Stereotype Karnevalkostüme - Diskriminierung oder harmloser Spaß?

Ich muss jetzt auch noch mal darauf zurückgreifen, welche Intention steckt dahinter, sich z.B. als Mexikaner zu verkleiden?
In diesem Kontext könnte man das auch beim "Indianer“-Kostüm fragen, ohne das Helden- oder „sind cool“-Argument.

Es ist doch einfach nur, wenn auch ungewollt, unterschwelliger Rassismus mMn.
Ich hab noch nie ein Kind sagen hören:"Ich wäre gerne ein Mexikaner!“.

Ich hab auch noch kein Mädchen sagen hören, dass sie ernsthaft Hexe oder Pipi Langstrumpf sein möchte.
Es möchte sich aber mal als solche verkleiden , mal paar Stunden lang ein bisschen so fühlen, als ob sie das wäre.

@skagerak
Kinder wollen das an Fasching sein was für sie gerade spannend ist.
Das kommt aus Büchern, Filmen, Erzählungen etc.

Daher früher viel Cowboy und Indianer. Karl May, ne Menge Western im Fernsehen.

Ob es so viele spannende und bekannte Erzählungen zu Mexikanern gibt? Mir fällt da wenig zu ein.

Persönlich denke ich das die Kostüme sich eh wandeln werden. Ok. Die 3 jährige rosa Prinzessin wird’s wohl immer geben. Dazu kommen die neuen Helden aus den aktuellen Filmen und Büchern

@skagerak
Mexikaner haben schon einmal coole Sombreros. Und Pistolen, wahlweise Degen . Ganz wichtig, beim Cowboy, Pirat etc spielen. Da spielt die Zorro Geschichte auch noch mit rein. Kennt noch jemand "Western von Gestern"? Mexikaner war die Alternative, wenn jemand nicht der stereotype Cowboy sein wollte. Ist als Kostüm für Kinder aber derzeit nicht so hip, glaub ich. War früher aber nicht uncool. Damit war man zwischen Winnetou und Old Shatterhand quasi die Avantgarde😉

abberline schrieb:In dem Alter ist es, in meinen Augen, falsch, gleich das ganze Indianerleid über den Kindern auszuschütten.

darum geht es auch nicht

abberline schrieb:Das kommt später.

echt? Wann denn, bei den Erwachsenen hier ja offenbar nicht....

abberline schrieb:Du siehst das anders, das ist ok, aber ich find das Verhalten dieser Kita eher schädigend und halte deren Vorgehensweise für falsch.

was macht die denn genau "falsch"?

CaptainAllmy schrieb:Die Eltern und die Leitung wollen es so, also haben sie das Verbot erlassen. Die Kinder durften sicherlich nicht mit entscheiden, also ist es sogar undemokratisch. Wie soll denn dieses Vorgehen bitte sensibilisieren?

es geht um generelle Sensibilisierung, andere Kulturen betreffend, den Umgang miteinander betreffend, das ist natürlich vollkommen verwerflich......

skagerak schrieb:welche Intention steckt dahinter, sich z.B. als Mexikaner zu verkleiden?

Mal dagegen gefragt: welcher Mexikaner sieht so aus wie die Verkleidung? Die Kostüme sind doch oft an Mariachi oder Vorbilder aus Westernfilmen angelehnt. Damit ist es eher Cosplay und nicht rassistisch. Wenn jemand den Stil mag und gerne auch mal so aussehen will, ist das doch super.

Tussinelda schrieb:echt? Wann denn, bei den Erwachsenen hier ja offenbar nicht....

Stimmt. Man merkt es wie wenig manche hier differenzieren können. ;)

Tussinelda schrieb:es geht um generelle Sensibilisierung, andere Kulturen betreffend, den Umgang miteinander betreffend, das ist natürlich vollkommen verwerflich......

