Bone02943 schrieb:Zumindest höre ich sowas nicht selten. Selbst die die heute noch glauben, sie würden in einem Land leben, wo die Regierung ja angeblich genau wie in der DDR wäre, fanden das in der DDR besser. Wie auch immer diese Diskrepanz im Kopf zusammengebastelt wird.
Ich denke mal es hat etwas mit einer Verklärung der Vergangenheit zu tun und dem Wunsch nach einer starken Führungskraft.
Gut, da haben wir unterschiedliche Erfahrungen. Ich habe wirklich länger darüber nachgedacht, wievielen Menschen (denen ich begegnete) die einer SED nachtrauern und kam am Ende bei einer Person raus. Ohne Kinder hätte die Frau sich das Leben genommen als die Mauer fiel, weil sie nicht verstanden hat was denn so schlecht an der DDR war. 6 Jahre später war sie meine Englischlehrerin und noch etwas später meine Nachbarin. Aber genug mit den kleinen persönlichen Exkurs.
Bone02943 schrieb:Du meinst auch das sei ein Grund, warum früher vieles besser war? Möglich, wenn ich sehe wie manche Menschen blos kein Smartphone wollen.
Ich sage nicht das früher alles besser war, aber wir Menschen neigen halt dazu die Vergangenheit zu glorifizieren und das könnte natürlich auch mit dem technischen Fortschritt zusammenhängen.
Bone02943 schrieb:»English made in GDR« wurde zum Vorboten unseres heutigen Sprachmixes – teils sogar mehr als im Westen.
Die Bücher und Aufsätze der ostdeutschen Sprachwissenschaftler Helmut Langner und Martin Lehnert lassen keinen Zweifel daran, wie viel Gefallen man im real existierenden Sprachalltag der DDR am Englischen fand. Ganz wie im Westen sprach man in den Achtzigerjahren vom Manager und vom Job, vom Baby und dem Babysitter, vom Toaster oder Skateboard. Man hatte Sex genauso wie Stress, pflegte ein Hobby wie Jogging oder Bowling, liebte Science-Fiction, trug T-Shirts, benutzte Aftershave oder Make-up. Im Sommer wurden Shorts und Bikinis rausgeholt, man ging auch surfen, campen oder, wie im Westen, »trampen« – was auf Englisch hitchhiking heißt.
Soweit klar, aber die Sprünge sind ja heute nochmal anders. Auch ich, der sich viel Kram (auch von jungen Creatoren) anschaue und anhöre, komme da nicht immer gleich mit und muss googlen oder nachfragen was jene oder welche Neuschöpfung denn überhaupt bedeutet.
Da liegt es auf der Hand das sich da Ältere gleich komplett rausnehmen.
Bone02943 schrieb:Ich denke der Wunsch dazu ist geschichtlich begründet. Viele kennen es einfach nicht anders. Nach Hitler kam Stalin, irgendwann Pieck, Ulbrich, dann ... Honecker und jetzt gibt es Parteien die Kompromisse finden müssen. Was ein völlig andereres politisches System ist.
Der Meinung war ja auch, aber wir leben im Jahr 2024. Ich weiß nicht in wie weit noch die Jugend im Osten etwas von Ulbrich oder Pieck weiß. Honecker muss auch nur noch für schlechte Parodien herhalten. Ich denke da nicht mal so an die Extremen, sondern bsw. eher an einen Gysi, Schäuble oder Kohl. Jeder war für sich eine Persönlichkeit (ob nun positiv oder negativ). Heute hat man dieses Feld den Populisten überlassen und die Köpfe "da Oben" sind halt austauschbar. Vielleicht nicht in ihrem Fachgebiet, aber was die Außendarstellung betrifft. Ein weiteres Problem ist auch die fehlende Kommunikation, was im Osten ja schon Tradition ist.