Wahlthread LTW Ostdeutschland

@Atrox

Hmmm, so ganz unrecht hast du damit nicht. Aber immerhin ist man an beidem dran.

Den Frieden, den sich Sarah auf die Fahnen schreibt, bedeutet ja nichts anderes als die Ukraine militärisch verhungern zu lassen, damit Putin sein Ziel erfüllen kann. Aber ok, auch das wäre dann wohl politik und je nach lesart "Frieden".

Ps.: und das aus Sachsen und Thüringen heraus, also quasi völlig ohne politische Mittel

In Thüringen scheint die Auszählung abgeschlossen zu sein:

Sitze im Landtag 88:

12 Linke
32 Afd
23 CDU
6 SPD
15 BSW

vorläufiges Ergebnis

Bone02943 schrieb:Ich sehe sowas eher als Metapher.

Das ein bisschen zu einfach. Das West-Ost Geschwurbel kommt hier mittlerweile regelmäßig.

Bone02943 schrieb:Sicher will so gut wie niemand gerne wieder eingesperrt sein und eine physische Mauer zurück. Aber es gibt dann doch genug, die das Leben in der DDR, auch vorallem wegen der politischen Führung, als besser empfunden haben.

Puuh, also das die Leute der Regierung wegen das Leben damals als besser empfunden haben, weiß ich jetzt nicht.

Wahrscheinlich gibt es vergleichsweise ne Handvoll Leute die so dachten, weil sie davon profitierten. Ansonsten ist das Leben früher aus der Retroperspektive halt einfacher. Schau mal wie der technische Sprung 1950-1989 war und was sich seit dem Mauerfall getan hat. Allein da kommen viele Leute schon nicht mehr mit.

Dann hat sich die Gesellschaft halt stark verändert. Wegen gefühlt jeden Furz lassen sich die Menschen spalten. Früher gab es halt mehr das miteinander. Menschen kommunizierten nicht über einen Bildschirm, sondern haben sich hauptsächlich real getroffen. Heute haut man mit Anglizismen um sich. Diejenigen die in der DDR in die Schule gingen, haben gar keine Ahnung was "weird" bedeutet.

Klar ist es dann einfach zu sagen "nicht alles war schlecht", aber dass das was mit der Regierung zutun hätte, sehe ich nicht.

Wo ich mitgehen würde, der Wunsch nach starken Persönlichkeiten. Das höre ich öfters. Man muss auch wirklich sagen das da abseits von AFD, BSW und vielleicht noch CDU (eher CSU) halt nicht viel los ist. Die Außendarstellungen von Scholz, Habeck und co. sind austauschbar.

Wenn ich mir vorstelle, wie manche Thüringer und Sachsen, vielleicht ganze Familien, gestern Abend vor dem Fernseher gesessen sind und sich dann geschämt haben, weil sie dachten jetzt heißt es bestimmt wieder "Die dummen Ossi-Nazis" oder so ähnlich... :|

DerThorag schrieb:Puuh, also das die Leute der Regierung wegen das Leben damals als besser empfunden haben, weiß ich jetzt nicht.

Zumindest höre ich sowas nicht selten. Selbst die die heute noch glauben, sie würden in einem Land leben, wo die Regierung ja angeblich genau wie in der DDR wäre, fanden das in der DDR besser. Wie auch immer diese Diskrepanz im Kopf zusammengebastelt wird.
Ich denke mal es hat etwas mit einer Verklärung der Vergangenheit zu tun und dem Wunsch nach einer starken Führungskraft.

DerThorag schrieb:Wahrscheinlich gibt es vergleichsweise ne Handvoll Leute die so dachten, weil sie davon profitierten. Ansonsten ist das Leben früher aus der Retroperspektive halt einfacher. Schau mal wie der technische Sprung 1950-1989 war und was sich seit dem Mauerfall getan hat. Allein da kommen viele Leute schon nicht mehr mit.

Du meinst auch das sei ein Grund, warum früher vieles besser war? Möglich, wenn ich sehe wie manche Menschen blos kein Smartphone wollen.

DerThorag schrieb:Dann hat sich die Gesellschaft halt stark verändert. Wegen gefühlt jeden Furz lassen sich die Menschen spalten. Früher gab es halt mehr das miteinander. Menschen kommunizierten nicht über einen Bildschirm, sondern haben sich hauptsächlich real getroffen. Heute haut man mit Anglizismen um sich. Diejenigen die in der DDR in die Schule gingen, haben gar keine Ahnung was "weird" bedeutet.

Wobei gerade dieser Punkt schon etwas belustigend ist. Die DDR hatte schon sehr viele Anglizismen im Sprachgebrauch.

