Kc schrieb:Also sind praktisch Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus nur dann Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus, wenn sie tadellos funktionieren?
Nobody is perfekt, das gilt auch für gesellschaftliche Mechanismen aller Art (egal wie man die nun nennt), du machst einen Fehler, du denkst über diese Mechanismen als sein sie politische/systemische Ideologien, das sind und waren sie nie und sie sollten auch nie so betrachtet werden, es ist eine Lebensweise von Menschen, man kann die Menschheit im Prinzip in zwei Lager aufspalten, die sozialen und die asozialen, wobei es in beiden "Seiten" Egoisten und auch selbstlose geben kann. Man muss sich bei allen dieser Bezeichnungen für die entsprechenden Lebensmodell eines bewusst machen, was Pjotr Alexejewitsch Kropotkin absolut richtig erkannt hat:
Zentraler Vordenker dieser Strömung war der russische Anarchist Pjotr Kropotkin. Er vertrat die Auffassung, dass Anarchismus und Kommunismus nur zusammen funktionieren könnten, da sie sich gegenseitig bedingen würden. Kropotkin und andere kommunistische Anarchisten kritisierten während der russischen Revolution das von Lenin propagierte Konzept des Kommunismus, das sie als „Staatssozialismus“ bezeichneten und als totalitär und elitär ablehnten.
Der ideologische und politische Konflikt zwischen Marxisten und Anarchisten geht zurück auf die Auseinandersetzung zwischen Michail Bakunin auf der antiautoritären und Karl Marx auf der wissenschaftlich-sozialistischen Seite, die sich bereits zu Beginn der Arbeiterbewegung ideologisch gegenüberstanden. Während die Marxisten die Diktatur des Proletariats anstrebten, in deren Verlauf der Staat irgendwann überflüssig werde und absterbe, wollten die Anarchisten den Staat sofort abschaffen. Zudem lehnten sie jede Parteiorganisation als Bevormundung der Massen durch eine Avantgarde ab.
Anarchokommunistische Vorstellungen sind konzeptionell mit Ideen der anarchosyndikalistischen Bewegung verwandt, die in Deutschland im Verlauf und Gefolge der Rätebewegung von 1918/19 eine gewisse Anhängerschaft fand und heute noch größtenteils in der FAU und international in der Internationale ArbeiterInnen-Assoziation organisiert ist.
Die Vertreter des kommunistischen Anarchismus stellen das Konzept einer Selbstverwaltung der Arbeiter in den Betrieben gegen das Konzept der Führung durch eine revolutionäre Klassenpartei oder parlamentarischen „Vertretung“ der Arbeiterinteressen, um die Entstehung neuer Herrschaftsformen nach einer sozialen Revolution zu verhindern. Damit grenzten sie sich sowohl gegen den bürgerlichen Reformismus etwa in der Weimarer Republik als auch gegen den Marxismus ab. In Deutschland vertrat Erich Mühsam ähnliche Gedanken.
Der kommunistische Anarchismus propagiert eine herrschaftsfreie, egalitäre und selbstverwaltete Gesellschaftsordnung ohne hierarchische Strukturen und Gesetze, in der durch die freiwillige und solidarische Form des Wirtschaftens eine gerechte Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums bestehen soll. Das Privateigentum soll abgeschafft werden. Nur das Bedürfnis eines Jeden darf maßgebend sein, weil jede Berechnung des Werts der Einzelarbeit unmöglich, und daher ein willkürlicher, autoritärer Akt ist. In dieser Gesellschaft soll die freie Entfaltung des Einzelnen genauso vorhanden sein wie die gemeinsame freie Entfaltung Aller. Die Freiheit des Einzelnen endet nur dort, wo sie die Freiheit anderer stört.
Wikipedia: Kommunistischer AnarchismusMan muss beginnen es mehr wie eine selbstverwaltende, genossenschaftliche, soziale und selbstbestimmte Lebensweise statt einer Ideologie zu begreifen. Denn Ideologien sind immer nur ein politisches oder religiöses Instrument zur Kontrolle von Menschen, im Prinzip wie ein Betriebssystem fürs Gehirn. Diese Denkweise scheiterte immer ab dem Zeitpunkt ab dem es instabil um diese Ideologie wurde. Darum sind für mich Anarchismus und Kommunismus untrennbar und man darf sie nicht mehr als politisches Instrument verstehen, es ist ein stetiger Lern- und Selbstverbesserungsprozess. Nix fertiges das man einfach so über Nacht installieren kann und darauf hofft das es funktioniert, diesen Fehler hat die UdSSR schon gemacht.
