Photographer73 schrieb:Ich sehe ein Problem, wenn einem Rassismusopfer nicht geglaubt wird. Wenn seitenlang versucht wird etwas herunterzuspielen, kleinzureden oder als "vll hat er das ja missverstanden" interpretiert wird, anstatt einfach das zu benennen, was da vorgefallen ist. Es wird ja auf dem Video sogar noch mit ihm darüber diskutiert, wo denn das stehen würde, daß man nicht mehr "Negerkuss" sagen dürfte usw.
Ich sehe immer noch nicht den entscheidenden Beleg dafür, dass es sich tatsächlich um einen rassistischen Angriff gehandelt hatte, und somit auch nicht, warum man zu diesem Zeitpunkt schon von Opfern sprechen sollte. Meinungen reichen da einfach nicht aus. Sie sind keine Tatsachen, also braucht man auch nicht so zu tun, als wäre das schon alles völlig klar und unumstößlich so, wie du es behauptest.
Was ich allerdings sehe, ist jede Menge selbstgerechter Empörung und Angriffe deinerseits auf Bemühungen den Fall aus verschiedenen Perspektiven bewerten zu wollen, weil dir das offenbar in deiner Wahrnehmung als "herunterspielen, kleinreden etc." vorkommt.
Das ganze auch noch, ohne nachvollziehbare Argumente vorbringen zu können, warum ich das nicht aus verschiedenen Perspektiven betrachten sollte. Dein Misstrauen gründet schlicht auf deinem Bauchgefühl, ich wolle hier Rassismus verharmlosen, was nun niemals der Fall gewesen ist. Ich verharmlose ihn nicht, ich untersuche, ob er überhaupt da war.
Also, benenne doch einfach, was du denkst, was da vorgefallen ist, und begründe das möglichst klar und deutlich, dann haben wir wenigstens eine ordentliche Diskussionsgrundlage, über die man sich vernünftig austauschen könnte.
Nehmen wir gleich mal die letzte Aussage von dir:
Es wird ja auf dem Video sogar noch mit ihm darüber diskutiert, wo denn das stehen würde, daß man nicht mehr "Negerkuss" sagen dürfte usw.
Was genau bewegt dich zu der Annahme, dass diese Aussage, wenn ich das jetzt richtig verstanden hatte, schon ein Beleg dafür ist, dass es sich insgesamt um einen rassistischen Angriff handeln würde?
Es ist nun mal ein Faktum, dass das nirgends steht, dass man das heute nicht mehr sagen darf. Man darf es sagen, es gibt kein Gesetz dagegen, auch kein ungeschriebenes, und selbst wenn man es sagt, muss es nicht zwangsläufig als rassistisch gelten, weil das vom jeweiligen Sprachkode abhängt, welchen man verwendet.
Die heute gängige normierte/normale Sprachkodierung spricht sich zwar laut Duden zB dafür aus, mit dem Wort Neger vorsichtig umzugehen, weil es seit einigen Jahrzehnten als "rassistisch konnotiert" gilt, aber das heißt noch lange nicht, dass es immer und überall nur als rassistisch verwendet und dementsprechend auch nur so verstanden werden muss.
Weil es neben dem normalen/normierten Duden-Sprachkode auch viele andere zB umgangssprachliche, veraltete oder sonst wie geartete geben kann, in denen der Begriff ggf anders gewertet würde.
Sprache fußt auf einem Konsens zwischen Sender und Empfänger. Sie ist individuell höchst flexibel, und deshalb niemals überall gleich allgemeingültig. Die Wertungen der einzelnen Worte sind immer vom Kontext abhängig, nicht davon, was irgendwo mal irgendwann von irgendwem festgelegt wurde.
Das was der Duden festhält, ist also nie in Stein gemeißelt, sondern ein Versuch in die vielen Strömungen der verschiedenen Sprachkodes eine halbwegs einheitliche Linie zu bringen. Trotzdem kann das immer und überall abweichen, je nach Absprache der Verwender.
Wenn das einer also so kommuniziert, "wo steht das denn bitte, dass man das nicht sagen darf", dann pocht er offenbar auf sein Recht es sagen zu dürfen. Noch alleine aus diesem Recht lässt sich aber eine rassistische Absicht nicht ableiten.
Da ist noch kein Rassismus drin, weil der erst dann gegeben wäre, wenn er mit dem Wort tatsächlich jemanden ethnisch diskriminieren/herabwürdigen wollte. Wollte er das wirklich? Wissen wir nicht.
So stellen sich die Dinge meiner Ansicht nach korrekt dar, und ich bin weiterhin sehr überrascht, dass das schon solche Reaktionen wie die deinigen verdient.