@Gwyddion Ich glaube, die aller meisten menschen sind empathisch. Nur brauchen sie dafür einen Anknüpfpunkt. Wenn sie den nicht finden können, dann sorgt das für Frustration und Distanz, die oft nichtmal böse gemeint ist.
Ich bewege mich normalerweise nur in linksintellektuellen kreisen, da verliert man oft den bezug. Ich war letztens in einer kneipe mit alten freunden, die eher so arbeiter sind. Das sind leute, die besoffen auch allerlei zeug von sich geben, was ich nicht in Ordnung finde (darum sind es auch alte freunde und keine freunde), auch über Ausländer, gerade muslime. Kannst du dir vorstellen.
Da hat dann irgendwer noch einen Arbeitskollegen mitgebracht, der Türke war (die waren beide Schlosser).
Mit wem glaubst du hat der sich besser verstanden? Mit der Gruppe, die einen Scheiß auf political correctness gibt aber ganz normal mit dem geredet hat, oder mit mir, dem Kunsthochschulstudenten der nicht genau wusste, wie er ihn überhaupt einschätzen soll?
Da hatte ich keinen empathischen anknüpfpunkt, weil ich den nicht von früher kannte und auch sonst nur in meiner bubble unterwegs bin. Die haben sich super verstanden. Warum? Weil sie eine gemeinsame Sprache haben und gegenseitig emotional begreifen, wo da wohl grenzen sind und wo man unverkrampft sein kann. Ich nicht. Ich kann mir das nur ausdenken nach meinem persönlichen rationalen gedankengängen, die diesbezüglich dann wohl häufig falsch sind.
So ist das glaube ich bei vielen Leuten. Man muss eigentlich leute dazu in die lage versetzen, verhältnismäßigkeiten zu verstehen.
Was ist ein dummer witz, was ist ernsthaft verletzend? Wer sitzt mir da gegeneüber? Was wird er wohl vermutlich fühlen, wenn ich dies und das sage und tue?
Das verstehen wir instinktiv in unserer eigenen bubble (naja, die meisten menschen), aber sehr schlecht, wenn wir außerhalb sind.
Und in einer immer diverser werdenden gesellschaft, sind wir auch immer öfter außerhalb unserer bubble.
Gwyddion schrieb:Anderen Leuten mangelnde Empathie vorzuwerfen, Rassismus oder auch Sexismus, ist jedoch auch nichts anderes als mangelnde Empathie gegenüber Menschen die Schwierigkeiten haben sich einer neuen, aufgeschlossenen Gesellschaft schnell persönlich zu öffnen.
Es ist quasi eine Selbsterhöhung, befeuert aus dem Grund besonders PC zu sein. Und Selbsterhöhung ist auch ein Ausdruck mangelnder
Empathie und mangelnden Verständnis.
Besser wäre es doch, etwas Langmut zu beweisen und nicht seine Meinung einem jeden in Hochgeschwindigkeit eintrichtern zu wollen.
Jeder Mensch ist individuell gestrickt, hat eigene Erfahrungen gesammelt, vieleicht auch eigene Lebensweisheiten für sich entwickelt.
Dies sollte man sich grundsätzlich immer vergegenwärtigen.
Druck erzeugt Gegendruck und die eigene Wahrheit muß nicht die ultimative, allgemeingültige sein.
Sehe ich auch so. meine Haltung ist, dass man sich beim denken nicht an einzelpersonen orientieren sollte.
Wenn sich einer aufregt, weil irgendwer etwas gesagt hat, ist das erstmal eine individuelle reaktion.
Aber wenn wir gesellschaftlich denken, müssen wir uns ja lösungen überlegen.
Für mich gibt es da drei säulen:
1) Empathisteigerung durch Medien
2) Vertrauenssteigerung durch gemeinsame Aktivitäten/Plattformen
3) Verordnungen
Verbote sind für mich durchaus ab und zu ein adäquates mittel, bzw. Verordnungen. Aber nur in bestimmten Fällen. Da, wo wirklich nur noch ein paar ewig gestrige Rassisten bestimmte Sprechweisen haben, kann man durchaus verbieten (eben beim hier oft geführten Negerbeispiel. Wenn da auf dem Arbeitsplatz jemand einen Schwarzen mit Neger, Buschmann oder sonstwie bezeichnet, also wirklich klar verletzend und rassistisch ist, dann find ich es ok, wenn der seinen Hut nehmen muss. Egal, ob die Belegschaft es lustig fand. Weil man da wirklich davon ausgehen kann, dass die allermeisten Teile der Bevölkerung das auch einsehen würden).
Aber ansonsten müssen wir eben Empathie und Vertrauen steigern. Das geht für mich durch das erklären von Geisteshaltungen und emotionalen zuständen durch medien, aber auch, und das ist wichtig, durch das schaffen gemeinsamer räume.
Wenn es z.B. gut geführt Kitas, Bürgerforen, Märkte, Feste, Jugendzentren und Schlichtungsstellen in einer Nachbarschaft gibt, dann kommen leute eher miteinander in kontakt und es ist schwerer, davon auszugehen, dass da eine Randgruppe 'nur dauerempört' ist, weil ich die Menschen besser einschätzen kann.