@HanikaEs gibt diverse Zeitzeugen, etwa hier findest Du Infos:
http://wapedia.mobi/de/Holocaustkenntnis_von_Zeitzeugen#3.
3. Alliierte
3. 1. Wissen der Regierungen
Der britische Geheimdienst entschlüsselte die Kodierung von Funkmeldungen der deutschen Polizei - nicht von SS und SD - im September 1939. Im Folgejahr entschlüsselten britische und französische Abhörspezialisten fast alle aufgefangenen Funksprüche der deutschen Polizeibataillone in den besetzten Gebieten Polens, auch nachdem deren Code geändert wurde. Dadurch erfuhren sie frühzeitig von Zwangsumsiedelungen und Exekutionen im Generalgouvernement.
Im August 1941 änderten die Deutschen den Code der Polizeimeldungen in den besetzten sowjetischen Gebieten erneut. Dennoch konnten die Briten bis dahin etwa die Hälfte, danach ein Viertel aller polizeilichen Funksprüche auffangen und entschlüsseln. Sie erkannten, dass Tarnbegriffe wie „Sonderaufgabe“ Massenmord bedeuteten. So erfuhren sie von tausenden Massenhinrichtungen durch die Ordnungspolizei und die Waffen-SS hinter der Ostfront, die an die Höheren SS- und Polizeiführer gemeldet werden mussten.
Premierminister Winston Churchill erhielt täglich Kurzberichte von dechiffrierten deutschen Polizeimeldungen und wöchentliche Zusammenfassungen daraus. In seiner Rundfunkrede vom 24. August 1941 gab er erstmals Teile dieses Wissens bekannt:
Hunderttausende - wirklich Hunderttausende - von Exekutionen werden durchgeführt; deutsche Polizeitruppen ermorden kaltblütig russische Patrioten, die ihr Vaterland verteidigen. [...] Wir werden Zeugen eines namenlosen Verbrechens.
Er nannte also nur eine Tätergruppe, nicht aber die Juden als Hauptopfergruppe und deutete die Morde als Reaktion auf sowjetische Kriegserfolge im Rahmen von Kampfhandlungen. Dies spiegelte die deutsche Gleichsetzung von Juden mit Bolschewiken und Partisanen.[13]
Durch den deutschen Doppelagenten Paul Thümmel erfuhren die Briten Ende Juli 1941 von Massenerschießungen an männlichen Juden in der Ukraine durch Wehrmachtssoldaten. Seit dem 28. August 1941 enthielten auch die Geheimdienstberichte an Churchill eindeutige Hinweise auf Juden als Opfer und Zahlen der Ermordeten mit steigender Häufigkeit und Tendenz. Am 12. September folgerte der zusammenfassende Bericht an ihn:[14]
...die Zahlen bieten [...] aufschlußreiche Hinweise auf eine Politik der grausamen Einschüchterung, wenn nicht der völligen Vernichtung.
Danach stellte der britische Geheimdienst gesonderte Mordberichte an Churchill ein. Am 13. September verbot Kurt Daluege den Höheren SS- und Polizeiführern, Exekutionszahlen zu funken. Beides reagierte vermutlich auf Churchills Augustrede: Die Kriegsgegner wollten einander nichts mehr über ihr Holocaustwissen verraten. Zudem waren die Briten nun vorwiegend an Informationen über den Kriegsverlauf interessiert. Dennoch erfuhren sie weiterhin von nun als „Aktion nach Kriegsgebrauch“ getarnten Exekutionen und von der Zusammenarbeit zwischen SS, Polizei und Wehrmachtsteilen dabei.[15]
Ein Geheimbericht des Informationsministeriums vom 22. Januar 1942 stellte anhand regelmäßig ausgewerteter Pressemeldungen und zensierter Privatpost aus ganz Europa klar:[16]
Die Deutschen verfolgen eindeutig eine Politik zur Ausrottung der Juden. [...]
Nun wurde der begonnene Holocaust den Alliierten in immer mehr Details bekannt. Dieses allmählich aus vielen Einzelteilen zusammengesetzte Wissen wurde in den Regierungen anfangs kaum Ernst genommen und dann nur zögernd der Öffentlichkeit weitergegeben.[17]
4. Betroffene
Holocaustüberlebende berichteten, dass die unmittelbar betroffenen Opfer ihr bevorstehendes Schicksal nicht ahnten oder trotz Gerüchten von den Vernichtungslagern nicht wahrhaben wollten:[19]
Der mit bürokratischer Gründlichkeit geplante, fabrikmäßig betriebene millionenfache Mord - diese nie erlebte Dimension des Verbrechens überforderte die Vorstellungskraft selbst derer, die den Nazis alle nur möglichen Schandtaten zutrauten. Das Undenkbare zu denken, Auschwitz für wirklich zu halten - dagegen sträubte sich ein psychischer Selbstschutzreflex. Das galt auch für die designierten Opfer, vor allem für die Juden Westeuropas. Bis zuletzt hielten sie die Deutschen eines solchen Verbrechens nicht für fähig...
Konrad Löw schrieb dazu in der FAZ am 1. März 2007:[20]
Das Urteil über den wahren Sachverhalt fällt noch schwerer, wenn man sich vergegenwärtigt, dass selbst zahlreiche jüdische Opfer ganz entschieden ihr Nichtwissen beteuern. Der Auschwitz-Flüchtling Friedemann Bedürftig glaubte zu wissen: „Die in Auschwitz Ankommenden hatten samt und sonders nicht nur keine Ahnung, wo sie waren, sondern auch nicht die geringste davon, was ihnen zugedacht war. Sie ließen sich nicht etwa wegen ihrer 'rassischen Minderwertigkeit', wie die Nazis gerne behaupteten, fast widerstandslos zur Schlachtbank führen, sondern weil sie gar nicht wussten, dass sie sich auf die Reise dahin begaben.“