Der Bundestagswahl-Thread. Nach der Wahl ist vor der Wahl!
08.09.2021 um 12:07bgeoweh schrieb:Insgesamt wird sich aber "Das System" mal irgendwann die Frage gefallen lassen müssen, ob es dauerhaft tragfähig ist, dass effektiv an die 20% der Wähler, die ihre Stimmen abgegeben haben (!) und damit auf jeden Fall am politischen Prozess teilnehmen wollen, per gentlemens agreement der anderen Parteien auf den beinahe "rechtlosen" Status von Sonstigen deklassiert werden. Denn ganz offensichtlich wirkt das eher schlecht gegen das Problem AFD, schadet aber gleichzeitig ganz massiv dem Vertrauen in das politische System und in den demokratischen Prozess. Das ist schon bei 2%-Grüppchen wie den verschiedenen großen Kleinparteien kritisch, aber ein Achtel der abgegebenen Stimmen (und damit einen Block größer oder gleichgroß 3 von 5 der anderen im BT vertretenen Parteien) auf Dauer wegzuignorieren ist meiner Ansicht nach hochschädlich für die Demokratie.Vor allem dürfte diese Haltung zu einer weiteren Verstetigung der Situation führen, für den AfD-Wähler sieht das "Polit-Establishment" daher immer mehr wie ein einheitlicher gegnerischer Block aus, Unterschiede scheint er nicht ausmachen zu können.
Durch die parlamentarische Zivilisation und auch durch, im Verlauf, Konfrontation mit der Wirklichkeit durch möglicherweise Regierungsarbeit auf Länderebene, wird die AfD wahrscheinlich "weicher", weniger extrem. Und dann wird sie auch im Bund anschlussfähig an das sonstige rechte Spektrum.
Fraglich nur, ob man dann die Union noch braucht, ob sich ein Szenario wie bei SPD, Grünen und Linken oder doch eben ein größerer "alternativer" Block entwickeln wird.
Möglicherweise verkleinert sich das Wählerpotential durch Regierungsverantwortung aber auch wieder, die Union erholt sich und die AfD pendelt sich irgendwo zwischen 5 und 10% ein. Das dürfte das am meisten realistische Szenario sein.