Gwyddion schrieb:so geht es auf Dauer nicht weiter.
Wenn ich auch mal etwas träumen und fantasieren darf, würde ich mir eine moderne Flüchtlingspolitik so vorstellen:
* Teile der EU-Mitgliederstaaten einigen sich auf ein EU-weites Asylgesetz, das für die Unterzeichnerstaaten bindend ist. Sie verzichten auf diverse Versuche aus früheren Überlegungen, irgendwelche "Zentren" in Nordafrika und Westasien einzurichten. Aber die bestehenden "Auffanglager" sollen nicht mehr lange bleiben, sondern aufgelöst werden, indem anzuerkennende Flüchtlinge nach Europa gebracht werden.
* Zum Asylgesetz gehört ein festgelegtes Quotensystem, wieviel % der Flüchtlinge welcher EU-Staat aufzunehmen hat. Die Flüchtlinge können hier zwar Wünsche äußern, in welches EU-land sie wollen, aber nur die, die schon Verwandte in einem EU-Land haben, können auch in dieses gelangen. Für alle anderen gilt das Losverfahren.
* Der nächste Schritt wäre dann die Auflösung der Elendslager in der Türkei, Libanon, Jordanien, Nordkenia und Libyen. Es werden dort Asylantragsformulare ausgelegt, die aber nicht für ein bestimmtes land gelten, sondern für die EU generell. In der Nähe der Lager oder in diesen selbst sitzen so was wie "Bamf"-Mitarbeiter (aber auf EU-Ebene), die prüfen, welche Anträge höchstwahrscheinlich Erfolg haben werden und welche nicht; sie ersetzen aber nicht das eigentliche Prüfungsverfahren, das sich anschließt, aber in der EU stattfindet.
* An die Stelle der Elendslager rücken wieder unsere guten alten, längst vergessenen oder verdrängten "Hot Spots" in internationalen Gewässern (auf ausrangierten Frachtern und Passagierschiffen). Hier werden also die Anträge vorgeprüft. Antragsteller, denen Erfolgschancen eingeräumt werden, werden nach dem Verteilerschlüssel in ein EU-Zielland geflogen, wo der Antrag richtig geprüft wird. Anerkannte Flüchtlinge können bleiben, rechtskräftig Abgelehnte werden in die "Hot Spot" zurückgebracht. Wer aus einem sicheren Herkunftsland kommt, wird dorthin ausgeflogen. Für Staatenlose oder solche, die aus einem unsicheren Herkunftsland kommen, muss eine Lösung gefunden werden, wozu mir derzeit aber keine einfällt. Vielleicht Duldung in einem Anrainerstaat.
* Die südlichen und östlichen Mittelmeer-Anrainerstaaten werden zu einem Demokratisierungsprozess animiert durch Wirtschafts- und Finanzhilfen. Das betrifft Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen, Ägypten, Libanon, Syrien, Türkei. Sie könnten auch wirtschaftlich enger an die EU gebunden werden durch Kooperationsverträge, Entwicklungsförderung, Unternehmungsgründungen etc., um sich mehr zu "verwestlichen" und wirtschaftlich aufzuschließen zur EU, ohne aber Mitglied zu werden. Eventuell könnte man einem fortschrittlicheren Land (ich denke da an Tunesien und Libanon) eine spätere EU-Mitgliedschaft in Aussicht stellen (Assoziierungsabkommen), also eine Phase, in der sich derzeit auch die Türkei befindet.