RedBird schrieb:Rassismus ist so alt wie die Menschheit?
Das ist richtig und wäre ein Hinweis darauf, dass er mitunter biologisch und nicht ideologisch verankert ist.
Ja...nur ist das eine Prämisse, die du erfindest.
Das wirst du nämlich nicht belegen können. Man könnte jetzt behaupten, das sei nur eine Folge des Mangels an archäologischer Befunden oder Schriftquellen, aber man kann ja für sehr große Zeiträume nachweisen, dass solche Denkmodelle eben nicht vorliegen, Vorläufer auftauchen, wieder verschwinden usw.
Wenn man die Definition natürlich bis in die Belanglosigkeit ausweitet, so wie du das tust, also "Äh, da bekämpfen sich irgendwie 2 Gruppen...oder so", dann trifft es wohl zu. Nur hat es eben so absolut gar nichts mit Rassismus zu tun, wenn sich auf dem Hinterwaldhausener Schützenfest die Dorfjugend mit den Bauerndorfer Kirmesboxern prügelt, weil ein Streit darüber ausgebrochen ist, ob nun Fendt oder Deutz die besseren Traktoren baut...
Ich habe mir nun deinen Link hier angesehen und auch die Studie.
RedBird schrieb:https://www.spektrum.de/news/ohne-angst-kein-rassismus/1028488
und obwohl ich da keinen bahnbrechenden Blödsinn ausmachen konnte - wie z.B. "Ja, Rassismus ist relativ natürlich, weil irgendwas mit Gruppenidentität und Fremden und das hat ja jeder Mensch", was ungefähr den wissenschaftlichen Wert der Aussage "In jedem von uns steckt ein Messerstecher (wie lustig), weil wir Hände besitzen" hat - ist das ja nun kein "Beweis".
Es taugt allerdings als Hinweis, als mehr wollen es die Autoren auch gar nicht verstanden haben.
Our results, while they do not completely exclude alternative explanations, therefore suggest that social fear contributes to the development of racial stereotype: gregarious social behaviour in WS could lead to reduced race bias, but absent racial stereotypes could themselves contribute to hypersociability, meaning that the directionality of this hypothesized interaction cannot be inferred from our data.
[...]
More generally, our data provide evidence for neurogenetically dissociable pathways of stereotyping, the further study of which may suggest ways of reducing biased behaviour towards vulnerable or marginalized groups.
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(10)00144-2#secd15405640e190 (Archiv-Version vom 11.03.2019)Allerdings sollte man bei folgendem Befund dann schon stutzig werden:
In Studien mit der gleichen Methode neigten selbst Vorschüler verschiedener Länder und Hautfarben stets dazu, negative Attribute eher in Personen mit dunkler Haut zu sehen.
https://www.spektrum.de/news/ohne-angst-kein-rassismus/1028488Also nicht nur weiße Menschen ordnen schwarzen Menschen negative Eigenschaften zu, sondern schwarze Menschen ordnen sich auch selbst negative Eigenschaften zu.
Im Kontext dieser Urangst-These würde das also bedeuten, dass man nicht irgendwie Angst vor Fremden hat sondern alle haben Angst vor schwarzen Menschen...selbst schwarze Menschen.
Und hier muss jeder klar denkende Mensch eig zu dem Schluss kommen, dass das nur bahnbrechender Blödsinn sein kann.
Aber es ist genau das Ergebnis, was bereits die Original-PRAM II vorzuweisen hatte
RA scores were determined by counting the number of times the child selected the light-skinned figures in response to PEAs, plus the number of times he selected dark-skinned figures in response to NEAs. With 24 response opportunities, the RA scores thus had a possible range of 0-24 with a mid-point of 12.
Low scores were indicative of a pro-Negro, anti-Caucasian bias (Ni1C-); high scores were indicative of a pro-Caucasian anti-Negro bias (C-IIN-); and mid-range scores indicated no consistent racial bias.
[...]
Figure 1 displays the frequency distribution of RA scores in each of the four primary research groups. Table 4 presents the mean RA score in the four groups. A 2 x 2 analysis of variance of these data revealed a significant interaction between race of subject and race of examiner. For Negro subjects, the same mean score (14.5) was obtained with Negro and Caucasian examiners. For Caucasian subjects, the mean score obtained with Negro examiners (15.4), was significantly lower than the mean score (18.8) obtained with Caucasian examiners.
Other statistical comparisons indicated that: the CC mean (18.8) was significantly higher than the two Negro group means, (14.5) but the CN mean (15.4) was not; all group means were significantly higher than 12, the chance mid-point of the scale.
http://citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/download?doi=10.1.1.898.6759&rep=rep1&type=pdfS.18
Und hier kommen wir nun zu dem Punkt, den die Studie gänzlich ignoriert: Die Historie.
