Visigoth schrieb:Die Chinesen wirds freuen.
"Oh, Trump bedroht euch? Ihr sollt Tariffe zahlen? Wie wärs mit einem Handelsabkommen mit uns... ganz ohne Tariffe und dazu noch 1 oder 2 Militärbasen?"
Wenn die Chinesen sich halbwegs schlau anstellen, dann können sie das Vakuum, welches die Zerstörung amerikanischer Soft Power unter Trump entstehen wird, gut füllen.
Der letzte Sargnagel für Pax Americana.
Ich finde es sehr ironisch. Man macht auf starken Mann (und die Fans feiern ihn), wirft zugleich aber bisherige relative (mehr oder minder, klare) Stabilitätsanker der Soft (und ggf. Hard?) Power über Bord und schießt sich langfristig ins Knie. Isolationismus und großkotziges 'my way or the highway'-Gehabe als neues Leitbild.
Sinnbildlich säuft man gerade sau viel und haut sich mit Drogen oder Aufputschmittel voll. Kurzfristiger und mittelfristiger Effekt bis das böse Erwachen kommt.
Aufstrebende Mächte sind bereit die Lücken zu füllen. Selbst die träge/gemütliche EU wird ja quasi genötigt, auf die Hinterbeine zu kommen weil "Sugar Daddy USA" droht in mancher Hinsicht sinngemäß wie im wahrsten Sinne den Geldbeutel zuzumachen oder auch (sicherlich auch fairerweise oder nachvollziehbarerweise) mehr Eigenleistung zu fordern als sich unter allem auszuruhen.
Aus meiner persönlichen Wahrnehmung, gemessen an meinen Standards oder dem was ich als mehr oder minder oder relativ als vernünftig betitele nehmen sich die USA unter dieser Administration gerade nachhaltig auseinander oder aus dem Rennen. Mir ist klar, dass andere Menschen mit anderen Realitäten das wieder anders sehen und bewerten werden. Für manche ist z.B. der Crackdown auf (illegaler) Migration eine Art Seelenheil nach viel Unrechtsempfinden.
Aber selbst so was, was dienliche Nebeneffekte haben kann, hat Nachteile. Halten z.B. selbst teils illegal Aufhältige die US-Wirtschaft partiell mit am Laufen, schießt man sich z.B. damit ins Knie. Ich bin kein Ökonom, aber das wäre ungefähr wohl so als würden wir hier nach einer Serie von Gewalttaten alle möglichen Migranten rauswerfen oder so. In einer Art Tabula Rasa. Unter dem Gesichtspunkt niedriger Geburtenraten der eigenen Gesellschaft fehlen im Zweifel weitere Jobs. Wer übernimmt die dann? Wird es dann billiger? Nicht zwingend, ggf. auch teurer wenn Menschen nicht mehr ggf. den Preis (über geringeren) Lohn drücken. Will der Einheimische mehr Geld weil er nicht mehr bereit ist wie jemand mit Migrationsbiografie - jemand mit weniger Standards oder Verhandlungsmasse - für wenig(er) zu arbeiten, wird es notfalls auf den Preis der jeweiligen Dienstleistung oder Kette draufgeschlagen.
Ich glaube so was könnte partiell auch in den USA drohen. Ich rede hier nicht davon nutzlose Gewaltstraftäter zu tolerieren aber als Nebeneffekt eines großen "Crackdown on (illegal, legal...specific?) Migration" kann so was halt auch entstehen. Kommt natürlich auch immer auf die Motivation und scope an. Illegale rauswerfen ist noch nicht das gleiche wie ideologisch ethnische Motivationen eines Crackdowns, würde man alá NPD/AfD quasi kulturell pauschal bereinigen wollen wo möglich. Weil dann wirklich viele Menschen fehlen würden und noch mehr Jobs offen wären. Wer soll die dann machen, ist ja nicht so als würde eine gigantische Heerschar Einheimischer arbeitslos rumhocken um dann die große Sternstunde zu haben weil "die Ausländer" (oder viele davon) ihnen nicht mehr die Jobs klauen würden, nech?
Oder diese ganzen Stunts und Drohgebärden um "Das soll aber nicht mehr Golf von Mexiko sondern Golf von Amerika heißen!!!1111" oder "Grönland wäre doch ganz nett - als Besitz!" und noch mehr bescheuerte Scheiße die partiell eine etablierte relative globale oder internationale Ordnung über Bord werfen. Wir bemühen uns massiv imperialistische Stunts wie jene der Russen in der Ukraine oder potentiell jene Chinas ggü. Taiwan zu unterdrücken und dann kommt nach einem Politikwechsel eine der größten Garanten oder Verbündeten um die Ecke und fällt vielen dahingehend mit nicht einem Dolch sondern einem Krummsäbel in den Rücken.
Absolut bescheuert. Das sind halt alles so Dinge. Vielleicht werden auch noch viele Fans des "Orange Man" das böse Erwachen haben. Viele waren zu Beginn der Ampel sehr motiviert oder positiv eingestellt und hinterher ernüchtert weil die es vergeigt haben und sich selbst teils auseinandergenommen. Gerade sympathisch eingestellte. Ich glaube so wird es auch vielen Trump-Fans gehen, gerade wenn irgendwann deutlicher die Folgen erkennbarer werden.
Sonstige Verbündete fragen sich zumindest ja gerade was manche Stunts sollen.
Ich könnte jetzt mit meiner bescheidenen Sicht weiter sinnieren und motzen und mich wundern aber witzigerweise lande ich zweifelsohne irgendwann bei dem Fazit: "All Empires fall"
Vielleicht ist jetzt das "US-Imperium" dran - gar von innen heraus teilweise selbst "dismantled", auseinandergenommen bzw. unterminiert.
Es kann auch sein, dass ich natürlich einige Wandlungen zu hyperkritisch sehe, es generell ganz anders kommt, es nicht so schlimm kommt wie gedacht. Vielleicht ist Trump auch nach 4 Jahren dauerhaft weg vom Fenster und der MAGA-Kult irgendwann eingehegt und die Dems oder Reps wickeln so manchen möglichen Schaden wieder ab und es geht mehr oder minder weiter wie zuvor (im eher positiven Sinne gemeint.
Vielleicht überrascht uns (Kritiker) Trump auch positiv in manchen Dingen. Ich habe keine Glaskugel. Aber das was ich bisher sehen oder erahnen und einschätzen kann ist für mich nicht gut.
Aber es soll dann offenkundig so sein. Wir als Europa müssen uns dann scheinbar mehr emanzipieren. Hoffentlich selbst, ohne dass uns dann andere aufstrebende Mächte diktieren wo es lang geht.