Dann belege doch einfach mal den nachgewiesenen Effekt Deiner vielfach vorgetragenen Sensibilisierung. Ohne echten Effekt bleibt es eben eine vorgeschobene Begründung.

@CaptainAllmy
Die Sensibilisierung nachweisen? Ich kenne die Kinder nicht, aber Empathie, Wissen und Verständnis sind meines Erachtens keine Charakterfehler, oder was meinst Du?
Hier mal tatsächlich Betroffene......ich habe zwar schon alles mögliche verlinkt, aber damit die Focus-Leser auch auf ihre Kosten kommen:
https://www.focus.de/familie/erziehung/hamburg-indianer-kostuem-verbot-debatte-erschuettert-die-nachfahren-amerikanischer-ureinwohner_id_10420608.html

Indianer-Kostüm-Verbot: Debatte erschüttert die Nachfahren amerikanischer Ureinwohner

Tussinelda schrieb:und das ist wie genau zu verstehen?

Als Abgesang auf die Notwendigkeit Kulturen ganz kategorisch auch nur irgendeinen Wert zuzuschreiben. Selbst die Transformation in warenförmigen Firlefanz und Amusement ist besser als das Festhalten an magischen Weltbildern und die Idee jemand hätte durch seine Abstimmung irgendein Vorrecht auf Brauchtum.

Tussinelda schrieb:Die Sensibilisierung nachweisen? Ich kenne die Kinder nicht, aber Empathie, Wissen und Verständnis sind meines Erachtens keine Charakterfehler, oder was meinst Du?

Naja, es sollte schon ein positiver Effekt aufgrund der Sensibilisierung nachweisbar sein. Oder ein negativer Effekt sollte sich verringern. Davon liest man eben nichts und deswegen halte ich die Sensibilisierung für einen vorgeschobenen Grund um das Kostümverbot zu rechtfertigen.

Im Umkehrschluss: wenn es keine Wirkung hat, braucht es kein Verbot.

@CaptainAllmy
ach komm, jetzt wird es lächerlich, natürlich hat es Wirkung, wenn man Kinder/Menschen für bestimmte Themen sensibilisiert. Passiert täglich, überall, wenn man Kindern aufzeigt zum Beispiel, warum andere Kinder wegen irgendwas Weinen, traurig sind, warum sie was verletzt hat. Aber wer grundsätzlich Sensibilisierung in Frage stellt, der kennt so etwas wohl nicht.

Tussinelda schrieb:Hier mal tatsächlich Betroffene......ich habe zwar schon alles mögliche verlinkt, aber damit die Focus-Leser auch auf ihre Kosten kommen:

Wie peinlich. Diese Menschen können nicht unterscheiden zwischen dem kindlichen Spiel von Kindergartenkindern bzw Fasching und der realen Welt?
Erschreckend
Fasching ist immer überzeichnet. Und so soll es sein. Egal ob Cowboy Mexikaner der typische Deutsche (Bayer) etc.

Abahatschi schrieb:Ich war da - keinen großen Unterschied zu den sonstigen aus dem Schmelztiegel USA. Als Teil des "Kostüms" war eigentlich nur noch Schmuck zu sehen (Armband, Halskette/Anhänger)...und alle hatten eigentlich noch gemeinsam dass sie gesungen und musiziert haben.
Pfeil, Bogen und Tipi? nö.

Naja, das ist ja mein Punkt: Von dieser Kultur, die da zitiert wird, ist halt nicht viel über- und das im Wesentlichen wegen Jahrhunderte langem Rassismus und daraus resultierender, andauernder Benachteiligung.

Ich war noch nie in solch einem Reservat, aber hab da neulich eine Sendung drüber gesehen (wo es eigentlich darum ging, dass da ständig Frauen verschwinden, oder Opfer von Gewaltverbrechen werden- und es niemanden wirklich außerhalb der Community interessiert) und da wurde die sehr traurige Lebensrealität der First Nations heute ebenfalls beleuchtet:

Trailerparks geprägt von Armut und einem Casino als einzigen Arbeitgeber.

