Russland das Buhland... aber warum?

Quiron schrieb:Wenn das Gas höher in der Röhre liegt, als das Leck, wie soll es dann aus der Röhre entweichen? Gas ist leichter als Wasser.

Du weißt aber schon wie das mit dem Druck funktioniert? Wenn das Gas 100bar hat und das Wasser außenrum halt 7 oder 8 dann dehnt sich das Gas auf ein Vielfaches aus und drückt dabei auch Wasser aus der Röhre, eben solange bis sich die Druckverhältnisse angeglichen haben. Dabei entweicht ein Großteil des Gases. Du kannst doch auch mit Luftdruck Wasser in einer Röhre hoch- oder runterdrücken, das hat doch mit dem Gewicht erstmal nichts zu tun.

snickersfan schrieb:Es gibt also deiner Meinung nach Schleusen an der NS1?

Jeweils eine Station.... am Erzeugerstandort und am Abnahmestandort sollten vorhanden sein.
Bei Landpipelines mag es zwischendurch noch welche geben... aber in diesen Tiefen der Ostsee halte ich das für ausgeschlossen.
Praktisch kann aber der Molch von Russland bis D durch die Pipeline getrieben worden sein. Alleine per Gasdruck.

Ich habe hier noch einen interessanten Artikel zum Thema, Molchen ist nicht ungewöhnlich...
noch interessanter ist der Absatz aus dem Artikel:

Keine Details zur Wartung von Nord Stream 1

Was genau diesmal an Nord Stream 1 gemacht wird, dazu wollen sich Open Grid Europe und Thyssengas übrigens nicht äußern. Darüber wisse man zu wenig. In der Branche heißt es, dass schwere Schäden an Pipelines und Technik insgesamt aber eher selten auftreten - auch wegen der engmaschigen Prüfungen.

Quelle: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/pipeline-wartung-101.html

Hervorhebung von mir

Gwyddion schrieb:Praktisch kann aber der Molch von Russland bis D durch die Pipeline getrieben worden sein. Alleine per Gasdruck.

Wenn die physische Beschaffenheit des Molchs bekannt ist, könnte man mal ausrechnen wie schnell so ein Teil durch die Röhre läuft bei dem Betriebsdruck und wie sich das zeitlich mit den Wartungen im August auf russischer deckt.

Also Weg Zeit Rechnung.

@Gwyddion
Interresant zu diesem Bezug ist das sich Gazprom ganz besonders mit seinen speziellen einzigartigen Molchen und geprüften Strecken glänzen möchte.


Original anzeigen (0,4 MB)

Bruderchorge schrieb:wie schnell so ein Teil durch die Röhre läuft

Laut Gazprom PDF 1,5 m/sek

@Gwyddion

Es müssten aber dann zwei Molche sein. Die in ähnlicher Distanz zu Russland explodiert sind. Und der in der NS2 konnte sich nicht bewegen, weil die Pipeline nicht in Betrieb ist. Und NS1 ja seit ein paar Tagen auch nicht. Dann hätte alles von sehr langer Hand geplant sein müssen, quasi als der NS1-Molch auf die Reise gegangen ist. Und man hat das Gas gestoppt, als Molch NS1 in der Nähe von Molch NS2 war. Die Sprengladungen hätten extra konstruiert werden müssen, das gibt es funktechnisch nicht von der Stange. Ein bißchen viel James Bond.

bgeoweh schrieb:Du weißt aber schon wie das mit dem Druck funktioniert?

Ja, es ist mir gerade noch aufgefallen, kaum dass ich den Beitrag abgeschickt hatte. Was mich jetzt allerdings irritiert, ist die Tatsache, dass der Druck an der Entnahmestelle jetzt schon auf die sieben Bar gefallen ist, die der Wassertiefe beim Leck entspricht. Eigentlich müsste der Druckausgleich erreicht und der Gasaustritt damit beendet sein. Zumindest auf der deutschen Seite. Aber auf der Gegenseite müsste es genauso laufen, es sei denn, die Russen pumpen neuerdings wieder nach.

