Ein bisschen (Exkurs?) was zu Medien. Und ab dem Spiegelstrich nochmal was zum Thema Ursache oder Schuldzuweisung, die ich in Summe eher bei Russland sehe.
Der zitierte Beitrag von RogerFederer wurde gelöscht. Begründung: Spam
Bei Telegram wird in einer groben Summe vor allem Unfug behauptet oder absichtliche Desinformation verbreitet - je nach Kanal versteht sich. Social Media ist grundsätzlich anfälliger weil es keine wirklichen oder nur verzögerte Kontroll- oder Korrektivinstanzen gibt. Hier wohlgemerkt auf eindeutig oder stark ermittelbare Desinformationen oder Falschbehauptungen bezogen, nicht auf unterschiedliche theoretisch legitime Ansichten oder schlicht Meinung, sondern ich meine hier schon falsche Tatsachenbehauptungen im Subtext eines Fakts, nicht einer Ansicht oder Meinung.
Die "großen Medien" haben meistens Qualitätsstandards. Aber hier muss man differenzieren weil das relativ ist. Was heißt großes Medium? Russisches Staatsfernsehen berichtet offenkundig so voreingenommen, wie einzelne Blätter oder Medien in liberalen Demokratien, in jedwede Richtung, mal mehr oder weniger.
Wenn man ein bisschen darüber nachdenkt kommt irgendwann eine Voraussetzung oder ein Wort ins Spiel:
Medienkompetenz.Markiges, oft abstraktes Wort. Aber die braucht man am Ende zu gewissen Teilen um sich in einer breiten Medienlandschaft möglichst umfassend zu informieren und um zu erkennen, wer ggf. stark oder kaum voreingenommen berichtet und wer ggf. mit welcher Motivationslage berichtet. Wer medienkompetent ist, kann sich sicher(er) im Netz bewegen und unterschiedliche Quellen von "Mainstream" bis "alternative Quellen"/Social Media informieren.
Als grundlegende Faustformel: Größere Nachrichtenagenturen berichten meist bei neuen Events partiell mit Zeitverzögerung weil verifiziert und aufbereitet werden muss, dafür aber relativ sicher oder belastbar. Social-Media Quellen usw. können oft neue Ereignisse schneller berichten weil man sie da direkt in den Äther blasen kann, sind dafür aber schlechter verifiziert, je nach Quelle versteht sich. Wer ein umfassendes Bild will sollte unterschiedliche Quellen konsultieren aber auch Quellenkritik/-gewichtung beherrschen können. Social-Media Informationsquellen, so unverifiziert sie sein können, können oft komplementär, also ergänzend, Fach- oder Nischenwissen bieten und ganze Abhandlungen über speziellere Themen die in üblichen breiten Nachrichtenartikeln einfach nicht den Platz finden können. Oder nicht im Detail angerissen werden können weil das Zielpublikum ein ganz anderes ist.
Ich könnte jetzt noch seitenlange Abhandlungen schreiben aber als recap: Medienkompetenz ist wichtig, Quellen sollte man einordnen können, Sachinformationen bzw. Behauptungen die man vorfindet sollte man zudem idealerweise über mehrere Quellen, sofern möglich, verifizieren wenn man Zweifel hat oder Sicherheit haben will.
Wieso die Abhandlung über Medien(kompetenz)? Weil das aus meiner Sicht ein notwendiges Rüstzeug ist um im (Des-)Informationswirrwarr halbwegs durchblicken zu können.
Am Ende clashen hier meines Erachtens unterschiedliche geopolitische aber auch gesellschaftliche Narrative, wenn man es mal von oben betrachten will. Wir haben hier im Grunde viele Aspekte die zusammenkommen und den Clash zwischen eher freiheitlichen Gesellschaften und eher autokratischen Gesellschaften. Auf staatliche Interessen allein kann man den ganzen zugrundliegenden Konflikt m.E. gar nicht mehr begrenzen weil mehr dahinter hängt. Die Ukraine sehnte sich auf Dauer gen Westen (wie übrigens andere Ex-Sowjetstaaten, oh Wunder oh Wunder, andere waren nur halt schneller im Schoß der EU oder NATO oder indes beidem). Russland sah sich - oder ggf. auch seine aufkeimenden imperialistischen Ambitionen - vom Westen bedroht. Einen Clash gab es eh schon über Spionage usw. Aber - so nehme ich das wahr - sah man sich mit der gesellschaftlichen Entwicklung in der Ukraine dann so bedroht, dass man mit Gewalt versucht hat, eine Änderung der gesellschaftspolitischen Zustände mit Waffengewalt und Annektion aufzuhalten.
Diese Maßnahmen werden mit gezielter schamloser Desinformation und dem Streuen von Unsicherheiten begleitet. So tickt Russland halt politisch einfach, man ist da schamlos und hat (Des-)Informationen schon als Waffe seit spätestens den frühen 10er Jahren oder so angewandt, seit man RT als reines Kulturangebot umgewandelt hat in ein Sprachrohr und eine Desinformationswaffe. Es gibt darüber viele Abhandlungen und Medienberichte und es gibt Institutionen die sich nur darum kümmern. So was unterhalten die meisten westlichen Staaten gar nicht, zumindest ist mir so was in keiner vergleichbaren Form bekannt. Dazu noch das ganze Hackingzeug usw.
Ich glaube, ich will sagen, selbst wenn ich es nüchtern betrachte und versuche objektiver die Gesamtumstände zu sehen, so fällt für mich eine relative Schuldzuweisung der Eskalation insgesamt an Russland leicht.
Man kann hier viel über einzelne Aspekte reden aber letztendlich gilt doch in der internationalen Politik: Freie Bündniswahl für freie Staaten. Wenn eine Ukraine in die EU oder NATO will müsste das Russland in der multipolaren Welt genau so hinnehmen, als wenn Mexiko oder Kanada (auch wenn es keinen Sinn ergäbe) in die OVKS / CSTO wollten. Also das kleinere von Russland dominierte Gegenstück zur NATO quasi. Kuba-Krise als historisches Beispiel hin oder her (damals war die Welt anders und schlichter geteilt), das nur vorab weil dann gern gesagt wird "jaa aber die USA haben aber damals...".
Letztendlich hat Russland hier m.E. immer wieder Öl uns Feuer gegossen und das immer aktiv mit medialem Stör- und Desinformationsfeuer begleitet. Dass man dann diesem gerade als Konträrer oder jemand der ggf. nicht so mediensicher ist diesem Zeug auf Dauer oder auch schnell auf den Leim geht: Joa, ist leider so.