Wie angebliche opfer zu tätern werden
16.10.2005 um 05:20Verschleppt und »verschwunden« im Nordirak
Kurdischer Terror in Kirkuk: Hunderte Araber und Turkmenen von Sondereinheiten der Polizei entführt
Im Nordirak sind in den vergangenen Monaten Hunderte Araber und Turkmenen entführt worden – wohl mit dem Ziel der Einschüchterung und Vertreibung der gesamten nichtkurdischen Bevölkerung aus der ölreichen Metropole Kirkuk. Einem Bericht der Washington Post zufolge finden sich die Verantwortlichen für den Terror in den Reihen der gegenüber den Besatzern loyalen Polizei, speziell in den sogenannten Antiterroreinheiten. Diese »Sicherheitskräfte« würden bei ihrem Vorgehen sowohl von den kurdischen Parteien wie auch den US-Truppen unterstützt.
Die renommierte Ostküstenzeitung berichtet unter Berufung auf ein vertrauliches Telegramm des US-Außenministeriums an das Weiße Haus, das Pentagon und die US-Botschaft in Bagdad, daß »außergerichtliche Inhaftierungen« Teil einer »organisierten und weitverbreiteten Initiative« kurdischer Parteien seien, um Kirkuk unter Kontrolle zu bekommen.
Die »extralegalen Verhaftungen«, wie das US-Außenministerium den Terror euphemistisch nennt, richten sich ausschließlich gegen nichtkurdische Bewohner der Region. Nach Aussage des US-Militärs wurden bisher 180 Fälle festgestellt, in denen Araber und Turkmenen offenbar grundlos »inhaftiert« wurden. Arabische und turkmenische Politiker sprechen von über 600 Verschleppten und einer hohen Dunkelziffer, da sich viele betroffene Familien aus Angst nicht meldeten. Nach Aussage von freigelassenen Gefangenen und dem Polizeichef von Kirkuk, General Turhan Yusuf Abd Al Rahman, bleiben die Menschen häufig monatelang unauffindbar. Die meisten werden in dieser Zeit auch gefoltert.
Ein ehemaliger Jagdflieger der irakischen Armee, Abu Abd Allah Jabbouri, berichtete nach seiner Freilassung der Washington Post, daß er während seiner Gefangenschaft vorrangig dahingehend verhört worden sei, ob er an dem Chemiewaffenangriff auf die Stadt Halabdscha im März 1988 beteiligt war. »Ich glaube, es geht um Rache«, schlußfolgerte er.
Nach ihrer »Verhaftung« werden die Gefangenen ohne richterliche Anordnung in Gefängnisse in anderen kurdischen Städten transportiert, was nach Aussage von Richtern in Kirkuk dem irakischen Gesetz widerspricht. Der Gouverneur der Provinz Kirkuk, Abd Al Rahman Mustafa, gab zwar zu, daß zahlreiche Gefangene in entferntere Haftanstalten gebracht werden – dies aber nur, so Mustafa, um Überfüllungen zu vermeiden. Freigekommene berichteten der Washington Post allerdings, in total überfüllte Zellen verlegt worden zu sein. Dschalal Dschawar, Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) in Kirkuk, versuchte, die illegale Gefangenenverschiebung schließlich damit zu rechtfertigen, daß sie in »vollständiger Zusammenarbeit« mit dem US-Militär erfolge.
Vorbereitet und durchgeführt werden die »Verhaftungen« vom kurdischen Geheimdienst Asayesh und einer 500köpfigen »Antiterroreinheit« der Polizei in Kirkuk. Beide sind einerseits eng mit den US-Truppen verbunden. Beide stehen aber auch unter starkem Einfluß der kurdischen Parteien PUK und KDP (Demokratische Partei Kurdistan). Dies bestätigte auch der Polizeichef von Kirkuk, Al Rahman. Gut 40 Prozent der 6 120 ihm unterstellten Polizisten würden eher Befehle der beiden Parteien befolgen als die seinen.
Die Angehörigen der »Verschwundenen« werden laut Washington Post immer verzweifelter. »Wenn wir zu den Amerikanern gehen, schicken sie uns zur Polizei«, so Osama Danouk, dessen Vater Latif Dschassem am 2. März verhaftet wurde. »Wenn wir zur Polizei gehen, schicken sie uns zu den Amerikanern, und so weiter und so weiter.« Sein Vater sei zwölf Tage lang im Gefängnis der »Antiterroreinheit« festgehalten worden, bevor er nach Erbil verlegt wurde. Die Familie reiste schließlich an acht aufeinanderfolgenden Donnerstagen in die entfernt gelegene Stadt, um ihn zu besuchen, was ihr allerdings jedes Mal verweigert wurde.
In dem neunseitigen vertraulichen Telegramm äußert das US-Außenministerium die Befürchtung, das Vorgehen könne die »Anstrengungen der irakischen Regierung und der Koalition in der Region untergraben«. Wohl nicht ohne Grund.
