@shionoro, ungefähr so habe ich mir deine Begründung vorgestellt - aber ich habe andere Ideen über´s Denken, nicht nur über "Sprache".
shionoro schrieb:Es gibt da eine Seite, die sagte "alles Quatsch ich rede wie ich will". Die haben Orientierung,
Das ist für mich keine "Orientierung", die haben vielleicht eine "Richtung", aber keinen "Kompass".
(Oder wenn, dann klemmt der und das, wo er klemmt wird "richtig", i.S.v. "Norden" genannt.)
shionoro schrieb:Die andere Seite ist orientierungslos und will feste Regeln.
Die andere Seite hat nen Kompass auf dem die "Himmelsrichtungen" irgendwie "verblichen", also nicht zu erkennen sind.
Und sie scheint auch nicht viel darüber zu wissen, was fette Metallkörper in der Nähe ihres "Instrumentes" anrichten können...
Was ich mit dieser "Kompass-Metapher" sagen möchte, ist, dass Dinge wie "rechts und links" nur für jedes Individuum fest liegen,
jeder hat eine rechte und eine linke Seite. Und jeder kann sich drehen.
Aber die "Himmelsrichtungen", liegen fest.
So kann es vorkommen, dass das "richtige" für den Neoliberalisten was ganz anderes als für den Migranten bedeutet,
dass es für den z.B. kein "mehr" ergibt, sondern ein "weniger", was er dann mit Fug und Recht als "falsch" werten würde.
Und beide hätten "exakt" gemessen, eine reelle Tatsachenfeststellung gemacht.
Da würden die Termini "zu viel und zu wenig" mehr revolutionäres Potential entfalten können
als ein "ordentlicher Gebrauch von -falsch oder richtig-".
Das, was ich mit "Souveränität" meine, hat wirklich und real mit diesem "habe den Mut, dich deines Verstandes zu bedienen" zu tun;
dieses "entweder/oder" hat schlicht "neurologische Tücken", es ist zu "handlungsbasiertes Denken",
es hat mehr mit dem "guten rechten Händchen" und dem "schlechten linken Händchen" zu tun
als mit der Realität von Entscheidungen.
"Entscheidungsfähigkeit" setzt schlicht mehr "Differenzierung" voraus, als es bei uns "Tradition" (also gelebte Kultur) ist.
Wir haben, ganz praktisch, nicht die "Maßstäbe" in der Hand, nicht als Einzelne (kein Kompass/kein "messen" der Richtung bzw. Qualität).
Es ist uns, bislang, nicht gegeben, "nachhaltig" zu denken.
Was wir da als "Gruppenzugehörigkeit" pflegen, ist eigentlich ein Relikt aus Zeiten, die um Längen unsicherer waren.
Es geht dabei gar nicht um "Gruppe", i.S. einer Zugehörigkeit, die Sicherheit gewährleistet,
es geht um Machtstrukturen, die Sicherheit nur vorspiegeln - aber wir halten dennoch daran fest.
(Da kommt das mit dem "Dekonstruktivismus" rein.)
Und diese Nuss müssen wir knacken - nicht anderen neue oder andere Sprachregeln rein drücken.
Die "Sprache" muss verhandelbar bleiben, das ist ihr Wesen.
Aber wir sollten mehr daraus lernen - können und wollen - denn das ist
unser eigentliches Wesen.
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Köstlich, ein Beispiel aus der Realität (ich schreib ja immer ewig lang; es sind also diverse posts über die "Haarfrage" aufgepoppt, während ich schrieb):
Groucho schrieb:Oder da, wo man über Menschen behauptet, sie würden nicht selbst denken (wollen):
@Groucho, o.k., da fehlt wohl ein Disclaimer: ich beziehe mich auf die Neurologischen Grundlagen der Handlungsplanung und der zur Entscheidungsfähigkeit gehörenden Hirnleistungen.
Und, so leid es mir tut, da finde ich den "Grund" (die Tradition) beim Festhalten an "entweder/oder"
als Grundlage des "Denkens" (sich ne Begründung zurecht legens).
Und das ist, tatsächlich, unterkomplex. Das kann nicht funktionieren, bzw. es funktioniert nicht.
Es verursacht Leid und zementiert vorhandene Ungerechtigkeiten.
(Können wir gerne im Einzelnen ausdiskutieren, aber wenn ich von den "Hirnleistungen" ausgehe, die möglich sind, komme ich zu keinem anderen Schluss - so weit ich das sehen kann.)
Groucho schrieb:Was genau ist daran witzig, wenn sich Menschen wg. einer bestimmten Frage in einem bestimmten Kontext diskriminiert fühlen?
Naja, wenn ein mittelmässig Pigmentierter (sorry,
@Abahatschi, das ist rhetorisch, nicht persönlich),
von Frauen ähnlicher Pigmentierung auf die Herkunft seiner Pigmente angesprochen wird,
ist dies nun mal nicht so unangenehm, wie wenn einer aus dem Junggesellenverein damit bekundet,
dass er sich über seine Anwesenheit beim Schützenfest wundert.
Das eine ist eine Kontaktaufnahme, das andere grenzt aus.
Der "Witz" ist, wenn das untergeht.
Groucho schrieb:Eigentlich wurde da ziemlich genau und präzise gesagt, wie man es machen könnte und wie nicht.
(Noch´n Disclaimer: hab ich nicht gelesen.)
Abahatschi schrieb:die die am meisten fragen, in ihrer Gruppe welche haben die nicht gefragt werden wollen.
Die wollen doch nicht "nicht gefragt" werden, die wollen nicht auf ihre Herkunft (bzw. die ihrer Eltern) reduziert werden.
Ich will als Ergotherapeutin ja auch nicht auf "Basteltante" reduziert werden - aber das schaff ich nur, indem ich dazu stehe.
Und jedem, der "Basteln" auf "Kindergarten" reduzieren will, hau ich um die Ohren, dass man mit "spielen" ja auch "leben" lernt,
warum soll aus "Basteln" dann nicht Handlungs- und Entscheidungsplanung werden - bzw. heilen können?
Groucho schrieb:geht es nicht um Migranten/Ausländer, sondern um Deutsche mit Migrationshintergrund,
Ähm...
Hmmm.........
Tja...
Und praktisch?
(Ich frag doch, weil ich das nicht sehen kann und darum hören müsste.)
Erinnert mich jetzt an Covid-Tests: "Wie hoch ist meine Chance, ein falsch-positives Ergebnis zu bekommen"
ist wichtiger als die Frage nach der Möglichkeit, sich infiziert zu haben.
Witzig!. Aber eigentlich die Art witzig, bei der man aus Notwehr lacht - damit man nicht heulen muss.
paxito schrieb:Verstehe Diskriminierung nicht als moralisches Versagen einzelner sondern als institutionalisierte Spaltung der Arbeiter, als ein „Divide et impera“ der herrschenden Klasse, den Reichen.
Volle Zustimmung.
Plus ne Ergänzung an
@shionoro und
@Groucho - das ist der Punkt, wo PC für ihr "Nestbeschmutzen" gefeiert werden sollte
- und nur dafür.
"Sprache ist eine Waffe" - aber vor allem ein Werkzeug.
Und es gehört zurück in die Hände der Menschen, dieses Werkzeug.
Es geht nicht um "die Wörter", es geht um die Leistungen, die dann möglich sind,
wenn dieses "Werkzeug" nicht mehr so korrumpiert wird wie jetzt.
(Und ne "Autorität" wieder mehr können muss als nur "autoritär zu sein".)