Stereotype Karnevalkostüme - Diskriminierung oder harmloser Spaß?

Tussinelda schrieb:wurde schon zigfach widerlegt.sacredheart schrieb:Wie will man Kindern denn Interesse an den 'native americans' vermitteln?durch alberne Kostümierungen? Ist das Deine Vorstellung? Na dann gute Nacht

@Tussinelda

Wieso Gute Nacht? Kinder erfassen Dinge spielerisch. Und Dinge, die anders sind, sind nun mal faszinierend. Dazu gehören, Federn, Bemalungen, Friedenspfeifen und der obligatorische Gummi Tomahawk.

Kindergartenkinder sind aber weniger fasziniert von Statistiken über diabetische Gangrän und die Dialyserate in der Navajo Nation.

Wenn aber erst mal positive Empathie geweckt ist, dann findet sich vielleicht auch im späteren Alter Interesse an den Problemen und Lebensbedingungen dieser Menschen.

Immerhin in meinem Fall hat es funktioniert. Die Karl May Filme der 60er Jahre boten auch kein realistisches Bild der 'native americans', haben aber zumindest mein Interesse geweckt. Und das führte bei mir unter anderem zur Beschäftigung mit der Navajo Nation. Ohne Old Shatterhand wäre ich heute dort vielleicht mit niemandem befreundet.

sacredheart schrieb:Wieso Gute Nacht? Kinder erfassen Dinge spielerisch.

ja, nur muss man sich dazu nicht stereotyp verkleiden, um etwas spielerisch zu erfassen.

@Tussinelda
Musst du ja auch nicht. Dein gutes Recht! So wie es das gute Recht anderer ist es zu tun. Fertig.

6.PzGren391 schrieb:So wie es das gute Recht anderer ist es zu tun

ist es das? Welches Recht genau hast Du denn, Dich stereotyp und herabwürdigend zu kostümieren und dabei die Befindlichkeiten Betroffener außer acht zu lassen? Ach ja, das Recht der Ignoranz.

@Tussinelda

Eine Vereinfachung auf die Dinge, die Kindergartenkinder toll finden, findet ja immer statt.

Wenn Kinder Polizist und Räuber spielen, dann läuft einer weg, der andere hinterher. Der Ausgang hängt von der läuferischen Fähigkeit der Beteiligten ab. Dazu ggf pengpengpeng.

Die spielen nicht, stundenlag ein Einsatzprotokoll auszufüllen.

Wenn Kinder Arzt spielen, spielen die dass einer da liegt und der andere über dem Bauch mit einem Messerersatz rumfuchtelt oder aber einen Verband anlegt.

Die spielen nicht Kurvenvisite und die Erhöhung des Lipidsenkers um eine halbe Tablette abends und das Diktieren von Arztbriefen.

Und warum? Weil es keinen Spaß macht.

Ist das alles schlimm oder kriegen die Kinder, die Ärzte, die Polizisten oder die native americans dadurch ein Trauma?

Natürlich nicht. Die kriegen ein Trauma, wenn da eine Tante Prusseliese ankommt und ihnen den Spaß verdirbt, aber auch das kann zügig bewältigt werden.

sacredheart schrieb:Ist das alles schlimm oder kriegen die Kinder, die Ärzte, die Polizisten oder die native americans dadurch ein Trauma?

müssen sie das, damit auch Du da ein Problem erkennst? Offensichtlich.....

Ich hab es noch nie verstanden was daran lustig sein soll, sich als jemand mit anderer Hautfarbe zu verkleiden. Vor allem, wo doch heute immernoch Rassismus gegenwärtig ist und Menschen wegen ihrer Herkunft diskriminiert werden. Für mich ist es blanker Hohn, sich als Deutscher so zu verkleiden und ich finde es nicht in Ordnung. Es gibt außerdem genug andere lustige Kostüme die man sich aussuchen kann.

Tussinelda schrieb:Ach ja, das Recht der Ignoranz.

Das mag deine Meinung sein. Aber Gott sei dank gibt es nicht nur diese.

