Männer. Ich kann mir echt auch keine Frau vorstellen auf deinem Bild mit dem Flüchtlingsboot. Ich denke ist nunmal so, dass ein junger Mann mehrere Tage mit das kaum essen, kaum trinken und kaum schlafen und gleichzeitig Angst und Stress eher aushalten kann.
In Europa oder wo sonst beginnt ja dann erstmal das "neue", aber ich nehm mal an in der Regel gibt es keine sighsteeing Tour, sondern die neue Umgebung muss sofort irgendwie intus sein.
Also mein Vater erklärt mir das Leben eines Asylanten so, dass er selber auf einem Schiff vor 28 Jahren nach Europa geflüchtet ist vor der Regierung seines Landes. War ne Nacht und Nebelaktion, und plötzlich war er halt da, in Europa. Vor Ort musste dann halt alles schnell gehen. Ganz alleine war er, seine Familie war auch in der Heimat geblieben. Bei den meisten ist es ja so, dass die Familie einiges an Mühe hat, Kohle für ein Kind in der Familie aufzubringen, dass es dann schaffen soll raus zu kommen. Und dementsprechend ist dann halt vor Ort der Stress und der Druck groß. Wenn du unbedingt auf politisch schwierige Verhältnisse im Heimatland hinaus willst, klar, gehört natürlich die Sorge dazu, wie die Familie und andere Angehörige mit der Regierung zurecht kommen. Wir kennen ja aus muslimisch-arabischen Staaten zum Beispiel die Sippenhaft. Da landen Angehörige dann im Gefängnis und werden gefoltert oder so, wenn ein politisch Verfolgter flieht.
Armut (Wirtschaftsflucht) + Flucht aus politischen Gründen gehen ja auch gelegentlich zusammen. Wenn Rebellen mal das Dorf gestürmt haben, und da is nix mehr...vielleicht sind die Rebellen weg, aber das Dorf gibt es halt kaum mehr. Infrastruktur zerstört. Staatlichkeit ist für den Popo bzw. Polizei, Gericht usw. funktioniert alles kaum oder nicht mehr. In diesem Sinne ist "Wirtschaftsflucht" ja auch nicht unbedingt die bloße Flucht vor Arbeitslosigkeit oder ein "bisschen Armut", sondern auch die Flucht vor kaum vorhandenem Arbeitsmarkt, fehlender Infrastruktur, Flucht vor dem Nichts.
Im Prinzip, fällt mir spontan ein, sind Wirtschaftsflüchtinge, aus manchen Staaten Afrikas mal, auch im gleichem Atemzug politische Flüchtinge, also wenn die Staatlichkeit so tot ist, dass eine staatliche geregelte "Wirtschaft" ja so gut wie gar nicht vorhanden ist.
Wenn du mit afrikanischen Asylanten oder prinzipiell Afrikanern gesprochen hast...natürlich kannst einen Fischstand aufmachen und das verkaufen oder so...aber wenn um dich herum dauernd Leute ermordet werden und du deinen Stand neben ner Leiche führen musst...hab ich zumindest erzählt bekommen. In Nigeria gab es in den schlimmsten Phasen immer wieder Leichen auf den Straßen zu sehen, die niemand weggetragen hat, neben Lebensmittelverkaufsständen. So geht "einkaufen und verkaufen" halt auch. Aber so macht man als Staat keine "Wirtschaft".