pattimay schrieb:Naja, die Polizei ermittelt ja. Und zum Rest...so ist es doch immer ggü. den Opfern. Sie übertreiben, haben es bestimmt provoziert usw. Denn in D gibt es keinen Rassismus.
Wenn man das Problem nicht endlich mal deutlich anerkennt dann wird sich doch nie was ändern.
Hier ist doch das Problem, dass man nicht mal genau weiß, was eigentlich vorgefallen ist, und trotzdem gleich mit dem Rassismus Vorwurf ankommt. Ich halte das, wie schon mehrfach gesagt, für kontraproduktiv.
Ich will Rassismus sicher nicht klein reden, ihn verharmlosen, ihn gar weg diskutieren
.. würde mich nur sehr freuen, wenn die Leute, die ständig überall Rassismus beklagen, auch immer und überall alle Nebenaspekte wahrnehmen, so dass sich die Situation auch vollständig und wahrheitsgemäß beurteilen lässt.
Ich denke übrigens auch nicht, dass in der Politik der größte Gegner der Wahrheit die Lüge ist, sondern die berühmte gefährliche Halbwahrheit.
Es ist sehr leicht auf einseitige Darstellungen, Sichtweisen, Meinungen herein zu fallen, gerade wenn sie auch noch das eigene Weltbild bestätigen.
Das gebe ich immer wieder zu bedenken, dass man das immer im Hinterkopf behalten muss, so man immer noch ernst genommen werden will. Wehe, wenn die ganze antirassistische Bewegung wegen solchen Fehlern, die in irgendwelchen Halbwahrheiten münden, an Glaubwürdigkeit verlieren sollte. Dann haben die Betroffenen ein noch dickeres Problem mit Rassismus, den es auch noch überall geben kann, aber den dann keiner sehen will, weil er glaubt, er wäre doch meistens nur eingebildet. Häufig ist es auch heute schon so, und ich versuche das eben besser zu machen. Mit geteiltem Erfolg, zugegeben.
MokaEfti schrieb:Für mich stellt sich das so da, als wären die ersten Negerküsse noch eher reine Privatsache gewesen. Erst im Verlauf, als Prince Ofori das (zufällig) mitbekommen und interveniert/belehrt hatte, scheint sich das entsprechend aufgeladen zu haben. Hatte der ältere Mann aber Prince Ofori bereits wahrgenommen und gezielt durch lautes Wiederholen provoziert, ist es für mich eben auch klar rassistisch, da die Negerküsse lediglich die Funktion hatten, verklausiert zu beleidigen. Wenn er aber nur darauf bestanden hat, diese für ihn "gängige" Bezeichnung zu verwenden, macht es ihn noch lange nicht zum Rassisten, höchstens zum Trotzkopf.
Ja, so stellt sich das für mich auch erstmal dar.
Wobei ich nicht mal sicher sagen könnte, ob das in dem anderen Fall, wenn er es gezielt durch lautes Wiederholen provozieren wollte, auch schon als "rassistisch" zu werten wäre.
Ich würde trotzdem erstmal denken, dass da einer einfach meint, sich nichts vorschreiben zu wollen, und er will deshalb den Negerkuss auch in Gegenwart von einem Schwarzen so nennen, weil er das nicht einsieht, dass man ihm die heute gängige Sprachregelung aufdrücken will. Aggressive PC Diskussion zeigt deutlich, dass es diesen Reflex durchaus häufig gibt.
Eine Form von provokantem Widerstand, eine Uneinsichtigkeit, durchaus auch blöd in dieser Situation, aber gleich rassistisch? Ich meine, um dem Vorwurf zu genügen, müsste er doch wirklich den Schwarzen diskriminieren wollen, ihn damit ethnisch herabwürdigen wollen, und diese Absicht ist in der bloßen Benennung einer Speise nicht wirklich erkennbar, meine ich.
Dazu hätte man ihn gleich befragen müssen, damit er sich erklären kann. Wurde leider versäumt, und so werden wir es vermutlich nicht erfahren.
Mal sehen, was die Ermittlungen dazu ergeben.
MokaEfti schrieb:Wenn schwarze Fußballspieler oft "in sich zusammenbrechen", da im Stadion/von Spielern entsprechende/s Liedgut/Stimmen zu vernehmen sind, zeigt wie tief der Stachel sitzen muss. Klar muss man auch die Konsequenzen abschätzen, wenn man jemanden stellt. Nur, ich kann diese Dünnhäutigkeit diesbezüglich gut nachvollziehen. Stell dir vor, du hättest einschlägige Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Da ist es schon auch eine Stärke, in solchen Situationen auch mal offensiv zu agieren, als es souverän wegzuschlucken.
Ich habe einschlägige Erfahrungen mit Rassismus gemacht. Meine Mutter war Polin mit noch anderen slawischen Wurzeln, mein Vater ist deutschstämmiger Schlesier und das ist mein ganzes Leben ein Thema in- und außerhalb der Familie. Genau deshalb glaube ich auch beurteilen zu können, wie man am besten mit solchen Situationen umgehen könnte, um sich erstens selbst zu schützen, und zweitens die Lage nicht noch zusätzlich zu verschlimmern.
Jeder Betroffene (egal ob Mobbing, Rassismus, Sexismus, Klassendenken, oder sonst was in der Richtung) muss sich ein dickes Fell zulegen. Es geht nicht anders.
Ich bin sehr dafür den Opfern immer und überall beizustehen, aber dagegen sie in Watte zu packen. Das hilft niemandem, meiner persönlichen Erfahrung nach.
MokaEfti schrieb:Das du aufzeigst, wie schnell eine Version übernommen wird und Wertungen ohne viel Hintergrund übernommen werden, sehe ich sehr positiv. Würde sich sich das Geschehen im weiteren Verlauf so darstellen, dass der ältere Mann einfach nur trotzig darauf bestanden hat, seine Sprachauswahl frei bestimmen zu können und sich nicht belehren lassen wollte, würde die Rassismuskeule nach hinten losgehen. Das sollte man immer auf den Zettel haben...
Japp..