Gwyddion schrieb:Kommt auf die Masse und Herkunft der Migranten an.
Muss ich jetzt sehr weit ausholen:
Kommt darauf an was wir unter "destabilisieren" verstehen. Ich wiederhole mal was ich damit meinte:
juvenilea schrieb:Migration hin, Masseneinwanderung her, bis jetzt habe ich in keinem einzigen Land gesehen (nach dem zweiten Weltkrieg), dass die Massenmigration an und für sich die politische Integrität des Landes gefährdet hätte.
Damit eine militärische Bewegung außerhalb jeglicher Staatsgewalt existieren kann, die der Staatsgewalt gefährlich werden kann, braucht es zwei Sachen:
1. Eine breite Zustimmung in der Bevölkerung.
2. Einen starken Unterstützer vom Ausland.
Eine Bewegung nehme ich als gegeben an. Die von Dir genannten Salafisten, Kalifatsbefürworter (Beide sind übrigens Kalifatsbefürworter) und auch die AfD sind (politische) Bewegungen.
Sind die zwei Sachen nicht gegeben und man will den Staat militärisch trotzdem herausfordern, dann bleibt es eher bei dem was wir eine "Terroristengruppe" nennen. Die RAF war so eine Terrorgruppe, die zwar Unterstützung vom Ausland hatte, aber nicht die breite Zustimmung der Bevölkerung. Sonst wäre die Geschichte anders ausgegangen. So oder so, die RAF hat zwar Terroranschläge fabriziert, aber irgendwo, irgendwie militärisch Staatsgebiet annektiert hat sie nicht. Dafür war sie einfach viel zu schwach.
Sie konnten nie, zu keinem Zeitpunkt, die politische Integrität des Landes gefährden.
Das hätten übrigens auch nicht die Reichsbürger geschafft.
Sie haben alle eher für "Schockmomente" gesorgt.
Und da findet meist eine gewaltige Verwechslung statt: Schockmomente = Tatsächlicher "Weltuntergang".
Wenn aber eine breite Zustimmung in der Bevölkerung vorhanden ist, dann ist das etwas anderes.
Wir haben einen Migrationsanteil von 30%, aber ich sehe zum Einen keine einzige breite politische Bewegung, zum anderen sehe ich keine breite Zustimmung irgendeiner Bevölkerungsgruppe der Migranten, den Staat zu beseitigen.
Etwas anders ist die Situation in Frankreich, auf die ich auch kurz eingehe, denn da gibt es immer wieder die Befürchtung, das könnte auch hier passieren.
juvenilea schrieb:Darüber hinaus, verwechselst Du nicht Deutschland mit Frankreich? In Frankreich haben wir ein politisch ganz anderes Bild. Auch gibt es hier keine Banlieus.
In Frankreich haben wir folgendes politische Bild: Die meisten der sogenannten
"Beurs", kommen aus Nordafrika, wo es eine blutige koloniale Vorgeschichte gibt. Die hat zum Beispiel Deutschland nicht.
Ich zitiere hier mal Scholl-Latour:
Die französischen Paras, die während der Schlacht von Algier den Bombenlegern der Algerischen Befreiungsfront nachstellten, sind bei den Verhören von Verdächtigen auch vor Folterungen nicht zurückgeschreckt, genausowenig wie die Amerikaner bei der Operation »Phoenix« in Vietnam. Nachträglich hat General Massu, ein durchaus ehrenwerter Offizier, der diese Aktion befehligte, seine bittere Erfahrung in drastischer Form resümiert: »In Algier sind wir hineingeschlittert in Blut und in Scheiße - dans le sang et dans la merde.«
Quelle: Scholl-latour, Der Fluch des neuen Jahrtausends - Eine Bilanz, 2002, Kapitel Erfahrungen im Krieg 27. Juni 1999
Auch gab es nicht dieselbe Behandlung der Beurs, wie zum Beispiel die der Gastarbeiter in D..
Aus Ermangelung an Alternativen? Aus Ermangelung an Möglichkeiten? Wurden einfach gigantische Banlieus hochgezogen, um die Massen unterzukriegen.
Diese Banlieus sind nicht gerade ein Paradebeispiel der Architektur. Auch hat man die Banlieus im Laufe der Jahrzehnte mehr oder weniger schleifen lassen.
Die krasse Perspektivlosigkeit in diesen gigantischen Molochen, zusammen mit der Tatsache einer immer gewaltbereiteren Polizei und einem immer stärker werdenden illegalem Waffenhandel (Nur persönlich aufgeschnappte Gerüchte: Es heißt die Fremdenlegion mische da mit), sehe ich da tatsächlich etwas schwarz, zumal da tatsächlich viele (auch nicht Beurs) mittlerweile resigniert den Staat ablehnen, weil sie einfach nicht mehr A den Staat sehen und B auch wenn sie den Staat sehen, sich nicht mehr sicher sind wer denn nun der Gute oder Böse ist.
Jeder der mal in so einem Banlieu übernachtet hat, weiß wo von ich rede.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass der französische Staat strikt die Einmischung in religiöse Angelegenheiten ablehnt. Sowas wie eine Islamkonferenz, oder hier ausgebildete Imame (auch keine Priester usw.) gibt es in Frankreich nicht. Die sind und waren da wo wir Anfang der 90er standen, selbsternannte Kalifen (selbstverständlich unterstützt mit Petro-Dollars) predigen gegen den Staat.
Zurück zu D.:
Damit bürgerkriegsähnliche Zustände hier passieren, müsste eine breite Masse der Bevölkerung der politischen Bewegung, die gewaltbereit ist, befürworten. Kalifat hin, Salafisten her, eine breite Zustimmung in der Bevölkerung haben diese politische Bewegungen zum einen nicht und zum anderen bin ich mir nicht mal hundert Prozent sicher, ob die nicht eher Rekruten (jetzt hätte ich beinahe Idioten geschrieben) für das Kalifat im Ausland suchen.
Wie bereits ein paar Mal erwähnt: Sehr viele ISler kamen aus Europa, das haben nicht nur wir hier erkannt.
Was die "Schockmomente" betreffen, die werden zunehmen. Da mache ich mir keine Illusionen, aber die politische Integrität in D. zu gefährden, dazu braucht es schon etwas mehr. Auch möchte ich hier betonen, dass es genauso eine breite Zustimmung zum liberalen Islam gibt.
Was natürlich passieren würde, wenn eine AfD an die Macht käme und dann resigniert feststellen müsste, dass bei einer Massen-Remigration beide Seiten (Geberland - Nehmerland) zustimmen müssten, was dann mit den Massen passiert, die nicht Remigriert werden könnten, das wäre Teil einer anderen Diskussion
;).