Tussinelda schrieb:nö, der gilt dann als Betroffener oder als jemand, der eine Gruppe Betroffener vertritt, man kann ja nicht alle einladen, aber man kann denen, die eingeladen werden, zuhören
Willst du dir den Schuh jetzt tatsächlich selbst anziehen?
Tussinelda schrieb:doch, der eigene Willen einer Person, egal aus welchem Grund diese Person das macht
Das ist Relativismus und die Verweigerung, sich mit Inhalten zu befassen.
Dasselbe wie "Das sind Anderdenkende" oder "die haben halt eine andere Meinung". Argumente, die in anderem Kontext niemals geltend würden.
Groucho schrieb:Nöö, das klingt für ich nach einer Strohmann-Frage.
Auf was genau beziehst du doch mit der Frage nach der "Augenhöhe"?
Gäbe es denn Rassismus und Rassismusdiskussionen, wenn alle auf Augenhöhe wären?
Es geht nicht um real existierende Benachteiligungen sondern darum, dass der Diskurs kontinuierlich aus einer Machtposition erfolgt, bei der überhaupt nie Intention ist, sie aufzulösen, weil sie einen integralen Bestandteil der Theorie selbst darstellt.
Verewiglichte Macht-/Keine-Macht-Positionen, bei denen dann ständiges moralisches Anrufen einen "Weg zur Emanzipationen" ebnen soll, sind ein Widerspruch in sich und taugen höchstens zum infiniten Regress.
Man könnte überspitzt sagen, wir zementieren die Höherwertigkeit von weißen Menschen, aber jetzt haben die sich zum Glück entschieden, das zum Guten einzusetzen.
Antirassismus war mal dazu da, diese Kategorien zu brechen.
Zwar in anderem Kontext geäußert, aber auch hier treffend:
This also stinks of white saviour mentality, where Muslim women need to be rescued by (largely) white folk. This type of ideology plays a part in the pyramid of white supremacy and must be acknowledged so people can stop virtue signalling and understand the impact of their actions
https://www.stuff.co.nz/national/christchurch-shooting/111473440/headscarves-movement-means-well-but-it-is-cheap-tokenismGroucho schrieb:Diejenigen derjenigen, die finden es kommen zu wenig Schwarze (PoC) zu Wort.
Findest du, es kommen genug PoC zu Wort?
Nein, aber das Problem ergibt sich für mich aus der Entindividualisierung dieser Menschen und damit einhergehender Ignoranz ihrer individuellen Leistungen und Stärken gegenüber.
Das machen wir bei "Deutschen" in Deutschland nicht...die werden wegen Beruf, Expertise, Stellung usw eingeladen/kommen zu Wort.
Eine "PoC" aufgrund dessen, dass sie eine "PoC" ist, in eine Talkshow einzuladen, als Vertreter der PoC", weil das Thema gerade irgendwie grob "PoCologisch" ist, betrachte ich als Teil dieses Problems.
Was sich natürlich nicht auf Rassismuserfahrungen bezieht, denn dazu kann logischerweise kein Mensch irgendwas beitragen, der keine besitzt.
PoC und schwarze Menschen sind übrigens nicht identisch.
Alle schwarzen Menschen sind PoC aber nicht alle PoC sind schwarze Menschen.
Groucho schrieb:Ist dir schon mal aufgefallen, dass das nicht nur bei diesem Thema so gemacht wird?
Da wird der ADAC Vertreter auch schnell zur Stimme aller Autofahrer, auch wenn das überhaupt nicht stimmt.
Und vor allem: Kannst du deine Kritik eigentlich belegen?
Wo hat man denn das gemacht, in der Form, die du hier behauptest?
Willst du mich veralbern?
Ihr redet doch hier von
Groucho schrieb:PoC eine Stimme zu geben.
Groucho schrieb:um einen geeigneten Verteter der PoC zu finden?
Tussinelda schrieb:nö, der gilt dann als Betroffener oder als jemand, der eine Gruppe Betroffener vertritt, man kann ja nicht alle einladen,
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Was soll man da noch belegen?
Und ja, das ist mir aufgefallen. Nur lässt mir der Vergleich mit ADAC und Autofahrer eher ein wenig die Haare zu Berge stehen...
Ein sinnvollerer Vergleich wäre z.B. "Guckt mal hier, was sie bei Ditib gesagt haben....so sind sie, die Türken, da habt ihr es".
Groucho schrieb:Auch hier: Wo ist das passiert? Kannst du das belegen?
Ich habe sowas noch nie gesehen.
In Frankfurt passiert sowas offenbar
Sie verglichen die Kopftuchdebatte mit dem Terror des NSU. Fatma Keser, AStA-Referentin und Moderatorin des Abends, sagte der Frankfurter Rundschau, das "sei für sie eine Relativierung rassistischen Terrors."
Das Journal Frankfurt berichtet: "Zu Beginn der Diskussion seien im Zuschauerraum mehrere Menschen aufgestanden, hätten Schilder hochgehalten mit Aufschriften wie: 'Das Problem heißt Rassismus, nicht Kopftuch' […]. Die Kulturwissenschaftlerin Naïla Chikhi habe mit den Demonstrantinnen und Demonstranten diskutieren wollen, diese hätten aber nicht auf das Angebot reagiert."