Kc schrieb:Wenn sie aber nicht positiv funktionieren, wie sich das die Ausführenden auf die Fahne schreiben, haben sie auch nichts mehr mit den entsprechenden Systemen zu tun, weshalb man das Nichtfunktionieren auch nicht als Fehler der Systeme betrachten kann?
Nein, denn sie sind nie gescheitert, sie sind nur von Despoten missbraucht worden oder wurden durch äußere/innere Anfeindungen verhindert, es gibt eben immer Reaktionäre oder Despoten die es verhindern wollen, keiner dieser Eliten will auf seine Privilegien verzichten. Der Mensch muss erst diese Mechanismen durch Lernprozesse verstehen, sich von Ideologien trennen, den Despotismus/Faschismus auf jeder Ebene bekämpfen und erkennen können. Es ist leider so das viele Menschen dies nicht erkennen und sich von selbsternannten Führern verführen lassen oder einem eigenen ungesunden Egoismus verfallen oder schlicht und einfach gleichgültig werden.
Darum glaub ich auch nicht an eine Revolution, sondern an einen Lernprozess der dafür nötig ist. Ich verweise mal auf meine Beiträge in diesem Thema.
Wird es Zeit für eine Revolution? (Seite 9)Und wenn man es völlig verstehen will empfehle ich dieses Thema:
Illuminatismus und die SelbstbestimmungAuch wenn das schon mehr in die Philosophie geht. Beim Anarchismus und Kommunismus handelt es sich im Grunde wie auch beim Kapitalismus und Sozialismus nicht um politische Ideologien, sondern um gesellschaftliche Lebensweisen, man kann sie nicht theoretisch erfassen, man muss es einfach ausprobieren und sich nicht von den Faschisten täuschen oder blockieren lassen, die Spanier haben das vor Franco erkannt und anarchosyndikal gelebt, bis eben wieder die Faschisten/Monarchen alles kaputt gemacht haben.
Anarchismus, Kommunismus, Sozialismus und sogar der Kapitalismus sind völlig werteneutrale Mechanismen, es kommt am Ende auf den Menschen selbst an wie er diese lebt. Nationalismus, Faschismus, Despotismus, Theokratie und ein "Elitarismus" sind Ideologien die dann die genannten gesellschaftlichen Lebensweisen ins negative verwandeln und verseuchen. Wenn diese jedoch durch Demokratie, Humanismus und Individualität geprägt sind, sind sie alle positive Gesellschaftskonzepte, ja sogar der Kapitalismus (ohne Akkumulation!)! So sollte man dieses ganze Thema verstehen. Kapitalismus, Sozialismus, Kommunismus und Anarchismus sind untereinander eigentlich keine Feinde, nein es sind schlicht und einfach gesellschaftliche Entwicklungsetappen und Lebensweisen, es sind die gesellschaftlichen Fundamente, wie diese dann gestaltet werden und welche Gebäude auf sie gebaut werden, hängt allein vom Menschen selbst ab. Durch lange Lernprozesse hat der Mensch zumindest in einigen Teilen der Welt schon den Wert des Humanismus verstanden und damit auch die Wichtigkeit demokratischer Teilhabe. Politik beginnt schon auf zwischenmenschlicher Ebene und bei alltäglichen Entscheidungen.
Um es ganz einfach zu erfassen, die Urchristen waren Sozialisten, der Vatikan hat aus dem christlichen Gedanken einen elitären Despotismus gemacht und ihn praktisch ins Gegenteil verwandelt. Dies muss man erkennen und solche Entwicklungen muss man verhindern. Wahrer Antifaschismus beginnt genau da, man hinterfragt die Eliten dieser Welt und ist gegenüber jedem skeptisch der seine Interessen über die der anderen stellt. Man braucht schon etwas Empathie und Intelligenz dafür, zumindest etwas Menschenkenntnis, das würde auch schon reichen
;)