sören42 schrieb:Aber es geht ja nicht um Rüstungindustrie - oder doch?, sondern um Frieden. Also sammeln für die Rüstungsschmieden, das müssen wir nun wirklich nicht. Die werden in den letzten drei Jahren schon genug Geschäfte gemacht haben. Dazu sind es auch keine ethischen Geschäfte. Menschen sterben durch diese Waffen, jeden Tag. Das darf nicht vergessen werden.
Wie hat man eigentlich nochmal die Nazis besiegt? Vermutlich nicht mit Sitzblockaden.
Man muss schon in einer komplexen Welt weiter denken und mehr differenzieren, als "Waffenindustrie böse!"
Waffen(systeme) sind willenlos. Sie sind Mittel, Werkzeuge. Wer und wie man sie nutzt, darauf kommt es an. In einer idealen Welt gäbe es keine Kriege und man bräuchte kein Militär. In einer idealen Welt bräuchte ich keine Polizei weil alle friedlich sind. In einer idealen Welt bräuchte ich ggf. auch keine Feuerwehr weil nix mehr brennt und keine Ärzte/Rettungssanitäter/Suchtberater/Psychologen weil all diese Probleme nicht mehr relevant sind.
Wir leben aber nicht in einer idealen Welt.
Solange "bad guys" Waffen haben und angreifen, sollten "good guys" oder grundsätzlich alle an Verteidigung und Selbstbestimmung interessierten Parteien (Parteien im weiteren, nicht nur politischen Sinne) auch wehrfähig sein. Wehrfähigkeit schreckt oft einen potentiellen Aggressoren ab.
Vielleicht sollte man daher manchmal weniger pauschalisiert die Rüstungsindustrie betrachten. Aber das ist vielleicht auch überdurchschnittlich Deutsch. Geprägt vom transgenerationalen Trauma. Sowohl absolut nachvollziehbar und partiell wichtig, wie situativ zugleich auch absolut hinderlich - weil es dann oft nicht nur argumentativ sondern auch politisch oder gesellschaftlich lähmt, wenn eigentlich Wille oder Resilienz gefragt ist. Klare Kante ggü. pot. Aggressoren quasi. So sieht jener aber: "Ach schau her, ich muss ggf. auch manipulativ in Debatten nur manche Punkte reinbringen und (sinngemäß) Knöpfe drücken - oder auch gar nicht drücken weil die das selbst tun - und schon wird eine gewisse Gegenwehr unterminiert bzw. von innen heraus angezeweifelt!"
"Nie wieder!" nur solange es bequem ist. Für mich heißt 'Nie wieder!' denklogisch, dass ich nicht nur auf innere Gefahren schauen muss die Demokratie gefährden, sondern auch auf äußere Gefahren. Und hierfür brauche ich eh in beiden Fällen, ob im präventiven oder reaktiven Sinne, Waffen(systeme) bzw. eine Rüstungsindustrie.
Keiner auch von den immer beschimpften "Bellizisten" in Deutschland und Europa hat Bock auf Krieg. Man muss nicht selbst im Krieg und unter Beschuss gewesen sein um das zu merken, es gibt genug erschütternde Bilder, Berichte und Videoaufnahmen aus Kriegen und genug aus dem Russland-Ukraine-Krieg. Manchmal muss man aber im übertragenen und wahrsten Sinne bereit für Krieg sein, um ihn nicht führen zu müssen. Man kann hier gerne, um das Konzept zu verstehen, synonym Beispiele zur individuellen Selbstverteidigung geben bzw. sich vorstellen.
Undifferenzierte ablehnende Haltung allen wehrfähigen Fragen ggü. ist halt so lange bequem wie man nicht wehrfähig sein muss oder die eigene Heimat oder Haut akut brennt, schätze ich. Spätestens dann würde ich sagen: "Ja, äh, danke für nix, Hauptsache du konntest dich gut fühlen, I guess?"
Das sind - so mein Eindruck basierend auf tausenden Interaktionen und teils gemäß eigener Aussagen, allgemein gemeint - dann auch oft eh die ersten Personen die abhauen. "Danke für nix" würde ich dann doppelt sagen.