@RealoBitte bedenken, dass es vor Ort eine Arbeitsgrundlage geben muss, die möglichst allen gerecht wird. Der Aufbau einer emotionalen Bindung/einer Freundschaft ist menschlich. Aber warum der oder die eine, warum nicht der oder die andere? Bevorzugung?
"Minimum an Wärme und Geborgenheit "
Das sowieso, aber ich denke du spielst eher auf unsere hiesig eingespielte Denke in Bezug auf antiautoritäre Erziehung an. Ich bin seit 2015 dabei (
@lawine)
Vor allem neue (gerade junge) Helfer/innen fangen eigentlich immer mit gewohntem Leitbild, gewohnter Werthaltung an.
Da ich etwas länger dabei bin, sage ich ihnen gelegentlich im Voraus, was schief gehen könnte. Aber ab und an belächeln sie mich oder kucken schockiert.
Manchmal belehren sie, denken, sie wissen es besser.
Ich sage, dann mach halt. Naja, einzelne Male konnte ich anschließend kraft Erfahrung eingreifen/helfen.
Wenn sie minutenlang quasi flehend mit "Bitte mach das jetzt" auf die Kinder einreden , dann hilft das hinzugehen und zu sagen "Mach das! Dann bewegen sie sich die Kids. Und ich ernte erstaunte Blicke, wie das plötzlich so geht.
Hmm, aber ich schreie die Kinder/Jugendlichen nie an, was Einzelne dann in ihrem Lernprozess aber dann irgendwann machen.
Das muss jetzt nicht per se auf Flüchtlingskinder gemünzt werden. Kinder, gerade, wenn sie Jugendliche werden, sind unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion im Verhalten ähnlich. Sie kommen oder sind in der Pubertät und sind halt ab und an aufsässig. Ich schmunzle gerade bei den Mädels manchmal wegen dem Augen rollen, wenn sie etwas tun sollen...göttlich
:DMit 13 und so spielen halt die Hormone und das Gehirn und was weiß ich noch ab und an verrückt.
Am Beispiel Erziehung oder Geschlechterfragen kann man aber doch schon unterschiedliche Ansichten und Erfahrungswelten sichtbar machen. Wichtig und gut ist, dass viele weibliche Personen in der Flüchtlingshilfe unterwegs sind und Kinder lernen schnell. Oft ist es sichtbar ungewohnt für sie, zum Beispiel eine Frau ohne Kopftuch, die eine Leiterin ist. Die sagt, wie, was, wann, wo gemacht wird. Helferinnen haben eine besondere Stellung, sie repräsentieren die (moderne) europäische, freie, emanzipierte Frau. Gerade sie möchten,dass Mädchen und Jungs gemeinsam spielen. Auch wenn Eltern dass stellenweise nicht möchten. Ich muss als männliche Person ohnehin zu den muslimischen Mädchen etwa die Distanz halten, die von den Eltern gewünscht ist. Ob reden, Handschlag, umarmen usw. das muss alles Baba entscheiden. Einmal wollte ich schauen, ob bei den Mädels alles in Ordnung ist beim spielen. Da hat Baba gemurrt und mich böse angekuckt. Das spielt aber in diesem Moment insofern keine Rolle, wenn ich ja gerade den Auftrag habe, zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Er war gerade anwesend, okay. Aber bei uns, und nicht bei ihm Zuhause. Er hatte mal gesagt, Jungs und Mädchen sollten getrennt spielen und er hat lieber die Helferinnen mit Kopftuch für seine Kinder. Spielt aber kaum eine Rolle.
Das allerwichtigste Ziel ist unbeschwerte Zeit schenken. Nicht nur der Gedanke an Flucht, Asyl und Fremde. Auch mal ein bisschen Spaß, Unbeschwertheit und Spiel. Aber Lernsache ist, dass das auch dazu gehört:
-Sachbeschädigung, Müllberge und Diebstahl verhindern
-Die Sicherheit aller Beteiligten möglichst garantieren, das heißt, Gewalt unter den Kindern/Jugendlichen möglichst jedenfalls verhindern.
-Ordnungsgemäßen Ablauf unterstützen
Mit welcher Methode man das umsetzt, ist ne andere Frage. Ansonsten wird das alles nicht immer so heiss gegessen, wie es gekocht wird.
Das sind eher menschliche Marotten in der Praxis. Eine Asylgesetzgebung ist (spontan gedacht) wohl eher ein theoretisches Konstrukt, dass einen Rahmen abstecken soll.