Mir ist gerade die Idee gekommen, warum die Meinung vieler Leute hier - die durchaus dem Durchschnitt der Bevölkerung entspricht - ein Trugschluss ist. Die Erklärung dieser Leute geht ungefähr so: Je länger die Regierung an Merkels Flüchtlingspolitik, die zum Scheitern verurteilt ist, weil es uns zu schwer belastet und zu teuer ist, zudem ein europäischer Alleingang, den wir nicht allzu lange durchziehen können, festhält, umso mehr stärkt das die äußerste Rechte (AfD, Pegida, NPD usw.), nicht zuletzt auch die Rechtsextremen. Ein innerer Frieden kann also erst wieder einkehren, wenn die deutsche Flüchtlingspolitik zur Besinnung kommt, und das geht nur ohne Merkel. Wenn also Merkel "gestürzt" wird, flutscht alles wieder in den ursprünglichen Zustand zurück und der innere Frieden wird wieder stabiler und sowas wie Köln kommt nicht mehr vor. Wir können endlich wieder beruhigt schlafen und der "Ausnahmezustand" ist beendet.
Der Fehler dieses Denkens liegt in mMn darin, dass sich, nicht zuletzt auch durch die Vorfälle in Kön, das Klima dermaßen aufgeheizt hat und die Leute sich zumindest im Denken und in den Gesprächen miteinander - so wie auch hier im Forum - längst so weit radikalisiert haben, dass die Politik als Ganze 5 - 10% nach rechts gerutscht ist. Denn wenn Merkel abeglöst wird, kriegen wir trotzdem nicht den status quo ante zuirück, da so viele Asylverschärfungsgesetzesvorlagen in der Pipeline sind, dass wir am Ende ein Asylgesetz haben, das mit dem Asyl, so wie es einstmals gedacht war, nicht mehr das Geringste zu tun hat, weil es mehr oder weniger festlegt, dass und warum wir zwar auch noch Asylanten aufnehmen, aber nur noch in homöopathischen Dosen.
Merkel zeichnet sich aus meiner Sicht dadurch aus, dass sie dem einstigen Kurs der CDU/SPD-Koalition als Einzige treu geblieben ist. Als plötzlich eine regelrechte "Asylantenschwemme" ankam, war sie die Einzige, die am alten Kurs beharrlich festhielt, während alle anden - inzwischen auch Gabriel, wie ich lese...
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/fluechtlingskrise-merkel-kriegt-druck-von-der-spd-a-1072274.html...der Reihe nach umfielen. Jetzt scheint es so auszusehen, als wäre sie nach und nach immer weiter nach links gerutscht und stände plötzlich links von der SPD.
Was für ein Schmarrn! In Wirklichkeit ist die ganze politische Landschaft um eben diese 5 - 10% nach rechts gerutscht und steht daher nun sichtbar rechts von Merkel, selbst die SPD.
Aber wenn Merkel weg ist, wird die ganze Szenerie nicht wieder in den Usprungszustand zurückflutschen. Man mag dann zwar noch stark genug sein, um auch bei den nächsten Wahlen wohl wieder auf eine Große Koalition zu kommen, aber eben nur um den Preis, dass die CDU/CSU (natürlich noch mehr die CSU) da steht, wo die AfD vor einem Jahr stand.
Damit würde die Bundesrepublik den Schritt nachvollziehen, den besonders Osteuropa schon längst vorangegangen ist.
Keine wirklich erfreulichen oder auch nur beruhigenden Aussichten...