vx110 schrieb:Er wurde gewaehlt und fertig.
Ja, das ist gleichzeitig wahr und zeigt auch die Gefahren für eine Demokratie auf.
Viele empfinden heute unsere freiheitlich, demokratischen Rechtsstaat als existent und garantiert, durch die Institutionen und die Politik, bzw. die Politikerkaste selbst. Eine Bringschuld des Systems.
Ich muss mir also als Wähler gar keine großen Gedanken machen. Ich schaue mir die Leute an, die zur Wahl stehen, und je nachdem, über wen ich mich schon geärgert habe und/oder wer eine gute Rede hält, mache ich dann mein Kreuzchen, das war es.
Ich denke da an meinen Ex-Schwiegervater. Der war ein intelligenter, pensionierter Kaufmann in Norditalien und erzählte mir irgendwann in den Neunzigern, dass er den Berlusconi gewählt habe. Als ich dann total verdutzt nachfragte, was er denn von den ganzen Skandalen und den Mafia-Kontakten halten würde, sagte er, dass er davon auch schon gehört habe, aber diese Details würden ihn nicht besonder interessieren. Der Berlusconi würde immer eine "bella figura" machen und über die anderen Parteien habe er sich auch schon geärgert.
Es ist genau andersherum: Demokratie ist keine Bringschuld des Systems, sondern es ist eine Bringschuld des Wählers.
Und wenn ich als Wähler, der ich gerne in einem freien und demokratischen Land lebe, einen Kandidaten wähle, der offen seine große Verachtung für genau dieses demokratische Staatswesen und seine Institutionen bekundet, der damit prahlt, wie er die Justiz auf seine Beürfnisse hin zuschneiden wird, der jeden Respekt im Streit mit dem politischen Gegner vermissen lässt, u.s.w....
...dann verhalte ich mich als Wähler wie ein Idiot....oder wie das Lamm, das zum Schäfer sagt: "Ich gehe nicht mehr in deinen dunklen Stall, sondern zu dem netten Mann ggü, den ihr 'Metzger' nennt, der sagt mir, dass es bei ihm zuhause schön warm und hell ist."
Jetzt ist er also gewählt... wird schon nicht so schlimm... nur ein frischer Wind...