Es sind Kinder Herrgott

Tussinelda schrieb:Ach ja, das Recht der Ignoranz.

Nein. Es ist das Recht der Kinder, sich die kulturelle Vielfalt der Weltbevölkerung auf spielerische, fröhliche Art zu erschließen.

Man könnte den Kindern natürlich auch ganz viel deutsche Sagen und Märchen vorlesen, regionales Brauchtum pflegen, den Kindern eine ganz regionale Welt erschließen.
Dann verkleiden sie sich vielleicht lieber als Frau Holle, Schneewittchen, Rumpelstilzchen, Hexe, mittelalterlicher Ritter und Burgfräulein, Met trinkender Germane mit Bärenfell, Max und Moritz, Siegfried (der im Drachenblut badete) , mittelalterlicher Minnesänger usw.

Die Auswahl an Motiven, die der heimischen Tradition oder Kultur entspringen, ist riesig.
Nur zu, mach Vorschläge, welche Motive besser wären.

Seidenraupe schrieb:Es ist das Recht der Kinder, sich die kulturelle Vielfalt der Weltbevölkerung auf spielerische, fröhliche Art zu erschließen.

Das kann meiner Meinung nach aber nicht durch ein Kostüm geschehen, das man dazu noch an Karneval, zu einem lustigen Anlass trägt. Da geht doch jedes Potential, echt über diese Kulturen zu informieren unter in der Feierlaune. In meiner Grundschule gab es mal einen Tag, wo z.b eine türkische Mama türkisches essen gebracht hat und von der Türkei erzählt hat und womit türkische Kinder so spielen, und es waren auch noch ein paar andere Eltern da, die ein bisschen von ihren Herkunftsländern erzählt haben und das fanden wir auch ganz interessant. Wir hatten auch ein internationales Fest auf der Mittelschule, wo eine chilenische Mitschülerin ein großes Projekt über Chile gemacht hat, war auch ganz toll. Wenn ich mich als Afroamerikaner verkleide, kann ich es nicht nachempfinden, wie sich Rassismus tatsächlich anfühlt etc. Außerdem ist es nunmal Fakt das sich viele ethnische Minderheiten durch diese Kostüme beleidigt fühlen.

@Tussinelda
Kinder haben ein Recht darauf, erst einmal unvoreingenommen Indianer, Wikinger oder sonstwas zu spielen. Wenn jemand immer gleich mit der Realitätskeule kommt, ist das nicht hilfreich.
Und fände es auch bedenklich, wenn der Kindergarten ständig mit so erhobenem Zeigefinger kommt. Lasst die Kinder einfach Kinder sein.
Meine Güte.
@Seidenraupe
Ich pack noch Rübezahl, den Schinderhannes, Knecht Ruprecht, Störtebeker und die Hoabergoaß dazu😉

abberline schrieb:Kinder haben ein Recht darauf, erst einmal unvoreingenommen Indianer, Wikinger oder sonstwas zu spielen. Wenn jemand immer gleich mit der Realitätskeule kommt, ist das nicht hilfreich.
Und fände es auch bedenklich, wenn der Kindergarten ständig mit so erhobenem Zeigefinger kommt. Lasst die Kinder einfach Kinder sein.
Meine Güte.

und noch einmal, es geht um Sensibilisierung. Und nicht nur Kostüme betreffend. Was ist daran jetzt genau falsch?

6.PzGren391 schrieb:Es sind Kinder Herrgott

es sind erstens nicht nur Kinder und es gibt massig andere Kostüme, bei denen die Kinder dann sogar ihre ureigene fantasie ausleben könnten ;)

@Tussinelda
In dem Alter ist es, in meinen Augen, falsch, gleich das ganze Indianerleid über den Kindern auszuschütten. Und ich will in dem Alter auch nicht für native Americans sensibilisieren. Das kommt später. Die Kinder sollen einfach nur spielen und sich am "paar Tage Indianer sein dürfen" erfreuen. Du siehst das anders, das ist ok, aber ich find das Verhalten dieser Kita eher schädigend und halte deren Vorgehensweise für falsch. Sonst nichts

Tussinelda schrieb:, bei denen die Kinder dann sogar ihre ureigene fantasie ausleben könnten

Was soll man denn darunter verstehen?
Fantasie lässt sich nicht einschränken oder in bestimmte Richtungen lenken, beeinflussen u. schon gar nicht verbieten.
Das meintest Du doch, oder?