[...]
Es sei "Rassismus, wenn man hier von Apartheid spreche." Frau Chikhi ist der Rassismus-Vorwurf nicht fremd. Wann immer sie den politischen Islam und dessen menschenverachtende Normen kritisieren würde, kämen diese Vorwürfe.
Dabei sind es doch gerade die unter das Kopftuch gezwungenen Frauen in islamisch geprägten Ländern, die auf die Hilfe und Unterstützung der Menschenrechtler*innen hoffen. Während zum Beispiel im Iran immer häufiger Frauen unter Androhung von Gefahr für Leib und Leben das Kopftuch öffentlich abnehmen, wird hierzulande Kulturrelativismus betrieben und Kritik an menschen- und frauenverachtenden, religiösen Vorschriften als "Rassismus" tituliert. Das ist eine völlige Umkehrung der Tatsachen und hilft niemandem. "Die zwangsexilierten iranischen Frauen, die 40 Jahre später immer noch tapfer der fundamentalistischen Frauenverachtung die Stirn bieten, lasse ich nicht im Stich. Weder in Frankfurt noch in Teheran. Das ist die Form der Frauensolidarität, die ich mir hier im Westen vor allem von linken Feministinnen wünsche!"
[...]
"Draußen fragte ich zwei der Männer aus der Gruppe der Störer, weshalb sie das tun. Ihr Vorwurf: Das Podium sei einseitig besetzt, da keine muslimische Frau eingeladen wurde. Ich erinnerte sie daran, dass ich Muslimin bin und fragte sie, ob ich ihnen nicht muslimisch genug sei, nur weil ich ihre Meinung nicht vertrete."
[...]
Ich lud sie ein, mich in den Saal zu begleiten, um die Diskussion fortzuführen. Sie lehnten das Angebot ab."
https://hpd.de/artikel/nicht-muslimisch-genug-17637Mitglieder der Gruppe „Studis gegen rechte Hetze“ haben sich am Donnerstagabend unter die Gäste im Studierendenhaus der Goethe-Uni Frankfurt gemischt. Noch bevor die Diskussionsteilnehmer überhaupt in das Thema einsteigen können, steht eine junge Frau auf, hält ein Plakat in die Luft, verliest lautstark ein Statement. Ihrem Beispiel folgen weitere junge Männer und Frauen. Lautes Stimmengewirr, in der die Botschaft jedes einzelnen untergeht. Irritierte Blicke unter denen, die gekommen sind, um mit den Podiumsgästen, darunter Autorin Naïla Chikhi sowie Ingrid König, ehemalige Schulrektorin in Frankfurt-Griesheim, zu diskutieren.
Naïla Chikhi sucht Dialog mit Störern
Aber das ist an diesem Abend kaum noch möglich. Die Mitglieder der Gruppe „Studis gegen rechte Hetze“ entrollen Transparente, halten Plakate in die Höhe. Darauf zu lesen sind Schlagworte, die an rechte Gewalt und rassistische Vorfälle in der Vergangenheit erinnern sollen. „Dönermorde“ ist auf einem zu lesen. „NSU“ auf einem anderen. „Das Problem heißt Rassismus, nicht Kopftuch“, steht auf dem Flyer, den die Gruppe verteilt. Die Besetzung des Podiums zeige, dass die Kopftuch-Diskussion hinter dem Rücken der kopftuchtragenden Frauen geführt werde, heißt es in dem Schreiben weiter. Darüber hinaus fördere das Verbot des Kopftuchs nur die bereits bestehende institutionelle Benachteiligung muslimischer Frauen in Deutschland.
Die Situation eskaliert, als die Gruppe trotz mehrfacher Aufforderung den Raum nicht verlassen will. Fäuste fliegen, ein Tisch wird umgestoßen. Nur eine bleibt ruhig. Es ist Naïla Chikhi. Sie wolle sich nicht einschüchtern lassen, sagt sie, wolle nicht aufhören, ihre Meinung zu vertreten. Das Kopftuch ist ihrer Ansicht nach „die Fahne des Islamismus“*, ein Zeichen der „Knechtung der Frau“. Ihren Standpunkt werde sie auch gegen Widerstände vertreten, so Chikhi weiter. „Ich werde mein ganzes Leben weitermachen.“
https://m.faz.net/aktuell/rhein-main/goethe-uni-frankfurt-kopftuch-debatte-endet-in-schlaegerei-16585977.htmlGroucho schrieb:Das sind ganz schön üble Anschuldigungen. Du unterstellst hier quasi allen, die sich öffentlich damit befassen, selbstsüchtige Motive.
Nein, das tue ich nicht. Das ergibt sich schon aus dem Wort "einige".
Ich "unterstelle" das einer ganz spezifischen Form des postmodernen "Antirassismus" und die habe ich auch für jeden ersichtlich benannt.
