sören42 schrieb:Das war ja ein Vergleich. Wie sich die USA wohl verhalten hätten, wenn Russland Mexiko ähnlich nahe gekommen wäre, wie der Westen der Ukraine vor Russlands Angriff. Das war ihre Überlegung.
Nur hinkt m.E. irgendwie der Vergleich sehr. Ne Art Strohmann oder was auch immer.
Also einerseits kann ich teilweise den versuchten Gedankengang dahinter verstehen. Die Frage ist aber: Was ist der eigentliche Subtext oder die Botschaft mit dem Aufzeigen des Vergleiches?
Soll über Whataboutism Russlands Handeln legitimiert werden weil "Aber die USA hätten...?"
Auch ist in den meisten theoretischen Vergleichen immer irgendwie ein fremder widriger Einfluss impliziert. Wenn ich mich nicht täusche, kam Euromaidan (und alles an strukturellen Vorläufern oder Weichenstellern vor Euromaidan) usw. im Kern von innen aus der Bevölkerung.
Auszug von einem BPB-Artikel dazu (der ein gewisses behauptetes "CIA did it!"-Narrativ entkräftet):
Original anzeigen (0,2 MB)Folglich hinkt der theoretische Vergleich ja schon zumindest partiell, wenn nicht ganz (je nach Formulierung dessen).
Ich bin da konsequent: Hätte sich Mexiko einfach intern und anlassbezogen gen Russland entwickelt müssten die USA auch zähneknirschend damit leben. Freie Bündniswahl für freie Nationen. Wir sind auch nicht mehr in der rein bipolaren Welt des KK sondern mehr in einer multipolaren Welt, ehe jemand wieder das Kuba-Beispiel rauskramen mag.
Letztendlich sprach die Bevölkerung in der Ukraine gerade nach dem fehlgeschlagenen EU-Handelsabkommen eine mehrheitlich klare Sprache. Der Rest mit den Separatisten wurde ja von Russland nach eigenen Angaben (Igor Girkin als einer der besten Aussagequellen hierzu, weil damals Involvierter) künstlich hochgepuscht um die Ukraine intern zu destabilisieren, was ja mehr oder minder bis 2022 funktionierte. Das wäre so als hätten die USA dann unlauter pro-USA-Aktivisten oder irreguläre Kämpfer nach Mexiko geschickt um innere Unruhe im Land zu erzeugen.
Laut einem NYT-Artikel war man sich mit der CIA-Unterstützung nicht mal direkt nach Euromaidan so richtig einig, was dann wohl kaum auf eine zuvor geplante orchestrierte staatliche und geheimdienstliche (CIA) Aktion die angeblich zu Euromaidan geführt haben soll schließen lässt.
Referenz:
https://www.nytimes.com/2024/02/25/world/europe/cia-ukraine-intelligence-russia-war.html(Modhinweis: War damals zumindest nicht reiner Paywall-Artikel, hängt individuell ggf. davon ab wie oft man selbst auf Artikeln/der Webseite der NYT mit einem gewissen Kontingent war, das nur zur Berücksichtigung, ist also ggf. einsehbar, ggf. nicht mehr)
Simpler: Ich denke all die Vergleiche mit "ABER MEXIKO!" sind meistens so nutzlos oder Ablenkung wie "Aber Zelenski ist ein Diktator weil es keine Wahlen gibt!" (die halt verfassungsrechtlich im Kriegsfall oder Notstand nicht vorgesehen sind, aufgeschoben werden und auch sonst aus praktischen Gründen im Krieg schwieriger umzusetzen wären, selbst wenn der (verfassungs-)rechtliche und politische Wille da wäre.