Desperadoo schrieb:RU führt schon seit Jahren einen hybriden Krieg gegen uns. Sei es durch Beeinflussung in den sozialen Medien, seinerzeit mit dem Gas, durch Einflußnahme auf Politiker, Journalisten, Morde an Journalisten, Morde auf unserem Staatsgebiet, etc. Nur wollten und wollen das viele, gerade in der Politik nicht sehen. Nimm den "Tiergartenmord". Meint wirklich jmd, das es keine Absicht war den Mann genau hier und genau in Berlin zu ermorden? Das RU nicht die Mittel gehabt hätte den Mann nach RU zu verbringen und ihn dort klammheimlich verschwinden zu lassen?
Deutsche Politik(er) ist/sind oftmals so naiv das es schon wehtut!
Hier kann ich nur Amen sagen. Eine breitere Öffentlichkeit die nicht gerade beruflich breit gefächert damit zutun hatte oder sich privat damit beschäftigte hat vermutlich keine Ahnung oder kein Interesse davon bzw. daran gehabt aber im Grunde geht das Spiel spätestens seit den frühen 2010er Jahren so, wenn nicht Ende der 00er Jahre, wo RT z.B. als Einzelbeispiel langsam von einem rein informativ konzipierten Kulturangebot oder dergleichen zur Desinformationswaffe und zum Propagandasprachrohr umfunktioniert wurde. Bundestagshack war 2015 oder so, wo dann auch die russischen Hybridspiele in der Ukraine schon eine Weile liefen.
Viele Warnungen wollte man nicht hören respektive früher nachhaltigere Schritte einleiten weil sicherheitspolitische Akademia und Nachrichtendienste in Deutschland ungefähr (mehr als, aber im Grunde ähnlich) wie die Bundeswehr eher freundlich ignoriert oder stiefmütterlich behandelt wurden. Nur im moralisch erhabenen medialen Verurteilen war man halbwegs gut aber das war es dann oft auch im Kern. Gefühlt.
Ja, was soll auch am Ende groß dabei rumkommen wenn man politisch wie gesellschaftlich lethargisch ist und nicht will, obwohl man könnte. Da kann ja sonst nur Scheiße bzw. Sparflamme bei rumkommen. Ja, sorry, isso. Die überdurchschnittliche Abhängigkeit zu ausländischen Sicherheitsbehörden bzw. Geheimdiensten die jahrelang so geht sagt doch schon alles.
Ex-CIA Mitglied John Sipher gibt deutschen Nachrichtendiensten hier in dem Fokus-Artikel aus 2022 ein verheerendes Urteil. Er muss es wohl halbwegs gut wissen als ehemaliges Mitglied beim "Großen Bruder", von dem wir bei Terrorabwehr neben anderen maßgeblich abhängig sind. Ich hab ihm damals in irgendeiner Social-Media-Debatte auch nur leider zustimmen können.
„Arrogant, unfähig, bürokratisch, nutzlos“ – das Urteil eines amerikanischen CIA-Experten über die deutsche Spionageabwehr klingt vernichtend. Im Gespräch mit FOCUS online schildert John Sipher seine Berufserfahrungen mit deutschen Kollegen in Bezug auf Russland.
Sipher zählt zu den erfahrensten Geheimdienst-Experten der USA. 28 Jahre lang war er bei der CIA für Spionageabwehr tätig und Mitglied des „Senior Intelligence Service“, eines Leadership-Teams des US-Nachrichtendienstes für globale CIA-Aktionen.
Er arbeitete lange als Agentenausbilder und war gemeinsam mit Geheimdiensten anderer westlicher Länder für Aufträge in Europa und Asien zuständig, die als hochgefährlich eingestuft wurden.
[...]
Sie waren auch deutlich weniger hilfsbereit als andere Europäer. Ich kann mich wirklich an kein einziges Mal erinnern, bei dem die Zusammenarbeit mit den Deutschen funktionierte. Ich hatte auch einige enge Freunde, die in Berlin und München mit dem BND und dem BfV (Bundesamt für Verfassungsschutz) zusammengearbeitet haben.
Und deren Einschätzungen waren ähnlich?
Sipher: Die kamen alle zum gleichen Schluss: Der BfV leistet solide, ernstzunehmende Arbeit – aber nur, wenn der Wille da ist, etwas zu tun. Und wenn es um Russland ging, haben sowohl der BfV als auch der BND jahre- beziehungsweise jahrzehntelang bewusst beide Augen zugedrückt.
Man bekam den Eindruck, sie gingen deshalb so lax mit Russland um, weil sie Angst hatten, etwas herauszufinden, was sie nicht sehen wollten. Denn dann hätten sie ja vielleicht mal etwas tun müssen. Und sie wussten, das war vom Kanzleramt und der deutschen Regierung nicht erwünscht.
Quelle:
https://www.focus.de/politik/ausland/interview-mit-geheimdienst-experte-arrogant-unfaehig-buerokratisch-nutzlos-cia-experte-zerlegt-deutsche-spione_id_141194052.htmlLesenswert. Naja oder auch nicht, wenn man nicht depressiv werden will. Weil das ja nur ein Teilausschnitt ist. Dann gibts ja noch die ganze Terrorabwehr. Extremismusabwehr. Vielleicht klappt da manches besser als anderes aber wir haben Strukturdefizite.
Wir sind laut seiner Meinung unterdurchschnittlich im Vergleich zu allen möglichen Partnernationen obwohl wir eine der größten Volkswirtschaften in Europa und teils global sind. Das sagt doch schon alles, lol
Politisch-gesellschaftlicher Wille schrott (netter: optimierungswürdig), ergo auch rechtliche Befugnisse und personelle und materielle Ausstattung und taktisch-strategisches Vorgehen schrott. Äh, optimierungswürdig.
Bundeswehrfass könnte ich jetzt auch noch separat aufmachen aber ja, da sah es meiner Meinung nach ähnlich aus was "neglect", also Vernachlässigung oder auch teils Missmanagement angeht.
Ich glaube einfach wir stehen uns oft selbst im Weg und den Rest erledigt Zuständigkeitswirrwarr, komplexe rechtliche Geflechte und ständiges Rumdrucksen oder Kopf in den Sand stecken.
"Immerhin" - wenn auch zu spät und unter traurigen Umständen hat der Krieg so manche hier in diesen Breitengraden wachgerüttelt. Aber leider sieht man trotz dessen oder gerade nach einiger Zeit der "Gewöhnung", dass manche urgency, manche Notwendigkeit und Hast nicht in allen Köpfe ankam oder manche wieder drohen, einzuschlafen oder in den Elfenbeinturm zu ziehen.