»English made in GDR« wurde zum Vorboten unseres heutigen Sprachmixes – teils sogar mehr als im Westen.

Die Bücher und Aufsätze der ostdeutschen Sprachwissenschaftler Helmut Langner und Martin Lehnert lassen keinen Zweifel daran, wie viel Gefallen man im real existierenden Sprachalltag der DDR am Englischen fand. Ganz wie im Westen sprach man in den Achtzigerjahren vom Manager und vom Job, vom Baby und dem Babysitter, vom Toaster oder Skateboard. Man hatte Sex genauso wie Stress, pflegte ein Hobby wie Jogging oder Bowling, liebte Science-Fiction, trug T-Shirts, benutzte Aftershave oder Make-up. Im Sommer wurden Shorts und Bikinis rausgeholt, man ging auch surfen, campen oder, wie im Westen, »trampen« – was auf Englisch hitchhiking heißt.

Auch von Know-how und Engineering war die Rede, denn zunehmend waren die englischen Sprachimporte ökonomischer Natur: aus Handel, Transport und vor allem Technologie. Schiffe operierten, wie in aller Welt, Roll-on/Roll-off. Manche DDR-Betriebe trugen Namen wie VEB Construction Consult. Und in den Interflug-Maschinen beschäftigte man bewusst männliche und weibliche Stewards statt – wie die Lufthansa im Westen – bloß »Fluggastbetreuerinnen und Fluggastbetreuer«. Martin Lehnert betonte 1990 in seinem Buch »Anglo-Amerikanisches im Sprachgebrauch der DDR«, dass eine internationale Vereinheitlichung der Sprache als Erleichterung und Bereicherung begriffen wurde.
...
Ausgerechnet mithilfe von DDR-Betrieben erlebten englische Wörter und Wendungen einen Boom – ein ebenfalls gängiges Wort. Hatte der ostdeutsche »Duden« im Jahr 1956 noch 347 Anglizismen verzeichnet, waren es 1986 mehr als 5000. Zugleich verschwanden deutsche Schreibweisen wie »Kola« für Cola, »Kautsch« für Couch oder »Kockpit« für Cockpit. Nur die Jeans blieb als »Niethose« bis zum Ende der DDR im Angebot, zum Beispiel als Ost-Marke »Shanty«.

Quelle: https://www.spiegel.de/geschichte/denglisch-in-der-ddr-can-i-become-a-broiler-a-6e7f0602-e356-42f0-9d03-ca39ec9ba186

DerThorag schrieb:Wo ich mitgehen würde, der Wunsch nach starken Persönlichkeiten. Das höre ich öfters. Man muss auch wirklich sagen das da abseits von AFD, BSW und vielleicht noch CDU (eher CSU) halt nicht viel los ist. Die Außendarstellungen von Scholz, Habeck und co. sind austauschbar.

Ich denke der Wunsch dazu ist geschichtlich begründet. Viele kennen es einfach nicht anders. Nach Hitler kam Stalin, irgendwann Pieck, Ulbrich, dann ... Honecker und jetzt gibt es Parteien die Kompromisse finden müssen. Was ein völlig andereres politisches System ist.

Schubiack schrieb:"Die dummen Ossi-Nazis" oder so ähnlich... :|

... was eine Form der Stigmatisierung ist.

Völlig stoisch betrachtet, sagt der Wählerwille in Thüringen aus, Afd + CDU.

Bin gespannt, wie weit sich die CDU verbiegen wird, um eine Minderheitsregierung auf die Beine zu stellen.

SpoilerNur zu Klarstellung, ich habe weder AfD noch BSW gewählt und bin fest in der Demokratie verankert.

Larry08 schrieb:Die Wählerinnen und Wähler der AfD werden zu den großen Verlierern dieser Entwicklung gehören.

Tja...mein Mitgefühl hält sich in Grenzen.
Sollen sie ihre eigene Medizin kosten.

Schubiack schrieb:Wenn ich mir vorstelle, wie manche Thüringer und Sachsen, vielleicht ganze Familien, gestern Abend vor dem Fernseher gesessen sind und sich dann geschämt haben, weil sie dachten jetzt heißt es bestimmt wieder "Die dummen Ossi-Nazis" oder so ähnlich... :|

Was ja so wohl nicht vorgekommen sein dürfte. Zumindest wäre mir kein Sender bekannt, der so pauschal draufhaut.
Und bild.tv wird sowas ja wohl kaum propagiert haben.

Ich habe mich als Ossi noch nie als typischer Ossi-Nazi gefühlt. Aber ich bin da vielleicht auch zu wenig rechts.