Die Menschen, die in diesen Rassentheorien nämlich die Deppen sind, haben selbst nie Rassetheorien aufgestellt. Seltsam, oder?
Dabei müsste das Phänomen auf der ganzen Welt auftauchen und quasi zu allen Zeiten. Tut es aber nicht.
RedBird schrieb:Es gibt nicht für jeden Zusammenhang einen Spiegel-Artikel mit einfachen Worten. Die Fähigkeit, selbst zu denken lässt sich nicht durch das Internet ersetzen. Google ist kein Substitut für Synapsen.
Ok, denken wir einmal zusammen nach.
Denkst du, du kannst mir auch nur ein (in Zahlen 1) Ereignis in der gesamten Menschheitsgeschichte nennen, wo Rassismus als eine Reaktion auf eine tatsächliche Bedrohung oder zumindest auf eine eingebildete Bedrohung aufgetreten wäre (also ich meine nicht irgendwelche zusammengelogenen Rechtfertigungen von irgendwelchen "Befreiungs"kriegen, die dann auch noch auf eine vollkommen pervertierten Verständnis von "Freiheit" beruhen, sondern dass sie tatsächlich glaubten, von irgendwas bedroht zu sein) und nicht als Legitimation von Machtansprüchen bzw der Rechtfertigung von Aggressionen bis hin zu Vernichtungsambitionen?
Ich wage es zu bezweifeln.
Das Phänomen steht nämlich in direktem Zusammenhang von Staaten oder ähnlichen Konstrukten und deren Hegemonialmacht. Ob das nun der europäische Kolonialismus ist, der europäische Imperialismus, das imperialistische Japan, das chinesische Kaiserreich, die islamische Expanison, Griechenland, Rom usw.
Nun muss man allerdings betonen, dass alles vor dem 15 Jhr eher nicht als Rassismus zu betrachten ist, sondern man das von "Protorassismen" spricht, weil ihnen gewisse Komponenten des Rassismus fehlen.
Wie z.B. eine völkische Identität oder das Denkmodell des Determinismus, was alles für Rassismus recht unerlässlich ist.
Ebenfalls muss man erwähnen, dass einige dieser Weltbilder auf direkte Beeinflussung durch andere Hegemonialmächte beruhen und sich nicht unabhängig entwickelt haben.
Racial discrimination against other Asians was habitual in Imperial Japan, having begun with the start of Japanese colonialism.[62] The Meiji era Japanese showed a contempt for other Asians. This was exemplified in an editorial titled Datsu-A Ron, which advocated that Japan treat other Asians as other western empires treat them.
Wikipedia: Ethnic issues in Japan#Ethnic issuesMan hat es also eher mit einem Unterdrückungsinstrument zu tun.
Das ergibt alles im Kontext dieser Urangst-These keinen Sinn.
Wenn man sich jetzt mal vor Augen führt, dass man sich bspw in Europa jahrhundertelang gegenseitig die Köpfe eingeschlagen hat und der Nachbar als tatsächliche Bedrohung vor der Haustür stand (mal abgesehen von den später entwickelten Theorien die Abstammung mit Linguitsik in Verbindung brachten und somit dann "slawische" Völker inkludierte), man aber nie Rassetheorien dahingehend entwickelt hat, sondern sich Rassetheorien auf Leute bezogen, zu denen man erst mit dem Schiff fahren musste, um sie dann zu unterdrücken und willkürlich umzubringen, ergibt das sogar noch weniger Sinn.
Deswegen ist dein Dänen-Beispiel auch so unsinnig. Der Däne stand ja tatsächlich bewaffnet an der Grenze...im Gegensatz zu irgendwelchen Menschen aus Afrika, die nie irgendwas dergleichen taten.
Diese Rechtfertigung der "kulturellen Nähe" basierend auf Nationalstaaten ist ja eine Identität, die man sich erst in der Neuzeit zugelegt hat, auch wenn man sie mittlerweile zu Fetisch gemacht hat, aber die gab es eben nicht immer.
Somit verkommt das Wort "fremd" da auch zur vollkommenen Willkür und es stellt im Endeffekt nichts als einen Zirkelschluss dar.
Auch aus evolutionärer Sicht: In der Zeit, wo sich sowas entwickelt haben könnte, hatten Menschen ja eig eher weniger Kontakt mit Menschen anderer Hautfarbe, die sich optisch so brachial unterscheiden.
Eine vollkommen unsinnige Entwicklung also, basierend auf gar nichts.