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/nord-stream-zwei-druckabfall-101.html

Normalerweise liege ein Druck von 105 Bar an. Jetzt seien es auf deutscher Seite nur noch sieben Bar.

snickersfan schrieb:Ein bißchen viel James Bond.

Mir ging es rein um den Molch.
Was genau die Explosionen ausgelöst hat kann nur spekuliert werden.

Quiron schrieb:Ja, es ist mir gerade noch aufgefallen. Was mich jetzt allerdings irritiert, ist die Tatsache, dass der Druck an der Entnahmestelle jetzt schon die sieben Bar gefallen ist, die der Wassertiefe beim Leck entspricht. Eigentlich müsste der Druckausgleich erreicht und der Gasaustritt doch damit beendet sein. Zumindest auf der deutschen Seite. Aber auf der Gegenseite müsste es genauso laufen, es sei denn, die Russen pumpen neuerdings wieder nach.

Nein, bei den Verhältnissen die da herrschen sind wir in einem ekligen Bereich in dem sich das Gas teilweise wie ein Gas und teilweise wie eine Flüssigkeit verhält; der Druckgradient reist dann mit entweder der Schallgeschwindigkeit im Medium Erdgas oder mit der Fließgeschwindigkeit des Mediums selbst - die sehr deutlich darunter liegt - durch die Röhre, das kann schon eine Zeit dauern, das sind ja ein paar Kilometer. Weitere Effekte wie die starke Abkühlung durch das spontane Ausdehnen des Gases kommen noch dazu und verkomplizieren das noch weiter. Das ist nicht so einfach zu berechnen oder auch nur zu überschlagen oder abzuschätzen.

@Gwyddion

Ok, das Problem kenne ich.
Wie ist eure Meinung: Wird der Verursacher binnen Wochen auffliegen oder wird es vorerst ein Rätsel bleiben?

snickersfan schrieb:Wie ist eure Meinung: Wird der Verursacher binnen Wochen aufliegen oder wird es vorerst ein Rätsel bleiben?

Es wird ein Rätsel bleiben, obwohl am Ende alle den Verursacher kennen.

Defacto war das ein Angriff auf Infrastruktur, der auf dem Gebiet eines NATO-Mitgliedes statt gefunden hat.
Allerdings wird man vermeiden, den Artikel 5 zu triggern. Eher liefert man der Ukraine jetzt Kampfpanzer.

bgeoweh schrieb:Nein, bei den Verhältnissen die da herrschen sind wir in einem ekligen Bereich in dem sich das Gas teilweise wie ein Gas und teilweise wie eine Flüssigkeit verhält; der Druckgradient reist dann mit entweder der Schallgeschwindigkeit im Medium Erdgas oder mit der Fließgeschwindigkeit des Mediums selbst - die sehr deutlich darunter liegt - durch die Röhre, das kann schon eine Zeit dauern, das sind ja ein paar Kilometer.

Aber das ist doch das Irritierende. Der Druckabfall müsste am Leck zuerst auftreten und an der Entnahmestelle zuletzt, egal welche Geschwindigkeit du zugrunde legst.

Quiron schrieb:Der Druckabfall müsste am Leck zuerst auftreten und an der Entnahmestelle zuletzt,

Nein weil die Verdichter hinter dem Leck schneller leer laufen als die davor.

Es gibt einen Transportweg. Wenn du in einer Einbahnstraße den Verkehr mittig stoppt läuft es vorne alles leer während hinten weiter Verkehr reinfliesst

Quiron schrieb:Aber das ist doch das Irritierende. Der Druckabfall müsste am Leck zuerst auftreten und an der Entnahmestelle zuletzt, egal welche Geschwindigkeit du zugrunde legst.

Ach so, jetzt verstehe ich was du meinst.

Ich verstehe das so: durch den Vorfall ist die Röhre im Prinzip in zwei Teile gespalten worden - der Teil auf der deutschen Seite ist dabei wesentlich kürzer als der auf der russischen Seite. Dementsprechend ist der deutsche Teil wohl schon leergelaufen und aus dem russischen Teil kommt noch Gas nach. Auf dem deutschen Teil war ja auch insgesamt weniger Druck.

snickersfan schrieb:Ein bißchen viel James Bond.

