RachelCreed schrieb:"Transideologie" ist selbst ein ideologischer Kampfbegriff, der gern von Rechten und Schwurblern verwendet wird, um ALLE Trans-Personen, völlig unabhängig von ihrer Einstellung, ihren politischen Ansichten etc. zu verunglimpfen.
Deshalb bitte ich darum, einen anderen Begriff für das zu wählen, was du sagen willst.
Generell sehe ich solche Begriffe auch nicht unbedingt sensibel gewählt. Sie verunmöglichen nahezu eine konstruktive Diskussion, da sie verallgemeinern und verletzen. Auf der anderen Seite sind Bezeichnungen wie "SWERF/TERF" oder eben der lockere Vorwurf aus der Hüfte, wie "Transfeindlichkeit" auch nicht gerade zimperlich, da sie ebenfalls verallgemeinern und eben nicht jedes Merkmal nach Definition in der Haltung des Adressaten wiederspiegeln. Sie werden absichtlich so gewählt, andere kritische Meinung zugunsten der eigenen Behauptung zu diffamieren und vom Diskurs auszuschließen. Jede Nische hat einen ideologischen Kern, deswegen bleibe doch bitte in der Diskussion, sofern es dir möglich ist, es schadet nicht, den selbstgewählten Bereich kritisch zu sehen. Es kann einfach nicht sein, dass all jene, die queere Theorie nicht umfänglich teilen, mundtot gemacht werden. Auch transsexuelle Menschen können den Anteil von Frauenfeindlichkeit und Homophobie in ihren Reihen kritisch reflektieren, kann uns nur im positiven Sinne voran bringen.
Nun hat aber die Selbstbestimmung auch für andere marginalisierte Gruppen einen hohen Wert. Man könnte das auch als Interessenkonflikt bezeichnen, um Druck vom Kessel zu nehmen. Wenn du den Begriff "Transideologie" ins Feld der Rechten und natürlich Schwurbler schreibst, wird das Eis aber schnell dünn. Weil die Selbstdefinition nicht gerade uneigennützig so dominant ist, dass wissenschaftliche Erkenntnisse über die zwei Keimzellen im Sinne einer modernen Geschichtsschreibung mit dem Verweis auf Priorität des sozialen Geschlechts oder der Kritik an Dogmen umgangen wird, um am Ende das Geschlecht völlig zu fluidisieren und damit eine freie Wahlmöglichkeit seiner eigenen egoistischen Bedürfnisse hat. Konsequenterweise sind wir schon längst am Punkt angekommen, dass der Verweis, eine biologische Frau zu sein, tendenziell transphob ist, mindestens umstritten. Konsequenterweise müsste die Kategorie "Frau" also von der Bildfläche verschwinden.
Ich für meinen Teil sehe in dieser Diskussion auch eine Verhärtung von geschlechtsspezifischen Klischees/Zuschreibungen. Die mediale und öffentliche dominante Präsenz der Thematik wird sich eben auch auf die Beurteilung mancher Eltern auswirken, deren Kind sich zum Beispiel situativ rollenatypisch verhält und demzufolge eventuell vorschnell ein transsexueller Stempel auf die Stirn gedrückt wird, das Kind aber dieses Label so gar nicht braucht.
Transmenschen haben aber selbst nicht immer eine klare Geschlechtsidentität, bzw. wollen diese mitunter auch gar nicht. Das sollte man ebenfalls berücksichtigen. Biologische Frauen unterscheiden sich nach Kathleen Stock nicht nur durch ihre Geschlechtsmerkmale sondern eben auch durch andere Faktoren wie zum Beispiel: Muskelkraft, die Reaktion auf Medikamente, kleinere Lungen, Gene...
Stock sagt, dass für sie Transfrauen mit männlichen Genitalien Männer bleiben und im Zuge dessen, sieht sie die Selbstdefinition als Problem, weswegen sie punktuell missgendert, da sie zwischen (Cis)-Frauen und Trans-Frauen unterscheidet. Natürlich konterkariert das das Recht auf eine freie geschlechtliche Selbstbezeichnung. Doch das ist nicht zwangsläufig eine Folge einer transfeindlichen Einstellung, sondern das ist eben ihre Meinung aus der Sicht einer sich als biologisch fühlenden und verstehenden Frau (nix Biologismus), die sie neben ihrer Theorie zu evidenzbasierten Feminismus in ihrem Buch "Material Girls" entsprechend vorstellt. Und diese Sichtweise sollte man erstmal auch respektieren und sich inhaltlich mit ihr auseinandersetzen, anstatt zu drohen.
Doch die Vorfälle in Halle zeigen, dass eine kritische Haltung zu diesem Thema ein Grund sein kann, antifaschistische Strukturen zu bedrohen (TERFs boxen) und schließlich zu canceln, indem man ihnen die Gelder entzieht. Es geht also schon darum, welche Dimensionen der Diskurs mittlerweile angenommen hat und das der gesellschaftliche Umgang gegenüber konträren Meinungen immer restriktiver wird.. Siehe Vollbrecht in Berlin. Und diese Automatismen sehe ich schon auch ideologisiert oder von jedem Zweifel befreit...
https://jungle.world/artikel/2021/47/diese-rote-linie-ist-ein-phantasiekonstrukt-um-uns-loszuwerdenpaxito schrieb:Das können sie völlig unabhängig von einer konstruktivistischen Haltung. Das sie das machen unterstreicht nur die soziale Konstruktion vom Geschlecht.
Tzz, kulturelle Aneignung...
:)paxito schrieb:Wer hingegen Transfrauen grundsätzlich abspricht tatsächlich Frauen zu sein, der ist tatsächlich transphob. Das gilt auch für Lesben.
Diese Mann/Frauwerdung ist oft ein langer Prozess. Ich sehe das eher so, dass je größer die Identifikation und Angleichung voranschreitet, desto mehr Frau. Ich habe ein Problem, wenn Typen sich die Lippen rot malen und schon als Frau wahrgenommen werden wollen.