Ex-FDPler wollen neue liberale Partei gründen

In Hamburg wollen enttäuschte, ehemalige Mitglieder der FDP eine neue liberale Partei gründen. Die Intention dieser Parteigründung ist unter anderem der Wunsch, sich wieder sozialliberalen Positionen anzunähern und diese zu vertreten.

"Wir sehen unser Verständnis von Liberalismus in der Partei nicht vertreten", sagte der frühere Vize-Parteichef der Hamburger FDP, Najib Karim, der Welt. Ende September soll es einen Gründungsparteitag geben. Der Name der künftigen Partei ist noch nicht bekannt.[...]"Mit dem Wechsel von der sozialliberalen zur christlich-liberalen Koalition hat der Liberalismus, soweit er politisch von der FDP vertreten wurde, durch das oft kritiklose Aufgreifen rein wirtschaftlicher Wunschvorstellungen geradezu zu einer Perversion des Liberalismus geführt und Besitzstandsdenken über die Ermöglichung von Chancen gestellt"

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-08/neue-liberale-partei
http://www.welt.de/politik/deutschland/article131747621/Frustrierte-FDP-Politiker-gruenden-neue-liberale-Partei.html
Ende September ist es soweit. Ist das nur ein Aufbäumen versprengter Liberaler die keine politische Heimat mehr finden, oder wird das Potential haben? Vornehmlich die AfD hat ja nach dem Zerfall der FDP munter deren Schäfchen eingesammelt und eine neue Heimat geboten. Jetzt droht allerdings auch die AfD unter chaotischer Führung, Streit und Skandalen zu zerbröseln. Die eingesammelten Liberalen haben sich schon damals aus der Partei verabschiedet als diese sich einem erzkonservativen Weltbild anbiederte. In wie fern ist eine neue, sozialliberale Partei also notwendig und wünschenswert bzw. ist sie dies überhaupt?

@-ripper-
Der Niedergang der FDP fing mit dem Bruch der sozialliberalen Koalition 1982 an.
Damals gab es viele Austritte des Sozial-Liberalen Flügels.
Unter Führung von Genscher/Lambsdorf, und insbesonders Westerwelle wurde die FDP zu einer reinen Lobbytruppe der Wirtschaft.
Die Gründung einer neuen Sozial-Liberalen Partei ist eigentlich lange überfällig.

Die AfD wird ohnehin über kurz oder lang Wähler verlieren. Die und andere Ex-FDP Wähler könnten dann die Chance der neuen Partei werden.

@Halbu

Es gab ja damals die Liberalen Demokraten.

@-ripper-
Damals. Wir reden doch von heute.
Eine völlig neue Situation.Die FDP zu Recht am Boden. Das schafft eine völlig neue Situation für den politischen Sozial-Liberalismus.

Klingt gut. Wo kann man beitreten? Deutschland oder prinzipiell jedes Land benötigt unbedingt eine wirklich (sozial)-liberale Partei als Ausgleich.

@Halbu

Ja aber ich meinte den damaligen Bruch und deine Aussage das eine neue Partei lange überfällig wäre. Die LD sind ja auch in der Versenkung verschwunden.

@-ripper-
Damals hatten die noch keine Chance. Aber mit überfällig meinte ich, seit Westerwelles Übernahme des Parteivorsitzes.
@Samsquanch
Naje, im EP steht, das sie in Hamburg gegründet wird.

@Halbu
Jap, schon gelesen. Aber wo findet man eigentlich den Aufruf "Wir brauchen eine neue liberale Partei" dieser 35 Initiatoren?

Noch ein Nörgelclub für Nationalökonomen oder was?

Die FDP hat ausgedient und sollte eingepackt und für die Nachwelt aufbewahrt werden :)

Eine liberale Partei, die den Menschen als Individuum wieder stärker berücksichtigt und dabei auch die Menschen und Bürgerrechte wieder stärker vertritt ist absolut notwendig.

Selbst die 'neue FDP' wird keine Chance haben.

Die AfD wird weiter zulegen und in die Landesparlamente kommen. Die AfD ist noch nicht konservativ genug, da geht noch mehr.

Eine neue FDP wird in Deutschland einen schweren Stand haben - einfach schon, weil sich Wirtschaftsliberalismus mit dem derzeitigen Links-Grün-Kurs (und linksgewordener CDU/CSU) beisst. Eine Freisinnige Partei propagiert meines Erachtens die Mündigkeit und Urteilsfähigkeit des Bürgers, während Linke und Grüne mit Verboten und Regeln diese Mündigkeit und Urteilsfähigkeit in Frage stellen.

Dabei verhält es sich aber wie ein Wildtier welches in geschonter Umgebung aufwächst. Keine Hauskatze der Welt wäre den wilden Waldtieren gewachsen, allein schon weil zuhause das Futter kommt. Kein Arbeitnehmer Mitteleuropas wäre dem Hire&Fire der Amerikaner gewachsen, allein schon weil Gesamtarbeitsverträge, Gewerkschaften und Sozis einem den Weg ebnen, dass man kaum noch Lohnverhandlungsgespräche braucht.

Das sind so die Extreme... kaum wird die FDP (oder die neue FDP) einen grösseren Vorstoss hinbekommen (etwa das Lockern des Kündigungsschutzes, Abschaffen des Meisterzwangs oder ähnliches) wird dies daran Scheitern, weil viele Bürger zu verpeilt sind um auf sich selbst aufzupassen oder den richtigen Schreiner auszusuchen.

Und dann heissts: "Die neue FDP hat uns in den Mist geritten!". Freiheit heisst auch Verantwortung übernehmen. Das ist etwas, was ich dem Europäer mehr und mehr Abspreche....

Darüber hinaus glaube ich, dass die AfD weiters zulegen wird und selbige genau im Revier einer neuen FDP wildert, weil man in der Politik vermehrt nur noch von "Links" und "Rechts" spricht, die "Liberalen" oder "Konservativen" strömungen in den Parteien aber mMn etwas vernachlässigt.

Gruss aus der Liberaleren Schweiz.

Ich war früher mal Stammwähler der FDP. Seit Westerwelle aus der FDP eine Spaßpartei gemacht hat bin ich raus. Die anderen Parteien haben die liberalen Themen inkorporiert. Die FDP ist tot, Geschichte und wird auch nicht wiederbelebt werden.

Laborant schrieb:Eine neue FDP wird in Deutschland einen schweren Stand haben - einfach schon, weil sich Wirtschaftsliberalismus mit dem derzeitigen Links-Grün-Kurs (und linksgewordener CDU/CSU) beisst. Eine Freisinnige Partei propagiert meines Erachtens die Mündigkeit und Urteilsfähigkeit des Bürgers, während Linke und Grüne mit Verboten und Regeln diese Mündigkeit und Urteilsfähigkeit in Frage stellen.

Das Problem ist einfach, das der Liberalismus gleichzeitig laissez fair und Wertepluralismus will. Etwas was im Kapitalismus eh gang und gebe ist, ganz egal wie links-grün die Regierung ist. Andere versuchen Schadensbegrenzung zu betreiben und steuern mit Verboten gegen. Keine Lösung, aber mehr ist bei dem vorherrschenden Menschen(selbst)bild einfach nicht drin. Noch mehr offene Gesellschaft führt nur zu Anomie.