Tussinelda schrieb:das ist ignorant.
Eine "Leitkultur" muss mit unserem Grundgesetz vereinbar sein, in jeder Hinsicht, deshalb wiederhole ich mich. Unsere Gesetze reichen vollkommen aus, da brauch es keinen Zwang zum Händeschütteln oder die Namensnennung, wenn man sich begrüßt. Oder ähnlichen Unsinn, man muss auch kein Sauerkraut essen oder wissen, wie es gekocht wird. Man darf hier leben, innerhalb unserer Gesetze, wie man möchte, genau das macht unsere Demokratie, macht uns aus.
Du kannst dich gegen die Erkenntnis mit Händen und Füßen wehren.
Das ändert nichts an der Wahrheit. Das Zusammenleben von Menschen in jeglichem Staat der Welt wird nicht allein durch niedergeschriebene Gesetze ermöglicht.
Sondern durch zahlreiche weitere Faktoren, die über die Gesetze hinausgehen und die man unter den Oberbegriff Kultur ordnen kann.
Auch dein Alltag funktioniert nur in Zusammenhang mit kulturspezifischen Umgangsformen, mit ethischen Wertvorstellungen und anderen Faktoren. Dein Leben funktioniert nicht allein durch die Einhaltung von Gesetzen.
Für mich ist es buchstäblich unbegreiflich, wie man sowas verneinen kann.
Diese strikte Verweigerung der Anerkennung des Wertes von Kultur für das Zusammenleben ist für mich gleichbedeutend mit jemandem, der in der prallen Sonne steht und trotzdem behauptet:,,Die Sonne scheint gar nicht!"
Geht dir irgendwas verloren, wenn du den Wert von Kultur für das Zusammenleben anerkennst? Oder wenn du anerkennst, dass sich verschiedene Kulturen und Systeme identifizieren lassen?
Vielleicht die Illusion, dass alle Menschen wirklich haargenau gleich sind, gleich aussehen, gleich denken, gleich handeln und sich eigentlich alle gern haben müssen?
Realo schrieb:Ja, das ist immer so ein Problem mit Wunsch und Wirklichkeit. Das gibt der Artikel nicht her, und das sind daher wohl auch nicht Marcons Pläne. Ich zitiere mal aus dem Artikel:
Das ist mir schon klar, dass der Artikel das noch nicht hergibt.
Ich habe aufgegriffen, was Macron anstrebt und über Möglichkeiten der weiteren Entwicklung nachgedacht.
Wiederum aus meiner Sicht sinnvolle Möglichkeiten.
Realo schrieb:Mehr steht da nicht. Es sind also reine Registrierstellen, so wie bereits in Italien und Griechenland. Allerdings erweitert wohl um eine erste Einschätzung, ob der Antrag überhaupt Chancen auf Bewilligung hat. Was das genau bedeutet, da kann man nur raten; es geht dort wohl in erster Linie um das Herkunftsland.
Der Artikel enthält nicht bereits alle Details der Pläne Macrons. Muss er ja auch nicht. Es ist ein Prozess.
Da noch niemand Erfahrung mit so einer Situation hat, wird man sich notwendigeweise drauf einlassen müssen, Lösungen zu
entwickeln. Wir können nicht erwarten, dass schon ein bis ins kleinste Detail ausgearbeiteter Plan feststeht.
Die Schritte Macrons sind bisher sinnvoll: einen Frieden oder Waffenstillstand zwischen maßgeblichen Kontrahenten in Lybien entwickeln, um die Gefahr für Menschen im Allgemeinen und angestrebte Hotspots im Besonderen zu verringern. Das erhöht die Möglichkeit, solche Hotspots zu etablieren.
Ebenso sinnvoll ist es, schon relativ frühzeitig zu schauen, ob jemand vermutlich Anspruch auf Asyl haben wird oder nicht.
Mal ein Beispiel: in Schweden findet keine Verfolgung von Minderheiten statt. Das ist eine Tatsache oder? Weshalb sollte man ein aufwendiges Asylverfahren für einen schwedischen Asylantragssteller betreiben, wenn der Antrag mit 99,9% Wahrscheinlichkeit abgewiesen wird?
Realo schrieb:Die zweite Funklion könnte sein, dass dort auch bestimmt wird, in welchem EU-Land der Asylantrag gestellt und bearbeitet werden soll. Und da wirds schon problematisch, denn das setzt einen Verteilerschlüssel für die EU voraus. Den gibt es zwar schon seit Jahren, allerdings hat sich kein Land daran gehalten.
Das ist ein Punkt, der nur an der Durchsetzung, nicht aber an der grundsätzlichen Möglichkeit scheitert.
Die Durchsetzung krankt auch daran, dass bisher wichtige andere Bestandteile einer Lösung nicht berücksichtigt und angegangen wurden.
Genau das tut Macron nun.
Bisher war es ein Pokerspiel der EU-Länder, wer mit möglichst wenigen Asylantragsstellern ,,wegkommt".
Es muss das Bewusstsein verinnerlicht werden, dass die Flüchtlings- und Migrationskrise eine Aufgabe der gesamten EU ist.