Und wir imitieren hier ihre Vorfahren, die von unseren Vorfahren entrechtet und um ihr Land gebracht wurden (ja, von uns weißen Europäern, auch von Deutschen.)

Japp viele Gefühle

Mein Gott, man stelle sich vor es würde sich über die Deutschen Lustig gemacht... in Film, Fernsehen, Volksfesten...

Andererseits... ist das eben das Gefühl.. die Intention wird wohl einfach unterstellt

paranomal schrieb:Als Abgesang auf die Notwendigkeit Kulturen ganz kategorisch auch nur irgendeinen Wert zuzuschreiben. Selbst die Transformation in warenförmigen Firlefanz und Amusement ist besser als das Festhalten an magischen Weltbildern und die Idee jemand hätte durch seine Abstimmung irgendein Vorrecht auf Brauchtum.

Na da sind wir mal wieder einer Meinung.

cesare schrieb:Und wir imitieren hier ihre Vorfahren, die von unseren Vorfahren entrechtet und um ihr Land gebracht wurden (ja, von uns weißen Europäern, auch von Deutschen.)

DAs wurden meine Vorfahren auch schon mal.. von den Römern.

Also wie weit darf man da zurückgehen beim Berufen auf Vorfahren und Geschichtliche Vorgänge?

Tussinelda schrieb:ach komm, jetzt wird es lächerlich, natürlich hat es Wirkung, wenn man Kinder/Menschen für bestimmte Themen sensibilisiert. Passiert täglich, überall, wenn man Kindern aufzeigt zum Beispiel, warum andere Kinder wegen irgendwas Weinen, traurig sind, warum sie was verletzt hat. Aber wer grundsätzlich Sensibilisierung in Frage stellt, der kennt so etwas wohl nicht.

Stimmt. Das was du sagst ist lächerlich.
Kinder werden sensibilisiert wenn man Themen kindgerecht mit ihnen bespricht. Du aber sagst das Faschingskostüm desensibilisiert. Und da fehlt der Aufweis. Weich nicht aus.

Also mal ne allgemeine Frage an alle hier, die keine Problematik darin sehen, sich als "Indianer" oder "Chinese" etc zu verkleiden:

Sind Verkleidungen sämtlicher Stereotype für euch unproblematisch? Etwa wenn sich jemand zum Fasching als "Jude" verkleiden würde? Mit Schläfenlocken, schwarzem Hut und Mantel und aufgeklebtem Bart z.B.?

Oder als "Homosexueller" mit Bikermütze, freiem Popo in der Lederhose und einer entsprechend überzeichnet verstellter Mimik und Gestik?

Fedaykin schrieb:DAs wurden meine Vorfahren auch schon mal.. von den Römern.

Und? Spürst du noch eine strukturelle Benachteiligung durch die Entrechtung die deine Vorfahren durch die Römer erfahren haben?

cesare schrieb:Sind Verkleidungen sämtlicher Stereotype für euch unproblematisch? Etwa wenn sich jemand zum Fasching als "Jude" verkleiden würde? Mit Schläfenlocken, schwarzem Hut und Mantel und aufgeklebtem Bart z.B.?

Oder als "Homosexueller" mit Bikermütze, freiem Popo in der Lederhose und einer entsprechend überzeichnet verstellter Mimik und Gestik?

Nö, da hab ich kein Problem damit. Ich habe ein starkes Problem mir der sexualisierung von kleinen Kindern in den sog. Garden, das habe ich auch schon erwähnt... Es scheint aber nicht jedem so sauer aufzustoßen wie mir.

@cesare
Jup. Hab ich an Fasching kein Problem mit so Verkleidungen.
Das ist nicht das reale tägliche Leben.
Das Sind Tage des verkleidenden und feierns.

In unsere Gegend gibt es noch regionale Kostüme.
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