Rassismus

Koba82 schrieb:Aber hätte ich in der Tat anders schreiben sollen, die von denen der Rassismus ausgeht hat es nicht gejuckt, jetzt wird ein Schuh draus. Die betroffene Minderheit war bei nicht jucken nicht einbezogen. Hätte ich in der Tat besser formulieren können.

Wir müssen das nicht breitreten, aber meiner Meinung nach ist es widersprüchlich, zu sagen/denken, es habe damals zwar keinen gejuckt, war aber damals dennoch schon rassistisch. Das hieße ja, die Bewertung (rassistisch oder nicht) hätte sich über die Zeit nicht geändert. Es wird aber stets damit argumentiert, daß sich diese Bewertung eben mittlerweile geändert habe.

@Tripane
Dann könnte man auch vieles im 3ten Reich relativieren, nein Zeitkontext macht so etwas nicht besser oder weniger rassistisch.
Wie gesagt ich hätte sagen sollen das es bei der Mehrheit gessellschaftsfähig war.
Aber ich glaube wir reden schlicht aneinander vorbei.

Tripane schrieb:meiner Meinung nach ist es widersprüchlich, zu sagen/denken, es habe damals zwar keinen gejuckt, war aber damals dennoch schon rassistisch

Rassismus war zu Zeiten, als die "Rassenlehre" noch die führende Wissenschaft der Genetik war, einfach noch kein Begriff. Das sich Schämen kam erst, als der Kolonialismus unterseiner eigenen Last zerbrach, und das koinzidierte zufällig mit der Zeit, als die Genetik richtige Fortschritte machte (die ersten beiden Nachkriegsjahrzehnte) und die Rassenlehre auf den Müllhaufen der Geschichte warf.

Koba82 schrieb:Dann könnte man auch vieles im 3ten Reich relativieren, nein Zeitkontext macht so etwas nicht besser oder weniger rassistisch.

Nein, das sehe ich etwas anders. Es ist schon komplizierter. Es gibt weder die eine, noch die andere "absolute" Wahrheit. Darin liegt doch gerade die Herausforderung, einerseits nicht zu beliebig zu werden, andererseits aber zu sehen, dass moralische Maßstäbe auch nichts Absolutes sein können.
Und natürlich sind Wertungen immer relativ. Man darf den Begriff "relativ" nur nicht derart mißbrauchen, dass zum Schluß das rauskommt was einem grade am besten gefällt.

Realo schrieb:Rassismus war zu Zeiten, als die "Rassenlehre" noch die führende Wissenschaft der Genetik war, einfach noch kein Begriff...

Ja, eben. Darum gings mir im Grunde ja auch nur.

Tripane schrieb:Das hieße ja, die Bewertung (rassistisch oder nicht) hätte sich über die Zeit nicht geändert. Es wird aber stets damit argumentiert, daß sich diese Bewertung eben mittlerweile geändert habe.

häh? Damals haben die, die nicht davon betroffen waren, nichts als rassistisch angesehen, denn Schwarze Menschen wurden ja sowieso als minderwertig, dumm, unzivilisiert etc angesehen. Da hat sich niemand Gedanken drüber gemacht, dass es gleichwertige Menschen sind und keine stereotyp darzustellende "schwarze" Masse von Menschen. Man hatte eine Vorstellung vom "Mohren" oder "Neger" die es rechtfertigte, rassistisch zu sein. Es lag ja quasi in der "Natur", dass Schwarze Menschen alle gleich sind und natürlich unter denen standen, die sie fremdbezeichneten und stereotyp darstellten. Rassismus wurde demzufolge nicht als solcher angesehen. Ds tut aber der sache an sich ja keinen Abbruch, im Sinne dessen, dass es trotzdem Rassismus war, auch wenn man es weder so benannt hat noch als solchen überhaupt erkannt hätte oder erkennen wollen.

@Tripane
Was ist denn besser an der "Wahrheit" Minderheiten durch Stereotype rassistische Darstellungen zu zeigen und zu beleidigen als zu sagen wir machen das nicht mehr?

Tripane schrieb:Ja, eben. Darum gings mir im Grunde ja auch nur.

Das macht es nicht weniger rassistisch.

Koba82 schrieb:Was ist denn besser an der "Wahrheit" Minderheiten durch Stereotype rassistische Darstellungen zu zeigen und zu beleidigen als zu sagen wir machen das nicht mehr?

Die Frage verstehe ich nicht. Syntaktisch kriege ich es noch zusammen, aber der Zusammenhang fehlt mir.

