JosephConrad schrieb:Genau, das war vor 16 Jahren schon ein alter Hut (siehe Artikel unten vom 17.03.2006). Die Deutschen haben seitdem nichts dazugelernt, sondern die Liefermengen aus Russland noch erhöht. Daher ist es ganz gut wenn die Energiepreise jetzt mal richtig steigen und wir den Denkzettel dafür bekommen, den wir verdienen.
Das ist ja das Dilemma. Wir hätten spätestens 2008 aufwachen sollen. Aber statt dessen haben wir Russland auch noch belohnt:
Ende Dezember 2008, nur wenige Monate nach dem Georgienkrieg, hatte die Führung der russischen Marine unterstrichen, dass man für den Sieg in Georgien nicht 26 Stunden, sondern nur 20 Minuten gebraucht hätte, wenn man ein Schiff vom Typ Mistral gehabt hätte. Verhandlungen mit Russland über den Verkauf von Mistral-Schiffen rechtfertigte der damalige französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy mit den Worten: „Der kalte Krieg ist vorbei. […] Man muss Russland als ein befreundetes Land betrachten und zusammen darüber nachdenken, eine weite Sicherheits- und Wohlstandszone zu schaffen.“
Quelle:
Wikipedia: Mistral-Klasse#ExportDass die Mistrals dann doch nicht geliefert worden sind, lag auch nicht an der Krimkrise, sondern das hat Russland mit MH17 abgeschossen.
Und wenn wir jetzt in den Archiven suchen, werden wir garantiert Aussagen von Putin finden, die seinen Kurs schon vor 2008 angekündigt haben. Wir wollten bloß nicht hören, weder auf die warnenden Stimmen aus Russland, aus der EU, aus den USA und sogar aus Deutschland. Jetzt ist das Licht angegangen, die Party ist vorbei und bald wird uns die Rechnung dafür präsentiert.
shionoro schrieb:Russland ist ein Feind, der nicht stärker wird. Aber die Ukraine kann wesentlich stärker werden, wenn der Westen sich z.b. dazu durchringt, noch deutlich mehr Rüstungsgüter zu liefern. Da ist das PRoblem, dass irgendwann auch die eifrigsten Soldaten kriegsmüde werden, aber sobald da einmal die Ukrainer es schaffen, nennenswerte Gebiete zurückzuerobern und mit möglichkeiten versorgt werden, sich gegen russischer Rakten zu wehren, dann wird es schwer für die Russen.
Und für meine Begriffe sieht es so aus, als ob der Westlich Support eher größer als kleine wird.
Nein, langfristig sehe ich wirklich nicht, wie Russland hier durchhalten will.
Es kommen noch mehrere Sachen dazu - das Erobern eines Landes ist eine Sache, das sichern des eroberten Landes die nächste Sache (und die klappt schon mehr schlecht als recht) und nach dem Krieg muss man das Land auch noch besetzen.
Und Russland hat weder für das halten, geschweige denn für die Besetzung genug Truppen.
Und das ist das Problem bei der Sache: man muss den Ukrainern klar machen, dass da Russland das Sagen hat. Und das lassen sich die Ukrainer nicht, im Gegenteil…
https://twitter.com/akihheikkinen/status/1507457244157583362?ref_src=twsrc%5Etfw (Archiv-Version vom 26.03.2022)Original anzeigen (1,1 MB)Seien wir realistisch: Russland kann, trotzt der Mangel an Personal, Ausbildung, Strategie und Material die Ukraine mit der Zeit militärisch einfach „erdrücken“. Das braucht Zeit, das braucht Durchaltewillen (auf russischer Seite) und das braucht vor allem Frischfleisch in Form von Soldaten. So lange allerdings Russland keine Mobilmachung oder Ausweitung der Wehrpflicht beschließt, ist dieses Ziel kaum zu erreichen.
Und das Schlimmste dabei: wir stehen am Spielfeldrand und können nur zusehen. Und wenn Russland mit der Ukraine fertig ist, dann geht der Spaß mit Moldawien und Georgien weiter. Und wieder werden wir nur zusehen.
Und dann wird das Baltikum an der Reihe sein. Dann befindet sich Deutschland direkt im Krieg, dann werden auch in Deutschland Raketen einschlagen.
Im Moment sehe ich auch keine Fortschritte bei den Friedensverhandlungen, so lange im Hintergrund die Idee Russlands mit der Heimholung der Ukraine schwebt. Dann wird gesprochen, vertagt, gesprochen - während in der Ukraine langsam aber sicher Wohnblocks zerbombt und die Infrastruktur zerstört wird.
Aber so lange wir die Ukraine „stärker machen“, desto schwieriger wird der Krieg für Russland. Und da kommt die Bevölkerung von Russland ins Spiel - wie weit will die Bevölkerung die wirtschaftlichen Einschränkungen aushalten? Wie lange braucht die Bevölkerung bis man sich der eigenen Opfer bewusst wird? Wie lange braucht die Bevölkerung, bis sie merkt, dass sie vom Kreml und der Machtelite nur verarscht worden ist?
Aber - was passiert danach? Wird es eine friedliche Revolution geben? Einen geordneten Machtübergang an eine Führung, die das Interesse Russlands über die eigenen Interessen stellt? Oder sogar Bürgerkrieg?
Wir sollten auch nicht vergessen, dass es in Russland keine geeinte Opposition gibt, keine demokratischen Strukturen und demokratische Traditionen sind in Russland eigentlich noch nie existent gewesen.