@Tripane Die Frage ist für mich, warum man überhaupt je einen Schwulen als Sodomisten bezeichnen sollte. Früher hat man das zum Teil als Wort für Schwule gebraucht, weil es kein anderes Wort gab.
Das ist eben genau der Punkt, dass es zu einer bestimmten zeit nur solcherlei abwertende begriffe für Homosexuelle gab.
Genau wie beim ungläubigen, der eben erstmal atheist genannt werden musste, um sich wertneutral über ihn unterhalten zu können.
Und ich finde es als Atheist nie ok, wenn ich im allgemeinen Diskurs als gottloser oder sonstwas bezeichnet werde. Weil ich ganz genau weiß, dass da eine Wertung dabei ist. Und würde ich in einem muslimischen land leben, würde mir das angst machen. Ich würde mich sicherlich niemals so fühlen, als würde mich jemand, der mich gottlos oder ungläubig nennt als zu sich und seiner gesellschaft zugehörig betrachten. Selbst wenn er sagt 'wir müssen den gottlosen die hand reichen' wäre da immer dieses ausgrenzende wort, was mir sagt, dass ich eben nicht dazugehöre. Ob man mir die hand reichen will oder nicht.
Stell dir das vor wie beim schreiben eines journalistischen artikels. Du magst so neutral wie möglich auftreten, aber allein die auswahl, worüber du berichtest, ist niemals neutral. Denn du berichtest das eine und nicht das andere, du stellst die information voran, nicht die andere.
Genauso ist das beim ausdenken von kategorien und bezeichnungen. Wer sich die Kategorien ausdenkt, der nimmt erheblichen einfluss darauf, was worüber gedacht wird.
Wenn ich die kategorien Ungläubiger und Rechtgeleiteter aufmache als worte für atheist und gläubiger, dann nehme ich einfluss darauf, wie eine gesellschaft über diese personengruppen denkt und überhaupt, dass sie diesen unterschied als relevant und erwähnenswert beachtet.
Wenn ich stattdessen als kategorisierung jetzt sage, atheisten und gläubige, dann habe ich neutralere kategorisierungen gefunden, die auch einen neutraleren diskurs überhaupt erst möglich machen.
Und dann kommt der schritt zwei, der dann schwierig ist: Wenn es jetzt sowohl ein neutrales als auch ein abwertendes wort gibt, dann wird man darüber diskutieren, warum leute denn unbedingt noch den abwertenden begriff benutzen wollen.
Aber ich finde diese diskussion sehr wichtig, eben weil sonst niemals neutral über bestimmte menschengruppen gesprochen werden kann. Man kann nicht ganz neutral über die ungläubigen im vergleich mit den rechtgeleiteten reden.