(Sorry bisschen mehr Text mal wieder. Gröbste Zusammenfassung wäre:
"Ja, ich sehe einige kritischen Punkte erst mal, denke aber anhand diverser Aspekte, dass man manches zu kritisch sehen könnte bzw. man am Ende halt auch Leuten mit viel Reichweite Meinungsäußerung zubilligen muss und man hier vlt. eher an das Wording, aber nicht die eigene inhaltliche Position Erwartungen stellen könnte bzw. auch bei abweichenden Meinungen damit leben muss. Zugleich muss der Konsument irgendwo eine grundlegende Mündigkeit und Medienkompetenz oder Differenzierungsfähigkeit mitbringen.")
frauZimt schrieb:Ich sehe es mit Sorge, muss ich sagen.
Naja, es war schon immer so dass viele manche Entscheidungen von dem Input anderer abhängig machen bzw. sich in eine Richtung leiten lassen. Ob oder wie viel "Eigenleistung", Vergleiche, kritische Gegenprüfung oder sonst was machen war auch schon immer variabel. Das ist sozusagen einfach nur die medienmoderne Variante von "mein Umfeld aufn Dorf / mein Stammtisch / mein Verein / mein Elternhaus hat schon immer XY gewählt" weil man sich letztendlich von diversen (externen) Einflussfaktoren hat leiten lassen.
Influencer sind so gesehen für mich kein wirklich neues Phänomen in der Hinsicht, wenn man es mal runterbricht. Die Verbreitungs- und Interaktionsform ist nur eine andere. Genau so wie viele erst mal geneigt sind, unkritisch einem Idol zuzustimmen, gibt es auch andere die nicht stumpf etwas kopieren sondern z.B. bei etwas nicht zustimmen oder es sonst anders sehen.
Schauen wir uns auch mal das Statement an:
Like many of you, I watched the debate tonight. If you haven’t already, now is a great time to do your research on the issues at hand and the stances these candidates take on the topics that matter to you the most. As a voter, I make sure to watch and read everything I can about their proposed policies and plans for this country.
Recently I was made aware that AI of ‘me’ falsely endorsing Donald Trump’s presidential run was posted to his site. It really conjured up my fears around AI, and the dangers of spreading misinformation. It brought me to the conclusion that I need to be very transparent about my actual plans for this election as a voter. The simplest way to combat misinformation is with the truth.
I will be casting my vote for Kamala Harris and Tim Walz in the 2024 Presidential Election. I’m voting for @kamalaharris because she fights for the rights and causes I believe need a warrior to champion them. I think she is a steady-handed, gifted leader and I believe we can accomplish so much more in this country if we are led by calm and not chaos. I was so heartened and impressed by her selection of running mate @timwalz, who has been standing up for LGBTQ+ rights, IVF, and a woman’s right to her own body for decades.
I’ve done my research, and I’ve made my choice. Your research is all yours to do, and the choice is yours to make. I also want to say, especially to first time voters: Remember that in order to vote, you have to be registered! I also find it’s much easier to vote early. I’ll link where to register and find early voting dates and info in my story.
With love and hope,
Taylor Swift
Childless Cat Lady
Quelle:
https://www.instagram.com/p/C_wtAOKOW1z/Natürlich ist da Wirkmacht hinter und natürlich äußert sie in dem Posting ihre eigene klare Präferenz.
Sie macht das aber aus meiner Sicht noch fair genug mit dem unteren Disclaimer. Also letztendlich, wenn man dem Konsumenten der Nachricht eine gewisse Selbstständigkeit noch zumuten möchte: "I’ve done my research, and I’ve made my choice. Your research is all yours to do, and the choice is yours to make." Frei übersetzt: Ich habe mich erkundigt und meine Wahl getroffen, prüft/ergründet das Thema für euch selbst", sagt sie sinngemäß.
Letztendlich ist das Thema doch das Gleiche: Mündigkeit von Bürgern. In welchem Thema, in welcher Disposition auch immer. Letztendlich muss ich auch damit leben wenn Leute ihre Entscheidungen partiell oder nahezu vollumfänglich auf dem Input anderer basieren. Das war in gewissen Teilen schon lange so, es wird so bleiben. Man kann nur schauen wo man den Menschen möglichst früh das Rüstzeug dazu mitgibt, eine gewisse Medienkompetenz und Differenzierungsfähigkeit zu erlauben damit sie im Schnitt bessere Urteilsfindung tätigen können. Alles mit einem ausreichenden Grundmaß damit ist dann halt freie Entscheidung, auch wenn man selbst diese subjektiv/inhaltlich ablehnen oder hinterfragen wollen würde.
Ich maße mir an dass ich einen Grundkodex bzw. gewisse Grundstandpunkte zu vielen Themen habe. Und wenn Personen die ich im Schnitt bis dato ziemlich gut finde oder mag - sei das eine Swift oder ein Pistorious oder ein Internetidol bzw. ein Star, ein Politiker, ein Influencer/Content Creator - aber die dann bei gewissen Themen eine andere Meinung vertreten, die ich so oder auch nach diversen Argumenten nicht teilen kann, dann wird mein Standpunkt nicht einfach zusammenbrechen, sondern dann werde ich notfalls nach Erwägung halt in den Themen nicht zustimmen. Ich muss am Ende auch damit leben, dass kaum bekannte z.B. rechte Influencer (also kaum bekannt in einem Mainstream) wiederum für andere Idole sind und die Meinungen vertreten, die andere dann teilen und vertreten.