Wenn du weißt wie schnell die Molche sind, kannst du auch mit Zeitzündern arbeiten. Aber bei ns2 gab es ja keinen Durchsatz, insofern fällt das flach, außer dass es aus technischer Sicht vllt einen Minimaldurchsatz geben muss, der zum Betrieb des Molchs reicht aber der juristisch nicht als Inbetriebnahme gilt!?

Wie dem auch sei, es werden Spuren zu finden sein, Torpedos hinterlassen Spuren und Sprengränder hinterlassen Spuren usw., daher wird es zumindest Indizien geben, die auffindbar sind.

Kann man bei flightradar auch sehen was die letzten Tage so los war?

Angeblich sollen die letzten tage viele P8 und einige SH60 über der Ostsee unterwegs gewesen sein. Beides Fluggeräte die auf die U-Bootjagd spezialisiert sind

@Bruderchorge

Man kann festhalten, es gibt 4. Ansätze für die Sabotage der Nordstream-Pipelines:

1. Angriff aus der Luft z. B. Hubschrauber (noch nicht diskutiert), aber nicht zu verbergen vor der Nato und Flugverbot.
2. Kampfschwimmer: hier das Begleitboot sichtbar und die Wassertiefe grenzwertig
3. U-Boot oder ferngelenktes U-Boot: Die Ostsee ist für U-Boote schwieriges Terrain, Torpedo nicht ideal um Tiefseegrund anzugreifen
4. Molche: siehe obige Diskussion

Also eine Spezialoperation ist es anscheinend in jedem Fall.
Die Untersuchung der Risse oder geborstenen Leitungen wird sicher Hinweise geben.

bgeoweh schrieb:Ich verstehe das so: durch den Vorfall ist die Röhre im Prinzip in zwei Teile gespalten worden - der Teil auf der deutschen Seite ist dabei wesentlich kürzer als der auf der russischen Seite. Dementsprechend ist der deutsche Teil wohl schon leergelaufen und aus dem russischen Teil kommt noch Gas nach. Auf dem deutschen Teil war ja auch insgesamt weniger Druck.

Dann warten wir mal ab, wie lange es noch blubbert. Wenn es auf absehbare Zeit nicht aufhört, dann wissen wir, dass die Russen neues Gas nachpumpen, wahrscheinlich, um es loszuwerden. Ich meine, sie fackeln es ja auch schon ab. Nebenbei ruinieren sie das Klima. Ganz großes Kino von Russland.

Und wenn wir schon bei James-Bond-Szenarien sind, dann hätte der Superschurke im Kreml so lange vorausgedacht, dass er die Sprengsätze schon beim Bau der Pipelines im Inneren angebracht hätte, für den Fall, dass er Deutschland eines Tages das Gas abdrehen muss. Kommt darauf an, ob die so lange halten.

robert-capa schrieb:Angeblich sollen die letzten tage viele P8 und einige SH60 über der Ostsee unterwegs gewesen sein. Beides Fluggeräte die auf die U-Bootjagd spezialisiert sind

Ich bin mir relativ sicher, dass man bei Flightradar nur vereinzelt Militärflugzeuge oder auch Hubschrauber findet. Wir haben hier in Nordbayern einen großen US-Heliport (Ansbach und Illesheim) da sieht man auf Flightradar quasi nichts.
Persönlich glaube ich auch so kaum, dass auslaufende U-Boote der russischen Marine in der Ostsee nicht bemerkt werden. Ich denke die Zeiten in denen sie aus dem Nichts vor der schwedischen Küste auftauchen sind vorbei.

Ein weiters ungewöhnliches Detail bei den Sprengungen ist, dass sie zeitversetzt stattfanden, und zwar genau 17 Stunden später

Die erste dieser Explosionen ereignete sich demnach in der Nacht zum Montag um 2.04 Uhr früh südöstlich von Bornholm, die zweite um 19.04 Uhr am Montagabend.

https://www.zeit.de/wirtschaft/2022-09/nord-stream-gasleck-detonation