@Optimist Ich geb dir mal ein Beispiel dafür, wie ich mir vorstelle, dass der Protest von LG funktioniert. In England heißt die Schwesterbewegung von LG "just stop oil" und ist da sogar schneller groß geworden als hier.
Schauen wir uns erstmal umfragen über die Zeit hinweg an:
https://www.gbnews.com/news/exclusive-poll-just-thirteen-per-cent-of-brits-support-just-stop-oil-protests/386337November 22:
The GB News People’s Poll* found just 13 percent of British adults express any support for the disruptions caused by Just Stop Oil.
The survey of 1,198 people, saw 62% of the country say they "oppose" them with 47% of these "strongly opposing" their actions.
Quelle:
https://yougov.co.uk/topics/science/survey-results/daily/2023/04/18/25178/1April 23
16% Support, 51% dagegen.
Das bedeutet, dass JSO es (obwohl sie schon früher mit größeren Aktionen als LG anfingen und bereits stärker kriminalisiert worden sind) geschafft hat, innerhalb eines halbe Jahres gut 13% Net-Zustimmung dazuzubekommen (nur noch gut die Hälfte der Briten sind gegen sie, 16% unterstützen sie).
Ihre Anliegen wiederum sind Konsens, die Mehrheit der Briten findet das Kernanliegen von JSO richtig. Aber das hat nur dann wirklich eine Auswirkung, wenn es vehement und mit Nachdruck gefordert wird. Ansonsten wird das von anderen Themen weggewischt. Darum muss JSO nonstop in den Medien sein und nonstop fordern.
Und wir sehen erst Auswirkungen:
https://www.theguardian.com/commentisfree/2023/may/30/the-guardian-view-on-labours-green-plans-just-stop-oil-to-save-the-planetSir Keir Starmer has been admirably straightforward about his mission to make Britain a “clean energy superpower”. Blocking new oil and gas fields is a sine qua non to realise that ambition. The Labour leader even went to the lion’s den of Davos earlier this year to give business leaders that message.
Labout (bei deren Wählern im Übrigen der Support von JSO 30% beträgt, also kein Pappenstiel ist) hat sich entschieden, mit einer Kernforderung von JSO Wahlkampf zu machen. Auch bei anderen Parteien ist das mittlerweile so. Just stop oil selbst beschreibt das so:
https://juststopoil.org/2023/05/30/labour-supports-no-new-oil-and-gas-a-victory-for-civil-resistance-and-for-common-sense/Just Stop Oil has won because we have done exactly what we set out to do: dominate the national conversation and push ‘no new oil’ up the policy agenda. Civil resistance has won because whether you like our methods or not you have to admit they have been effective at achieving results.
Within nine months, we had 92% name recognition, thousands of headlines and millions of views on social media and, according to polling conducted last year by Social Change Lab, rather than being counterproductive, disruptive action by Just Stop Oil has increased the number of people in the UK willing to take climate action. We’ve not only inspired hundreds of people to take nonviolent direct action with our campaign, we have successfully encouraged thousands to join more moderate organisations like Friends of the Earth.
No new oil is now the policy of the Scottish and Welsh governments, the Green Party, the Liberal Democrats and, as reported yesterday, the government-in-waiting. Even the cross party Environmental Audit Committee thinks the government should set an end date for new oil and gas. Change is coming whether this criminal government and its fossil fuel backers like it or not. Even some major banks and insurance companies, never the most ethically driven organisations, want to end their support for fossil fuels.
Natürlich wird sich Keir Starmer nicht hinstellen und sagen: "ja, ich finde gut, dass die das gesetz brechen". Das kann er natürlich als Politiker so einfach nicht machen.
Aber wir sollten auch nicht so tun, als habe es keinen Einfluss auf Politiker, wenn "just stop oil" bzw. die Forderung, keien neuen Öl und Gasfelder aufzumachen, eine ständige, nonstop medienkampagne ist, die immer wieder trendet und die Aktionen der Regierung genau beobachtet. Und wenn 30% der Labour Wähler JSO gut finden, dann hat das ebenfalls einen Effekt auf deren Themensetzung. Die wissen dann, dass es da sowohl was zu holen gibt, als auch was zu verlieren, wenn man die Bewegung enttäuscht mit der eigenen Klimapolitik.
Und so kann ziviler ungehorsam durchaus die Politik beeinflussen, ganz ohne dass sie in der Mehrheit sind oder politiker sie offen unterstützen.
Aber da sehen wir durchaus auch nochmal, dass eine Klimabewegung verschiedene Teile braucht. Man braucht mitte links in form der politischen partei labour (oder bei uns die grünen und eventuell die spd). Man braucht moderatere Klimabewegungen wie FFF, die seriös auftreten und politisch einordnen (dazu gehören natürlich auch Erklärer wie bei uns Harald Lesch).
Aber man braucht auch direkte Aktionen die durchaus unangenehm werden können, wenn das Anliegen auf Dauer ignoriert wird. Eben, damit die moderate linke mehr Grund hat, ambitioniert aufzutreten und man den seriösen Erklärern ernsthaft zuhört.