Ich kann ja kaum wen bekehren. Ich verstehe deinen Kernpunkt, glaube ich, aber denke man muss das auch ein bisschen variabel betrachten.
calligraphie schrieb:Wenn ich es richtig interpretiert habe, hat Frau Swift vor allem auch dazu aufgerufen, sich überhaupt erst mal als voter/ Wähler registrieren zu lassen. Dazu hat sie einen Link geteilt, der Hunderttausendfach geöffnet wurde. Ob daraus dann Wähler werden und die dann letztendlich demokratisch wählen? Das ließe sich sicher nur durch nachträgliche Befragungen ( nach der Wahl) feststellen.
Ihr Statement steht oben. Ich verweise nochmal auf dieses, ggf. ergibt sich für dich eine geänderte Interpretation, ggf. nicht.
calligraphie schrieb:Die Aufforderung, gerade an junge Wähler und Erstwähler, ihr Recht dazu bewusst wahrzunehmen, das ist grundsätzlich sehr positiv zu bewerten.
Alles was über diese Motivation hinausgeht, also zusätzliches empfehlen einer bestimmten Partei, ist natürlich legitim, nur eben sollte man es auch etwas kritisch hinterfragen. Man stelle sich vor, wie relativ einfach es doch sein kann, und das eben für jede Art von Partei. Man nehme ein Zugpferd Xy ( aus Kunst Kultur Popkultur etc) und derjenige verbreitet die frohe Botschaft für eine Partei xy. Das birgt gewisse Gefahren, gibt Menschen eine Art Macht, Hunderttausende in eine bestimmte politische oder ideologische Richtung zu verführen.
Gerade die Swift Fans dürften mehrheitlich sehr jung sein und evtl noch viel leichter zu verführen sein. Nun steht ja Frau Swift sozusagen für „ das gute“ , aber Ähnliches mit anderen einflussreichen Persönlichkeiten für zb die Reps oder zb hier f die AfD? Ich glaube, das würde nicht so gut kommen.. den Künstler oder Act würde man öffentlich teeren und Federn, dass er junge Wähler verführen will.
frauZimt schrieb:Clooneys und Lady Gaga würde ich das Engagement abnehmen.
Taylor Swift ist für mich eine Kunstfigur.
Mehr an beide gerichtet: Einfluss bürgt abstrakt zwar Verantwortung auf - aber am Ende sind das auch Bürger mit Meinungsfreiheit. Ob das nun eine Meinung sei die in eine mir genehme Richtung geht oder in eine, die es nicht ist (sofern das dann keine Straftat oder so sei), damit muss man im Zweifel leben. Ich denke oder finde eher die Art wie man das macht wichtig. Als bestes Beispiel ist bei einem Massenpublikum halt aus meiner Sicht ein Wording wie bei Swift. Man äußert eine eigene Präferenz aber sagt am Ende, dass man sich im Zweifel selbst informieren sollte.
Zumal man das Argument der Beeinflussung (implikativ der unlauteren), das hier mehrfach gebracht wurde, auch anders rum drehen kann: Menschen mit Reichweite nutzen diese um auch Dinge in ihrem Sinne zu verändern, also Dinge an die sie selbst glauben. Das kann man subjektiv partiell zumindest positiv auslegen. Alles andere wäre die Erwartungshaltung, dass sich Menschen mit Reichweite nicht politisch äußern sollten oder dürfen.
Naja. Auch ne slippery slope. Auch für gesellschaftliche Trends oder Aspekte die eine Mehrheit eigentlich als "gut" befindet weil man die so verankern/verbreiten kann. Heißt dann halt auch, dass ich nicht mit nicht mir genehmer Meinungsäußerung von Menschen mit Reichweite leben muss. Is ja irgendwo deren recht. Den Akt selbst kann ich meist auch schlecht an sich kritisieren (ausser es geht Richtung Strafrecht/Verfassungsfeindlichkeit, ok dann anders) - den Ton vielleicht aber.
Sorry, ich hoffe ich habe einige Punkte nicht zu verklausuliert oder verworren dargelegt.
frauZimt schrieb:Clooneys und Lady Gaga würde ich das Engagement abnehmen.
Taylor Swift ist für mich eine Kunstfigur.
Nochmal kurz auf den Punkt antwortend: Was ist bei Clooney und Gaga anders? Menschen mit großer Reichweite. Gaga macht auch Musik. Philantropische Initiativen haben glaube ich alle drei gestützt oder mitgetragen. Gaga ist doch selbst ne Kunstfigur.
Taylor ist auf einmal anders? Wieso?
Also für dich vielleicht, das ist ja ok bzw. subjektiv. Ich persönlich sehe aber de-facto keine markante Abweichung. Wenn es man es runterbricht sind es auch alles US-Staatsbürger/innen die ihre Meinung - ggf. im Ton im Idealfall etwas nuancierter - frei vertreten können und der man dann folgen kann oder nicht. Republikanische Trump-Wähler die Swift Fans sind werden wohl nicht ihre Wahlentscheidung zugunsten der Demokraten ändern.
Zugleich gibt es sicher genug bekannte Persönlichkeiten und Schauspieler, die eher Richtung Trump tendieren werden oder ihre Meinung eher dahingehend äußern.
Wenn man mal so überlegt, kommt eigentlich wieder das vom Anfang argumentativ (mir) in den Sinn: Am Ende muss man eine grundlegende Mündigkeit in den Konsumenten oder Bürgern unterstellen, davon ausgehen, sie 'erhoffen'. Weil wertfrei und ganz objektiv gemeint viele Meinungsbeeinflussungsfaktoren in etwaigen Themen und Lebenslagen umherwabern, weil Leute denen man positiv (oder auch negativ) ggü. eingestellt ist Standpunkte vertreten werden.
Am Ende muss man halt selbst wählen oder erwägen.