Gestört hatte mich mal das Titelbild der MOPO mit dem braunen Schandfleck, als Sachsen dort braun eingefärbt wurde. Trotzdem ich mich nicht als Sachse fühle. Das Bild fand ich schon grenzwertig.
Kein Sachse zu sein empfinde ich mich, weil die Region hier nur durch eine Volksbefragung sächsisch wurde, ich da noch nicht wählen durfte und wir hier nichtmal sächsisch sprechen. Aber das ist auch ot. xD

SophiaPetrillo schrieb:... was eine Form der Stigmatisierung ist.

Ja, aber ist übel. Früher waren die Ossis "dumm" und "naiv", das konnten sie eigentlich recht gut widerlegen und sich davon frei machen. Dann kommt die AfD und jetzt sind sie Nazis und in weiten Teilen wieder quasi "zu dumm" für Demokratie. Ich weiß nicht. Ich bin stolz, dass "die Ossis" zu 70% keine AfD wählen. Und Idioten haste überall. Wenn man das mal in absoluten Zahlen der Bevölkerung anschaut, glaube ich nicht, dass "der Westen" da deutlich besser abschneidet.

SophiaPetrillo schrieb:Völlig stoisch betrachtet, sagt der Wählerwille in Thüringen aus, Afd + CDU.

Naja, es wurde ja im Vorfeld klargestellt, dass mit der AfD nicht koaliert wird. So gesehen würde ich das eher als ein Votum für CDU sehen und die AfD-Wähler sind gegen alles, was das Parteiensystem aufbietet, außer eben die AfD.

Ein schwarzer Tag für Sachsen und ein noch Schwärzerer für Thüringen.

Das Blaue und wie es leider zu erwarten war, ist erstarkt und in Thüringen hat es nach Hochrechnungen obsiegt.

Diese Art von Blau steht nur leider nicht für Hoffnung, für Fortschritt und für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Ganz besonders nicht das Thüringer-Blau mit einem anerkannten Faschisten an der Spitze.

Amen.

Mehr habe ich zum Wahlausgang erst mal nicht zu sagen.

Ps.

Für beide SPDen tut es mir unendlich leid. Immerhin in Sachsen etwas stärker als in Thüringen. Ich hätte es eher umgekehrt erwartet.

Schubiack schrieb:Naja, es wurde ja im Vorfeld klargestellt, dass mit der AfD nicht koaliert wird. So gesehen würde ich das eher als ein Votum für CDU sehen und die AfD-Wähler sind gegen alles, was das Parteiensystem aufbietet.

Ich denke nicht, dass AfD Wähler etwas dagegen hätten wenn die AfD mit der CDU koalieren würde. Poltiker sind Volksvertreter. und dieses Ergebnis sendet ein klares Signal. Wenn man das nicht möchte, dann brodelt der Topf eben weiter und wir sehen beim nächten mal ggf. 40%. Die CSU schafft das ja in Bayern auch beihnahe.

Schubiack schrieb:Naja, es wurde ja im Vorfeld klargestellt, dass mit der AfD nicht koaliert wird.

Es wurde auch im Vorfeld klargestellt, dass man mit den Linken nicht koalieren würde. Etabliert man aber eine Minderheitsregierung unter Duldung der Linken, ist das quasi als hätte man mit den Linken koaliert.

Star-Ocean schrieb:Ich denke nicht, dass AfD Wähler etwas dagegen hätten wenn die AfD mit der CDU koalieren würde.

Zumindest nicht die, denen die CDU zu links ist. Aber so lange die AfD nur gegen "Altparteien" Stimmung macht, kann auch sie kaum mit einer von diesen koalieren, ohne das sie zumindest einem großen Teil ihrer Wählerschaft vor den Kopf stößt.

Bone02943 schrieb:Zumindest nicht die, denen die CDU zu links ist. Aber so lange die AfD nur gegen "Altparteien" Stimmung macht, kann auch sie kaum mit einer von diesen koalieren, ohne das sie zumindest einen großen Teil ihrer Wählerschaft vor den Kopf stößt.

Na dass die AfD Partner braucht das ist den meisten wohl bewusst, irgendeine Pille muss man schlucken. Genau so sieht es ja auch auf der anderen Seite aus, die CDU muss sich nun zwischen Konstellationen entscheiden von denen Ihnen keine Recht ist. Mit dem BSW und SPD sehe ich persönlich das beste Potenzial. Ein alter Partner und jemand Neues.

Nur ist das BSW und die CDU nicht kompatibel. Noch weniger als CDU und Grüne.

