@Nevrion Nevrion schrieb:An Bushaltestellen wirbt die Stadt Kaiserslautern seit einiger Zeit mit Plakaten von gut integrierten Flüchtlingen. Was man erst mal toll finden kann, hat dann aber doch einen bitteren Nachgeschmack, denn wenn man eine Gruppe von Menschen mittlerweile schon bewerben muss, damit sie von der Gesellschaft akzeptiert werden, dann läuft hier etwas grundlegend verkehrt.
Warum ein bitterer Nachgeschmack?
Du implizierst damit, dass es völlig selbstverständlich wäre, Flüchtlinge, Asylberechtigte oder generell Zuwanderer gut zu finden.
So selbstverständlich ist das aber gerade nicht.
Das ist es aber gerade nicht.
Das will zwar so mancher blauäugiger Aktivist aus dem politisch linken bzw. alternativen Spektrum nicht wahrhaben, aber es ist durchaus natürlich, bei neuen Erfahrungen, auch bei neuen Menschen mit anderen Wertvorstellungen, Glauben und Sprache in ihrem Umfeld, erstmal zurückhaltend zu sein.
Bei höheren Zahlen steigt die Zurückhaltung und Skepsis.
Leider kann sie unter Umständen auch irrational und zu aggressivem, rechtsradikalem Verhalten werden.
Es kommt nicht darauf an, von vornherein überhaupt keine Vorurteile zu haben, sondern entscheidend ist, ob man so differenzierungs- und entwicklungsfähig ist, Vorurteile abzubauen, wenn der Abbau berechtigt ist.
Dazu beitragen können auch Erfolgsgeschichten von integrierten Flüchtlingen.
Dass Integration im Sinne erfolgreichen Zusammenlebens kein Selbstläufer ist, der nur ein freundliches Lächeln und offene Arme von allen erfordert, sollte doch nach Jahrzehnten des Nichtvorhandenseins einer aktiven und realitätsnahen Integrationspolitik allmählich verstanden werden.
Integration ist Herausforderung, Integration ist Arbeit, Integration muss aktiv betrieben werden.
Indem man die Erfolge zeigt.
Ebenso aber auch, indem man Misserfolge nicht verschweigt und Problemzonen offen angeht, statt sie aus politischer Korrektheit zu ignorieren oder schönzureden oder umzudichten.
Auch, wenn man davon ausgehen möchte und davon ausgehen kann, dass Flüchtlinge grundsätzlich gute Menschen sind, ist nicht zu leugnen, dass sie völlig unterschiedlich sozialisiert, mit einem anderen Wertekanon, unter anderen Verhältnissen aufgewachsen sind, als der durchschnittliche deutsche Inländer.
Und die daraus resultierenden Überzeugungen und Verhaltensweisen legt man nicht innerhalb kürzester Zeit ab und verwandelt sich in einen glühenden, gebildeten Verfechter von Feminismus und Gleichberechtigung.
Intelligente, fähige Leute können sich ändern und dazulernen, keine Frage.
Das braucht aber Zeit und das erfordert Aufwand von allen Beteiligten.
Es erfordert auch Ehrlichkeit seitens deutschen Helfern gegenüber Flüchtlingen und Migranten. Beispielsweise die Ehrlichkeit, zu sagen:,,Du das mag sein, dass in deinem Heimatland Frauen nichts zu sagen haben, Mädchen nicht mit Jungs in die Schule dürfen oder du einen Beleidiger mit dem Messer abstechen musst - aber hier läuft das nicht. In Deutschland hast du dich an deutsche Regeln und Gesetze zu halten.
Hier gehen Mädchen und Jungen in öffentlichen Schulen gemeinsam in den Unterricht und haben Umgang miteinander. Frauen dürfen wählen und arbeiten, wenn sie wollen. Und wenn dich jemand beleidigt, dann steh drüber oder zeig ihn wegen Beleidigung an, aber zück nicht das Messer oder schwing die Fäuste."
Gerade letztere Ehrlichkeit geht vielen Helfern leider ab und das muss ich als jemand konstatieren, der sich aktiv für Flüchtlingshilfe einsetzt, der kontrollierte Migration positiv findet und das, was er als Rechtsextremismus versteht, ganz klar von sich weist.
Interessanterweise hatte ich mit meiner Konsequenz und Ehrlichkeit noch keine Probleme mit Flüchtlingen oder Menschen ausländischer Herkunft. Sie schätzen das eher, als Heuchelei und das Getue, wir wären ja alle selbstverständlich eine große, glückliche Familie.