Streuselchen schrieb:Wenn es wertneutral gewesen wäre, hätte er beim ersten ansprechen darauf, dass man das Wort heute nicht mehr sagt, akzeptierend reagiert.
Wenn er es wertneutral verwendet, weil er es so gelernt hatte, dann verwendet er es vermutlich auch heute noch wertneutral, und lässt sich das auch ungern von irgendwem ausreden. Schon gleich gar nicht, wenn ihn ein Fremder beim Einkaufen offenbar ziemlich unvorteilhaft von der Seite anquatscht, und ihm damit möglichweise sogar das Gefühl gibt, ihn bloßstellen zu wollen. Das ist .. sagen wir mehr als ungeschickt gewesen. So belehrt man keine fremden, alten Leute normalerweise, sondern geht da mit einem etwas offenerem Mindset ans Werk.
Selbst wenn der alte das provoziert haben sollte, weil er diesen Begriff mehrfach in seine Richtung sagte, so muss der Provozierte damit leben, dass der Alte diesen Begriff nicht unbedingt als rassistisch wertet, und ihn provokant extra deutlich anders verwendet, weil ihm die ganze PC-Diskussion vllt langsam zu blöd wird.
Ist dann seine eigene Form des Widerstandes, mit dem wir halt alle leben müssen, und zwar so lange, bis wir es auch schaffen, diesen Alten davon zu überzeugen, dass der Begriff auch von vielen als problematisch gesehen werden könnte, weil Geschichte unso.
Streuselchen schrieb:Das man das Wort ansich nicht mehr gebraucht wird auch dem 70 jährigen klar gewesen sein - immherin steht das auch nicht auf der Verpackung. Lesen wird er noch gekonnt haben.
Ist vermutlich nur neumodischer Bullshit für ihn, und ob sich Raider nun Twix nennt, juck ihn sicher auch nicht.
Der Hund liegt hier ganz woanders begraben. Man kann solche relativ zur Situation bewertbaren Begriffe einfach nicht verabsolutieren, und drauf pochen, dass sie jeder immer und überall als gleich "rassistisch" zu verstehen hat. Das ist vllt in der Theorie schön und wünschenswert, aber kaum praktikabel. Solange das die Leute nicht verstehen, müssen sie sich nicht wundern, dass sie immer wieder auf massiven Widerstand stoßen.
Daran krankt die ganze PC Bemühung. Es gibt keinen einheitlichen Sprachsozialismus, sondern nur einen mehr oder weniger stark präsenten gesellschaftlichen Konsens, wie man zu sprechen habe, und selbst der ist immer neu verhandelbar, und damit höchst flexibel.
Es gibt keine Starrheit in der Sprache.