Star-Ocean schrieb:Wenn man das nicht möchte, dann brodelt der Topf eben weiter und wir sehen beim nächten mal ggf. 40%.

Halte ich persönlich für Unsinn. In meinen Augen ist das ein Narrativ der Rechten nach dem Motto "Wenn ihr uns nicht zur Macht verhelft, dann werden wir sie später eben alleine ergreifen", wobei immer die unterschwellige Drohung mitschwingt "...und dann aber!". Ist der selbe Blödsinn wie "Wenn wir keine Nazi-Politik machen, dann kommen die Nazis und machen Nazi-Politik" seitens der eher gemäßigt konservativen Kräfte im Land. Das funktioniert so nicht.

SophiaPetrillo schrieb:Etabliert man aber eine Minderheitsregierung unter Duldung der Linken, ist das quasi als hätte man mit den Linken koaliert.

De Facto vielleicht, de Jure sind es doch zwei verschiedene paar Schuhe. Und man kann damit sein Gesicht wahren, was in der Politik doch sehr wichtig ist.

Bone02943 schrieb:Nur ist das BSW und die CDU nicht kompatibel. Noch weniger als CDU und Grüne.

Das spielt in dieser verfahrenen Situation keine Rolle, es geht darum eine regierbare Konstellation zustande zu bringen, die den Volkswillen halbwegs wiederspiegelt. Die Poltiker sollten sich in der BSW Frage daher nicht an Grundsätzen verbeißen.

Schubiack schrieb:Halte ich persönlich für Unsinn. In meinen Augen ist das ein Narrativ der Rechten nach dem Motto "Wenn ihr uns nicht zur Macht verhelft, dann werden wir sie später eben alleine ergreifen", wobei immer die unterschwellige Drohung mitschwingt "...und dann aber!". Ist der selbe Blödsinn wie "Wenn wir keine Nazi-Politik machen, dann kommen die Nazis und machen Nazi-Politik" seitens der eher gemäßigt konservativen Kräfte im Land. Das funktioniert so nicht.

Du persönlich hälst es für Unsinn, aber kannst du in die Köpfe der Leute schauen? In der aktuellen Migrationspoltik gibt es weiterhin keinen Pardigmenwechsel und das ist aktuell das Hauptthema der AfD. Man sieht ja dass es offenbar niemanden großartig tangiert was die AfD sonst anzubieten hat wenn sich alles an dieser Frage aufreibt.

rhapsody3004 schrieb:Das Blaue und wie es leider zu erwarten war, ist erstarkt und in Thüringen hat es nach Hochrechnungen obsiegt.

Ja, das war zu erwarten. Die Hochrechnungen deuteten darauf hin und auch die EU-Wahlen waren ein Indikator, dafür in welche Richtung sich die Wahlen bewegen werden.

Star-Ocean schrieb:Na dass die AfD Partner braucht das ist den meisten wohl bewusst, irgendeine Pille muss man schlucken.

Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sich BSW und Afd zusammenschließen. Dies hängt wohl davon ab, welche Entscheidung Frau Wagenknecht trifft. 15 Sitze BSW und 32 Sitze AfD. Mit 47 Sitzen hätten sie die Mehrheit.

Nimmt sie die Möglichkeit wahr, in einem Bundesland mitzuregieren?

Star-Ocean schrieb:In der aktuellen Migrationspoltik gibt es weiterhin keinen Pardigmenwechsel

Und das ist auch gut so, weil:

Star-Ocean schrieb:das ist aktuell das Hauptthema der AfD

: )

Schubiack schrieb:Und das ist auch gut so, weil:

Entnehme ich der Antwort das zu mit der aktuellen Situation zufrieden bist bzw. dass von der Ampelregierung nichts wesentliches an der Migrationspoltik geändert werden soll, weil das das Thema der AfD ist?
Ich frage nur weil manchmal gibt es hier Missverständnisse in Schriftform ;)

SophiaPetrillo schrieb:Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass sich BSW und Afd zusammenschließen. Dies hängt wohl davon ab, welche Entscheidung Frau Wagenknecht trifft. 15 Sitze BSW und 32 Sitze AfD. Mit 47 Sitzen hätten sie die Mehrheit.

Nimmt sie die Möglichkeit wahr, in einem Bundesland mitzuregieren?

Das widerum schließe ich nun wieder absolut aus. Von dem was ich bisher mitbekommen habe schwingt Sahra Wagenknecht bei allen Landtagswahlen jetzt erstmal die Peitsche. Es ist ihre Partei und ihr Karriereprojekt, das wird sie definitv nicht zulassen, dass eine Katja Wolf o.ä. das ganze kurze Zeit später mit dem Arsch wieder einreißt.