Koba82 schrieb:Das macht es nicht weniger rassistisch.

Aus heutiger Sicht, aber aus damaliger Sicht kann sich das anders dargestellt haben.

Je objektiver ein Begriff ist, um so zeitloser mag er sein. Aber der Begriff "Rassismus" und die dahinterstehenden Wertungen erfüllen diese Eigenschaft in meinen Augen bei weitem nicht.

@Tripane

Tripane schrieb:Nein, das sehe ich etwas anders. Es ist schon komplizierter. Es gibt weder die eine, noch die andere "absolute" Wahrheit. Darin liegt doch gerade die Herausforderung, einerseits nicht zu beliebig zu werden, andererseits aber zu sehen, dass moralische Maßstäbe auch nichts Absolutes sein können.
Und natürlich sind Wertungen immer relativ. Man darf den Begriff "relativ" nur nicht derart mißbrauchen, dass zum Schluß das rauskommt was einem grade am besten gefällt.

Das habe ich damit gemeint.
Was macht den die andere "Wahrheit" besser wir lassen hier ne rassistische Darstellung kommentarlos stehen, jedes Jahr zu Weihnachten.
Ich weiß du willst darauf hinaus, dass es nicht rassistisch ist, weil damals. Aber dann könnte man auch kommen und sagen, blackfacing war nicht rassistisch, kauft nicht beim Juden war nicht antisemitisch, wenn man die Zeit bedenkt. War halt gesellschaftsfähig. Nein, Gesellschaftsfähigkeit und Zeit ändert nichts an der Sache an sich.
Kinder schlagen war damals genauso falsch wie heute, nur heute wird es mehr geächtet. Relativiert aber nicht damals.

Koba82 schrieb:Aber dann könnte man auch kommen und sagen, blackfacing war nicht rassistisch, kauft nicht beim Juden war nicht antisemitisch, wenn man die Zeit bedenkt. War halt gesellschaftsfähig. Nein, gesellschaftsfähigkeit und Zeit ändert nichts an der Sache an sich.

Die Sache ändert sich rückwirkend nicht mehr. Bewertungen von Sachverhalten aber durchaus. Wir wiederholen uns da.

@Tripane
Macht aber ja heute keinen Unterschied. Also stimmt du dem zu, es war besser den Melchior zu entfernen.
Das Sachen sich rückwirkend nicht ändern ist klar und komplett irrelevant.
Vergangene Fehler bleiben Fehler, aber heute kann man es besser machen.

Koba82 schrieb:Macht aber ja heute keinen Unterschied. Also stimmt du dem zu, es war besser den Melchior zu entfernen.

Ich sehe das als Grenzfall und reine Geschmackssache. Als rassistisch betrachte ich die Figur nicht, aber ich finde, dass der Schwarze recht klischeehaft gestaltet ist. Wirklich edel im Sinne von "königlich" wirkt allerdings keine der drei Figuren auf mich. Wäre ich (heute) beauftragter Bildhauer, würde ich die Figuren anders aussehen lassen. Ob man allerdings alte, traditionelle Figuren deswegen schrotten sollte...

@Tripane
Wieso schrotten? Ab in ein Museum damit, Kontext geben, gebongt.

Koba82 schrieb:Wieso schrotten? Ab in ein Museum damit, Kontext geben, gebongt.

Von mir aus, dann verlagert man das Problem allerdings auf den Kontext.

@Tripane
Wie sollte man das Problem denn angehen?
Nebenbei ich finde die Diskussion sehr erfrischend ohne Anfeindungen und dergleichen. Finde ich gut sich hier auch mal so austauschen zu können. X-D

Koba82 schrieb:Wie sollte man das Problem denn angehen?

Es nicht ganz so hochhängen. Der Caspar ist schlecht gefertigt, er wird ausgetauscht und gut ist.

@Lupo54
Das passiert doch, hat halt nur jemand drüber berichtet. Medienrummel sieht anders aus.
Bei dir ist es auch Caspar :-).

Koba82 schrieb:Wie sollte man das Problem denn angehen?
Nebenbei ich finde die Diskussion sehr erfrischend ohne Anfeindungen und dergleichen. Finde ich gut sich hier auch mal so austauschen zu können. X-D

Lupo54 schrieb:Es nicht ganz so hochhängen. Der Caspar ist schlecht gefertigt, er wird ausgetauscht und gut ist.

Schließe mich dem an. Man muß nicht mit Gewalt Konflikte heraufbeschwören, aber das hat eben für beide Fronten zu gelten.
Für und wider die pc.