juvenilea schrieb:Tja...Letztlich hat nicht die USA im Orient den Fanatismus ausgetrieben, sondern Bin Laden hat den USA den Fanatismus eingeprügelt.
Ja, 9/11 war ein Meilenstein in den USA. Das war mir lange nicht bewusst, obwohl ich wenige Wochen danach in New York war. Aber der "Kreuzzug" von George W. Bush stand scheinbar noch in guter alter US-Imperialismus-Tradition, auch wenn der Überfall auf den Irak schon irrational-fanatische Züge aufwies.
Zum Ereignis 9/11 kam gleichzeitig das Internet als Kommunikations- und Kampagneninstrument hinzu. Von den Linken einst als Autonomie von Verlagen und Rundfunk und als Weg zur Emanzipation begrüßt, ist dieses Medium lustigerweise durch die großen US-Konzerne wie Google, Facebook, Twitter usw. zur globalen Verdummungsmaschine geworden.
Nach 9/11 kamen die Verschwörungstheorien. Nicht nur dazu, nein auch zu Apollo 11, Chemtrails oder die Erde als Scheibe. Irgendwann wurde nur noch gefühlt und geglaubt, was wahr und falsch war, war nicht mehr zu trennen. Die Entmachtung der alten Autoritäten Buch, Zeitung und TV gab Trump & Co. die Macht, die Verdummung zu Politik zu machen.
Der religiöse Fanatismus von Al Quaida, IS oder sonstiger Islamisten mutet dagegen schon traditionell an...
Visigoth schrieb:Wenn dann wurde der Grundstein für das derzeitige christliche Khmerregime in Washington schon in den 60ern gelegt und kam dann groß in den 80ern auf.
Hm. Der Pietismus war schon immer ein US-Phänomen, Bible-Belt, Sklavenhaltergesellschaft usw. Schon der Gründungsmythos war "In God We Trust" (ganz anders als unser Grundgesetz, mit "in Achtung vor Gott und den Menschen").
Die folgenden Zahlen halte ich für übertrieben, trotzdem bekommt man eine Ahnung, warum die USA zu Unrecht als Inbegriff aufgeklärter Modernität und pluralistischer Skepsis angesehen werden bzw. wurden:
Neun von zehn Amerikaner/innen sagen, sie hätten niemals in ihrem Leben an der Existenz Gottes gezweifelt
.
Acht von zehn Amerikaner/innen erklären ihren Glauben an den Tag des jüngsten Gerichts, an dem sie vor ihren Gott zu treten und über ihre Sünden Rechenschaft abzulegen hätten.
Acht von zehn Amerikaner/innen sind davon überzeugt, dass Gott auch heute noch gelegentlich auf Erden Wunder bewirkt.
Sieben von zehn Amerikaner/innen glauben an ein Leben nach dem Tode.
50% der Amerikaner/innen glauben an die Existenz von Engeln, 37% an einen persönlichen Teufel.
Ungefähr 40% der amerikanischen Bevölkerung besucht in einer gewöhnlichen Woche eine Kirche, über 90% geben an, mehrmals wöchentlich zu beten.
40% derjenigen, die sich an der Präsidentenwahl 1980 beteiligt hatten, gaben an, mindestens eine persönliche Erfahrung mit Jesus gehabt zu haben.
Quelle:
https://blogs.fu-berlin.de/jfkpol/2007/10/21/frank-unger-politischer-pietismus-und-rechtspopulismus-in-den-usa/