Gestern Abend bei Maybrit Illner hatte der deutsch/chinesische Journalist Felix Lee eine interessante Einschätzung darüber abgegeben, wieso China (komme was wolle) an Putin festhalten wird.
Demnach hat China sehr große Sorge davor, was nach Putin Folgen könnte.
Die 2 möglichen Schreckens-Szenarien, die China in dem Fall auf sich zukommen sieht, wären:
1) Auf Putin folgt einer wie Prigoschin. Ein solcher Mann wäre für China ein unkalkulierbares Risiko, da impulsiv und schwer durchschaubar, möglicherweise russisch/chinesische Absprachen brechend. An Putin schätzt man demnach also, dass man weiß, was man hat.
2) Auf Putin folgt eine pro-westliche Regierung. Das wäre für China (in deren Augen) womöglich noch bedrohlicher, denn In dem Fall (so ihre Befürchtung) würde Russland die Laterne abgeben und urplötzlich wäre dann China, an dessen Stelle, das Land, welches isoliert ist.
Beides für China keine verlockenden Aussichten.
Darum taugt China auch in keinster Weise als Friedensstifter. Zumindest nicht, wenn man dafür eine neutrale Haltung als Voraussetzung sieht.
China ist allenfalls pro-russisch-neutral, genauer gesagt pro-Putin-neutral.
Soll heißen, China würde lediglich etwas unterstützen, was Putin zum Machterhalt nützt.
Umso erstaunter war man dann in der Runde, dass Selenskyj das chinesische "Friedenspapier" nicht komplett verurteilte.
Ein weiterer interessanter Punkt wurde von der Osteuropa-Korrespondentin Sabine Adler angesprochen:
Die öffentlich ausgetragenen Streitigkeiten zwischen Prigoschin und dem russischen Militär/der russischen Führung, also namentlich Schoigu/Putin, sind als eine reine Show-Veranstaltung zu betrachten. In Wahrheit sind diese 3 nämlich best Buddies und das ganze "Theater" dient einzig und allein nur dem Zweck, der russischen Bevölkerung, mangels vorhandener Opposition/kritischer Medien, ein Ventil für insgeheimen Unmut zu bieten. Dieser angebliche Streit ist also lediglich nur ein Blitzableiter, der ausreicht, um das Volk somit ruhig zu stellen.
https://www.zdf.de/politik/maybrit-illner/spielball-der-weltmaechte-kommt-die-ukraine-hilfe-zu-spaet-maybrit-illner-9-maerz-2023-100.html (Archiv-Version vom 10.03.2023)