Nicht nur einzelner Länder.
Realo schrieb:Die Frage wäre also: Wer soll bestimmen, in welchem EU-Land der Antrag bearbeitet werden soll?
Dies bestimmt der Konsens. Die Entscheidungsträger der EU-Länder müssen eine verbindliche Übereinkunft über die Abläufe treffen.
Das ist möglich. Bisher scheiterte es an der Pokerstrategie. Diese lässt sich aber nicht ewig weiterfhren.
Ein möglicher Vorschlag ist, dass die Aufnahme von zur Verfügung stehendem Raum und Wirtschaftskraft eines Landes abhängt.
Diese werden zu einem bestimmten Zeitpunkt festgestellt. Auf Basis dieser Feststellung erfolgt die Zuweisung der Bearbeitung der Anträge.
Wie schon vorgeführt, Beispiel: Lettland hat gerade einen freien Platz und kann das wirtschaftlich stemmen, also gilt der aktuelle Antrag für Lettland.
Aus naheliegenden Gründen haben die Antragssteller dabei wenig zu melden, es sei denn, sie können nachweisen, dass sich bereits Familienmitglieder beispielsweise in den Niederlanden befinden. Dann geht die Zuständigkeit an die Niederlande.
Mit diesen Mechanismen soll verhindert werden, dass sich zu viele Asylbewerber in wenigen Ländern sammeln.
Denn je mehr Menschen auf einem Punkt, desto schwieriger sind Integration und Perspektivbildung.
Realo schrieb:Solange es hierauf keine Antweort gibt, sind es reine Auffanglager, in denen die Flüchtlinge "gelagert und verwaltet" werden. Damit wird ihnen die Flucht in die EU ver-un-mög-licht. Und es wird weiterhin illegale Reisen übers Mittelmeer geben. Denn Libyen kann kein Fluchtzielland sein, zumal es selbst ein unsicheres Land ist, in dem Bürgerkrieg, Folter und Verfolgung an der Tagesordnung sind.
Ich vertrete weiterhin die Meinung, dass es besser ist, Asylanträge schon vor der Reise über das Mittelmeer aufzunehmen und mindestens darauf zu prüfen, ob sie grundsätzlich aussichtsreich sind.
So erhalten die Menschen bereits VOR der gefährlichen Überfahrt eine relative Klarheit über ihre Situation und müssen nicht weiter eine gefahrvolle Reise auf sich nehmen, einen frustrierenden, langwierigen Behördenlauf machen und am Ende doch den Bescheid erhalten, dass ihnen kein Asyl gewährt wird, weil die Kriterien auf sie nicht zutreffen.
Aus meiner Sicht rettet das Leben.
Sicherlich wird es weiterhin illegale Versuche der Einreise geben. Aber ich meine, dass diese Versuche sich zahlenmäßig verringern, was geringere Opferzahlen nach sich zieht. Denn es würde nun ein legales Tor zur Stellung von Asylanträgen bestehen.
Die vermeintliche Notwendigkeit der Überfahrt sinkt.
Generell muss die EU endlich
agieren, statt sich nur treiben zu lassen.
Die EU-Staaten haben das Recht, zu entscheiden, wer unter welchen Bedingungen in ihnen leben darf.
Sie MÜSSEN das sogar entscheiden, sie sind es ihren Bürgern selbst schuldig.
Bone02943 schrieb:Am Ende geht es aber nur darum, so viele wie möglich abzuhalten nach Europa zu kommen
Ja, aber durchaus nicht nur, weil die Europäer herzlose Bastarde seien, wie manche meinen.
Sondern mit guten Gründen, wie man bei näherer Betrachtung auch mal in Erwägung ziehen knnte.
Bone02943 schrieb:Den Schleppern könnte man ganz einfach das Handwerk legen. Man lässt es zu das Menschen mit Airlines überall hinfliegen können, wohin sie wollen
Joa. Und weißt du, was sie sich dann aussuchen?
Das Land beziehungsweise die wenigen, an einer Hand abzuzählenden Länder, jedenfalls in Europa, in denen sie für sich ganz persönlich die besten Perspektiven sehen.
Das ist natürlich verständlich. Aber es führt definitiv dazu, dass sich ein sehr großer Teil Menschen in einem Raum versammeln wird, der sie nicht ernähren, integrieren und ihnen Perspektiven bieten kann.
Es ist ja schön, wenn du so hilfsbereit bist und möchtest, dass alle Menschen ein gutes Leben haben.
Bin ich auch für.
Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich dieses hehre Ziel eines guten Lebens für alle Menschen nicht dadurch erreichen lässt, dass sich alle Menschen in 1-5 Ländern versammeln und dann diese Länder für die Realisierung des guten Lebens verantwortlich sind.
Und wenn es nicht klappt, gehen wir immerhin alle gemeinsam unter?
Bone02943 schrieb:Kein Mensch ist illegal und Staatsgrenzen sind überwindbare Konstrukte.
Staatsgrenzen haben seit Jahrtausenden ihren Sinn und Zweck.