Wikipedia: Phantasie

@Tussinelda
Ich habe auch nichts von „nur“ geschrieben. Die wissen sehr genau was sie wollen. Und wenn ein Kind sich als Indianer verkleiden will weil es es cool findet und einfach Indianer mag oder sogar gern einer wäre, hat niemand das Recht es ihm zu verbieten.

Tussinelda schrieb:es geht um Sensibilisierung. Und nicht nur Kostüme betreffend. Was ist daran jetzt genau falsch?

In dem konkreten Fall ist das ein vorgeschobener, ja, geheuchelter Grund.

Die Eltern und die Leitung wollen es so, also haben sie das Verbot erlassen. Die Kinder durften sicherlich nicht mit entscheiden, also ist es sogar undemokratisch. Wie soll denn dieses Vorgehen bitte sensibilisieren?

zum Glück sind Kinder, gerade in dem Alter, noch etwas Anarchistisch. Sie spielen Cowboy und Indianer. Unabhängig von der Diskussion. Dann halt den Tag ohne Kostüm in der Kita. Wird Mittags daheim angezogen.
Und sie spielen das ohne Hintergedanken. Einfach weil sie es spannend finden.

Und ein weiteres Glück, es sind nur Ausnahmen die so agieren. Die Masse der Kitas und Eltern können differenzieren

cesare schrieb:Wie leben die in ihren Reservaten und was ist ihnen von ihrer Kultur geblieben, die dann hierzulande als Kostüm aufbereitet wird?

Ich war da - keinen großen Unterschied zu den sonstigen aus dem Schmelztiegel USA. Als Teil des "Kostüms" war eigentlich nur noch Schmuck zu sehen (Armband, Halskette/Anhänger)...und alle hatten eigentlich noch gemeinsam dass sie gesungen und musiziert haben.
Pfeil, Bogen und Tipi? nö.

CaptainAllmy schrieb:Wie soll denn dieses Vorgehen bitte sensibilisieren?

Tut es auch nicht - es ist nur gut dass man den Kindern das Gefühl der (weißen?) Schuld einzuprägen. Und schuldig fühlen ohne Schuld finde ich bei Kindern ganz schon fatal.

Abahatschi schrieb:Und schuldig fühlen ohne Schuld finde ich bei Kindern ganz schon fatal.

Das stimmt. Verbote führen fast immer dazu, dass es gerade deswegen trotzdem gemacht und ggf übertrieben wird.

Siehe auch „Reaktanz“:
Wikipedia: Reaktanz (Psychologie)

ich hatte es wohl nicht deutlich genug gemacht, daher hier nochmal

Seidenraupe schrieb:Man könnte den Kindern natürlich auch ganz viel deutsche Sagen und Märchen vorlesen, regionales Brauchtum pflegen, den Kindern eine ganz regionale Welt erschließen.
Dann verkleiden sie sich vielleicht lieber als Frau Holle, Schneewittchen, Rumpelstilzchen, Hexe, mittelalterlicher Ritter und Burgfräulein, Met trinkender Germane mit Bärenfell, Max und Moritz, Siegfried (der im Drachenblut badete) , mittelalterlicher Minnesänger usw.

Die Auswahl an Motiven, die der heimischen Tradition oder Kultur entspringen, ist riesig.
Nur zu, mach Vorschläge, welche Motive besser wären..

Ich warte auf Kultur sensible Vorschläge @Tussinelda

vielleicht ließe sich ein regionaler Karneval etablieren, der keine Anleihen bei ausländischen Kulturen nehmen muss?

Vielleicht kann man Bach und Beethoven mit in die Liste der Helden für Faschingskostüme aufnehmen?