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Kurdischer Terror in Kirkuk: Hunderte Araber und Turkmenen von Sondereinheiten der Polizei entführt
Im Nordirak sind in den vergangenen Monaten Hunderte Araber und Turkmenen entführt worden – wohl mit dem Ziel der Einschüchterung und Vertreibung der gesamten nichtkurdischen Bevölkerung aus der ölreichen Metropole Kirkuk. Einem Bericht der Washington Post zufolge finden sich die Verantwortlichen für den Terror in den Reihen der gegenüber den Besatzern loyalen Polizei, speziell in den sogenannten Antiterroreinheiten. Diese »Sicherheitskräfte« würden bei ihrem Vorgehen sowohl von den kurdischen Parteien wie auch den US-Truppen unterstützt.
Die renommierte Ostküstenzeitung berichtet unter Berufung auf ein vertrauliches Telegramm des US-Außenministeriums an das Weiße Haus, das Pentagon und die US-Botschaft in Bagdad, daß »außergerichtliche Inhaftierungen« Teil einer »organisierten und weitverbreiteten Initiative« kurdischer Parteien seien, um Kirkuk unter Kontrolle zu bekommen.
Die »extralegalen Verhaftungen«, wie das US-Außenministerium den Terror euphemistisch nennt, richten sich ausschließlich gegen nichtkurdische Bewohner der Region. Nach Aussage des US-Militärs wurden bisher 180 Fälle festgestellt, in denen Araber und Turkmenen offenbar grundlos »inhaftiert« wurden. Arabische und turkmenische Politiker sprechen von über 600 Verschleppten und einer hohen Dunkelziffer, da sich viele betroffene Familien aus Angst nicht meldeten. Nach Aussage von freigelassenen Gefangenen und dem Polizeichef von Kirkuk, General Turhan Yusuf Abd Al Rahman, bleiben die Menschen häufig monatelang unauffindbar. Die meisten werden in dieser Zeit auch gefoltert.
Ein ehemaliger Jagdflieger der irakischen Armee, Abu Abd Allah Jabbouri, berichtete nach seiner Freilassung der Washington Post, daß er während seiner Gefangenschaft vorrangig dahingehend verhört worden sei, ob er an dem Chemiewaffenangriff auf die Stadt Halabdscha im März 1988 beteiligt war. »Ich glaube, es geht um Rache«, schlußfolgerte er.
Nach ihrer »Verhaftung« werden die Gefangenen ohne richterliche Anordnung in Gefängnisse in anderen kurdischen Städten transportiert, was nach Aussage von Richtern in Kirkuk dem irakischen Gesetz widerspricht. Der Gouverneur der Provinz Kirkuk, Abd Al Rahman Mustafa, gab zwar zu, daß zahlreiche Gefangene in entferntere Haftanstalten gebracht werden – dies aber nur, so Mustafa, um Überfüllungen zu vermeiden. Freigekommene berichteten der Washington Post allerdings, in total überfüllte Zellen verlegt worden zu sein. Dschalal Dschawar, Vorsitzender der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) in Kirkuk, versuchte, die illegale Gefangenenverschiebung schließlich damit zu rechtfertigen, daß sie in »vollständiger Zusammenarbeit« mit dem US-Militär erfolge.
Vorbereitet und durchgeführt werden die »Verhaftungen« vom kurdischen Geheimdienst Asayesh und einer 500köpfigen »Antiterroreinheit« der Polizei in Kirkuk. Beide sind einerseits eng mit den US-Truppen verbunden. Beide stehen aber auch unter starkem Einfluß der kurdischen Parteien PUK und KDP (Demokratische Partei Kurdistan). Dies bestätigte auch der Polizeichef von Kirkuk, Al Rahman. Gut 40 Prozent der 6 120 ihm unterstellten Polizisten würden eher Befehle der beiden Parteien befolgen als die seinen.
Die Angehörigen der »Verschwundenen« werden laut Washington Post immer verzweifelter. »Wenn wir zu den Amerikanern gehen, schicken sie uns zur Polizei«, so Osama Danouk, dessen Vater Latif Dschassem am 2. März verhaftet wurde. »Wenn wir zur Polizei gehen, schicken sie uns zu den Amerikanern, und so weiter und so weiter.« Sein Vater sei zwölf Tage lang im Gefängnis der »Antiterroreinheit« festgehalten worden, bevor er nach Erbil verlegt wurde. Die Familie reiste schließlich an acht aufeinanderfolgenden Donnerstagen in die entfernt gelegene Stadt, um ihn zu besuchen, was ihr allerdings jedes Mal verweigert wurde.
In dem neunseitigen vertraulichen Telegramm äußert das US-Außenministerium die Befürchtung, das Vorgehen könne die »Anstrengungen der irakischen Regierung und der Koalition in der Region untergraben«. Wohl nicht ohne Grund.
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