Im deutschsprachigen Raum ist Critical Whiteness über die akademische Disziplin hinausgewachsen und stellt heute eine grundsätzliche politische Auseinandersetzung unter Weißen mit ihren Privilegien dar. Doch warum ist gerade Critical Whiteness in einigen Kreisen zu einem Synonym für antirassistische Arbeit geworden, während in den USA die Diskussionen über weiße Privilegien bloß als Teilaspekt der antirassistischen Praxis betrachtet werden? Ermächtigung, Transformation und Selbstbestimmung von und für people of color, die im Zentrum der Bewegung gegen Rassismus positioniert sein sollten, werden jedoch links liegen gelassen, sobald der Reflexionsprozess weißer Menschen ganz oben auf der Prioritätenliste steht. Nutzen weiße Menschen Critical Whiteness, um sich abermals ins Rampenlicht zu stellen?
Mit dem antirassistischen Theorie-Import aus den USA hat auch ein Beziehungsbruch zwischen Theorie und Praxis stattgefunden. In den Staaten erlangten noch die zuvor von der weißen Hegemonie zum Verstummen gebrachten Erfahrungen wieder eine Stimme. In Deutschland dreht sich nun alles wieder um das Weißsein.
[...]
In letzter Zeit haben einige kritische Stimmen, unter ihnen die indigene Akademikerin und Aktivistin Andrea Smith, die in den USA populären Diskurse um Verbündete und Privilegien infrage gestellt. [3] So kritisiert Smith etwa in ihrem jüngsten Artikel, dass die typische Workshop-Übung, bei der die Teilnehmer_innen aufgefordert werden ihre Privilegien aufzulisten, als Form der Beichte fungiert. Deren Authentizität wird dabei von den weniger privilegierten Personen im Raum abgewogen, die dann über Vergebung oder Verurteilung richten und die Schuldgefühle der Anderen erleichtern sollen. "In Wahrheit haben diese individuellen Beichten nicht zu irgendwelchen politischen Projekten geführt, um die Dominanzstrukturen, die ihre Privilegien ermöglichen, abzubauen. Vielmehr wurde die Beichte selbst zum politischen Projekt. […] Demzufolge war das Ziel nicht mehr, Unterdrückung tatsächlich zu beenden, sondern so unterdrückt wie möglich zu sein. Diese Rituale ersetzten oft den Aufbau politischer Bewegungen mit der Beichte." [4] Zu Recht weist Smith darauf hin, dass dies Unterdrückungsmuster eher verstärkt als beseitigt: Auf diese Weise werden people of color instrumentalisiert, damit weiße Menschen ihre eigene Selbstreflexivität inszenieren können.
Diese klaustrophobische Nabelschau ist oft in Gender-Studies-Seminaren und "sicheren Räumen" innerhalb der linken Szene zu beobachten, wie auch die laut Selbstbeschreibung "unsichtbare, melancholisch heterosexuelle Cis-Deutsche mit Migrationshintergrund" Ayşe K. Arslanoğlu feststellt. [5] Wenn die Reflexion über Privilegien nicht mit politischen Aktionen verbunden ist, ist das Ziel nicht mehr soziale Veränderung, sondern die Bildung und Aufrechterhaltung von "guten" Subjekten, die miteinander um den Status des_der "Reinsten" und von Herrschaft "Befreitesten" konkurrieren. Dabei wird der Fokus von sozialen Strukturen auf Individuen, von transformativer auf moralische Politik verlegt.
http://www.migrazine.at/artikel/das-problem-mit-critical-whitenessUnd ich möchte betonen, dass ich der Autorin nicht vollumfänglich zustimme, ich halte die Sache in den USA keineswegs für tuttifrutti.
Groucho schrieb:Engagement gegen Rassismus derart zu diffamieren, kennt man eigentlich nur von AfD-Anhängern oder noch weiter rechts...
Ohne mich jetzt groß darüber auszulassen, gebe ich das einfach mal zurück.
Strukturähnlichkeit zum Rechtsextremismus
Der deutsche Sozialwissenschaftler Samuel Salzborn sieht die Ansätze der Critical-Whiteness-Forschung als „kollektiv-repressiv“ und damit als nahezu identisch mit völkischen Konzepten der extremen Rechten an: Man wolle nicht mehr pluralistisch über Ziele und Inhalte diskutieren, sondern reduziere „alles und jeden auf eine vermeintliche Identität und hierarchische, antiemanzipative Vorstellungen von irreversiblen ‚Sprechorten‘ innerhalb von Gesellschaften“. Der Kampf um Identitäten ersetze „Emanzipation durch Repression“.[70]
Wikipedia: WeißseinGroucho schrieb:Und vor allem, hast du meine diesbezüglichen Fragen nicht beantwortet:
Klar, habe ich das, denn alle diese Fragen bezogen sich auf die Frage "Was willst du eigentlich sagen?".
Und das habe ich dir sehr ausführlich beantwortet. Wenn du jetzt in meiner Antwort irgendwelche Aspekte, die du in diesen Suggestivfragen formuliert hast, erkennst, kannst du mich ja dahingehend zitieren.