Tussinelda schrieb:ja und das hat was mit Rassismus zu tun? Oder mit der generellen Ausrichtung der Bewegung?
Ich verstehe deine Intention nicht wirklich... BLM ist einflussreich und stellt die derzeit größte antirassistische Bewegung, die den Kurs gegen Rassismus auch inhaltlich entscheidend prägt. Warum sollen also nicht der Führungsstil und das Auftreten von BLM kritisch diskutiert werden können? Mal ein Gegenbeispiel: Es gab oder gibt sicher nicht "Die Antifa", es handelt(e) sich auch um eine Bewegung, trotzdem müssen sich alle, die aktiver Teil dieser Bewegung sind, auch zurecht Kritik gefallen lassen, sollten Aktionen hinter gewissen Erwartungen zurückbleiben. Wenn bei einer Demo problematische Inhalte nach außen transportiert werden, hat jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin, somit auch indirekt Verantwortung mitzutragen und ist damit kritisierbar. Oder aber sie weisen darauf hin, dass das nicht in ihrem Namen geschieht, wie zum Beispiel bei FFF, wenn ich mich nicht irre. Zumal BLM ein sehr dubioses Verständnis von der Art und Weise hat, Rassismus zu bekämpfen, was u.a. einen Grund für die nahtlose Anschlussfähigkeit von Antisemiten/Antizionisten auf ihren europäischen Demonstrationen darstellt. Nicht umsonst tauchten Slogans wie „Palestinian Lives Matter“ dort auf...
Doch, ich denke schon, dass diese Diskussion sich nicht nur aus rassistischen Übergriffen nähren sollte, sondern auch von der Kritik an der Vorgehensweise einer Massenbewegung lebt.
Tussinelda schrieb:aber DU hast "den Antirassismus" eingeworfen...also was ist "der Antirassismus"?
Feminismus ist ein Oberbegriff, BLM ist lediglich Teil des Kampfes gegen Rassismus, es ging mir ausschließlich darum.
Tussinelda schrieb:ach so, aber es ist problematisch, wenn ich "den Feminismus", den es genau so wenig gibt, wie "den Antirassismus", als Beispiel anführe, es wird kritisiert, dass ich angeblich Feminismus und BLM gleichsetze, aber Du ziehst Parallelen?
Ich habe Parallelen zu der in meinen Augen falschen identitären Ausrichtung des Kampfes gezogen. Identitätspolitik und die daraus resultierende Ethnisierung führt letztlich dazu, dass man die Unterschiede gruppiert und positiv hervorhebt. Also nach dem Motto "Wir lassen uns nicht spalten". Demzufolge werden Schwarze mit konservativer Einstellung gerne nur als Spaltkeil, als Folge von weißer Vorherrschaft wahrgenommen. Im Feminismus würde das bedeuten, dass konstruierte Eigenschaften wie z.B. besondere Empathiefähigkeit oder die Annahme, dass der militärische Kampf gegen ihre Natur sprechen würde, wieder als positiv herausgestellt werden.
Tussinelda schrieb:Außerdem geht es weder bei Feminismus noch bei BLM darum, sich in seinen Raum zurückzuziehen, sich ausschliesslich auf die Vergangenheit zu berufen und irgendwas oder wen als "Hauptwiderspruch" zu betrachten. Was immer Letzteres überhaupt bedeuten soll.
Durchaus. Es wurden Denkmäler umgestürzt, der gegenwärtige Zusammenhang zum Kolonialismus/Sklaverei herausgestellt, Rassedenken wiederbelebt, das eigene Gefühl wird als prioritär gehandelt..., Konzepte wie "Critical Race Theory", "Deprivilegisierung, weiße Vorherrschaft, kulturelle Aneignung liefern dazu den theoretischen Unterbau, Whiteness-Therapiegruppen erledigen den Rest. Kapitalismus orientiert sich nicht gerade selbstlos an dieser Sorte Antirassismus und fördert damit den Rückschritt, politische Gruppen mit emanzipatorischer Ausrichtung und einer guten Analyse gibt es vergleichsweise immer weniger. Der ganze BLM-Kampf gegen Rassismus ist sogar schon so schwarz, dass man das Leid von vielen "weißen" Brüdern und Schwestern, die ebenso Ungerechtigkeiten erfahren, nicht mehr wahrnehmen will, um stattdessen mal darüber nachzudenken, was "weiß" und "schwarz" miteinander verbindet. Dieses Denken könnte weg von "Race", "Color Line", Identität und hin zu anderen möglichen Widersprüchen führen. Das gerade Menschen mit geringem Einkommen, schlechter Bildung, beengten Wohnverhältnissen im Gefängnis sitzen, lässt zumindest noch andere Schlüsse zu... Es müssten deswegen mehr gemeinsame Schnittstellen und der subjektiven Identität übergeordnete Probleme, wie die soziale Ungleichheit angegangen werden, um den Wagen wieder auf halbwegs auf Kurs zu bringen. Das krampfartige Festhalten am "Ur-Rassismus" ist hingegen aussichtslos, da auf diesem Weg immer wieder sonstige "dummen normalen" Probleme mit Rassismus verwechselt werden können und Betroffene dadurch nur verletzbarer werden.
Tussinelda schrieb:es verbietet sich nicht jede Kritik, die Kritik sollte nur nicht autmatisch pauschal erfolgen und sich nicht an Dingen festmachen, die mit den Zielen der Bewegung an sich nix zu tun haben, wie zum Beispiel das mögliche unkorrekte Verhalten von Cullors
Ich hatte doch schon davon geschrieben, dass BLM auch gute Arbeit geleistet hat. Ich versuche meine Kritik nicht pauschal, sondern an bestimmten Punkten entlang zu formulieren. Wenn mir das in deinen Augen so völlig misslingt, dann tut es mir leid. Der Hintergrund mit dem weißen Schuldgeld korreliert aber doch auch mit den Zielen von BLM! Oder etwa nicht? Oder denkst du, dass diese etwas andere Formulierung der Spendengelder innerhalb BLM nicht geläufig wäre?