Abitur abbrechen & Reisen
12.05.2013 um 03:00
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null. Den nennen sie ihren Standpunkt.
Mein Standpunkt ist, dass es keine Anleitung für ein glückliches Leben gibt. Es gibt keinen idealen Weg den man gehen sollte um glücklich zu sein. In der heutigen Zeit lassen sich leider viel zu viele Leute von der Gesellschaft ihren Lebenswegs vorschreiben. Gute Ausbildung -> guter Beruf -> Auto -> Familie -> Haus. Das soll so in etwa die Ideallinie sein mit der man durchs Leben zu gehen hat, für viele mag das auch erstrebenswert sein, aber Einigen bedeuten diese Dinge nichts. Jeder sollte sich eigene Ziele setzen, Ziele die man wirklich will.
Die glücklichsten Menschen sind oft die, die alles andere als idealtypische Lebensläufe vorzuweisen haben. Oft sind gerade die Lücken im Lebenslauf die besten Zeiten im Leben, obwohl man vor denen immer gewarnt wird.
Ich kenne viele Menschen die davon träumen einen Job zu bekommen in dem sie viel verdienen um dann eine Familie gründen zu können und ein Haus zu kaufen. Ich persönlich finde diese Vorstellung unfassbar langweilig. Ich erwarte irgendwie mehr vom Leben. Bei einem Job interessiert mich nicht wieviel ich dabei verdiene sondern ob die Zeit die ich damit verbringe unter "Arbeit" oder "Leben" fällt. Kein Gehalt ist hoch genug um zu rechtfertigen, dass man um die 40 Stunden Lebenszeit pro Woche verschwendet mit einer Tätigkeit die man freiwillig nie tun würde.
Ein Bekannter von mir hat 5 oder 6 Jahre Maschienenbau studiert, bis zum Master, ist dann direkt bei einer Firma eingestiegen, hat viel gearbeitet, gut verdient, stieg zügig auf. Nach 3 Jahren in dem Beruf hat er gekündigt, ist knapp 2 Jahre durch die Welt gereist und hat dann in Kanada eine Lackiererei(für Motorräder und Autos) aufgemacht. Rückblickend sagt er, dass es ihn ärgert, dass er einen Großteil seiner 20er Jahre mit Zeug verschwendet hat, dass ihm eigendlich völlig am Arsch vorbei ging, nur weil er die Vorstellung hatte, dass man damit später gut verdient und, dass es wichtig und richtig und gut ist einen guten Job zu haben. Er hat seinen Job nicht gehasst, aber die Vorstellung ihn für den Rest des Lebens zu machen fand er grausam. Mit der Lakiererei hat er sein Hobby zum Beruf gemacht. Früher hat er 5 Tage die Woche gearbeitet und sich auf 2 Tage Wochenende gefreut an denen er Zeit für sein Hobby hatte. Heute geht er 5 Tage die Woche seinem Hobby nach und hat am Wochenende Zeit für andere Sachen die Spaß machen.
Auch wenn er in seinem alten Beruf wohl 10 mal soviel verdient hätte bereut er es kein Stück den aufgegeben zu haben.
Abgesehen davon ist es wohl ein unfassbar gutes Gefühl mit einer Sache sein Geld zu verdienen die man auch tun würde, wenn es kein Geld dafür gäbe.
Das hat jetzt wenig mit Reisen zu tun, aber ich will nur sagen, dass man rausfinden sollte was einen wirklich glücklich macht und nicht darauf hören sollte was andere für einen idealen Weg halten. Wenn es dein Traum ist durch die Welt zu reisen, dann mach das. Aber denke auch daran was danach ist, oder denke daran wie du deinen Traum zu einem Beruf machen kannst. Oder, und das gibt es auch, du magst die Ungewissheit und genießt es zu sehen wohin das Leben dich treibt.
Hier gibts wieder eine passende Geschichte von einem Bekannten.
Mit 16 von zu Hause abgehauen, von einem Kaff in Bayern nach Berlin. Dort mit miesen Jobs durchgeschlagen, bei Bekanntschaften und Jugendheimen gewohnt, die ein oder andere Drogenabhängigkeit durchgemacht bis er letzendlich mit dem Gesetz in Konflikt kam. Aus Deutschland weg, nach Mallorca, dort als Promoter gearbeitet, also einer von den nervigen Typen die einen in die verschiedenen Clubs und Bars lotsen wollen. Verdient hat er dabei nichts, es wurde nur Essen und Unterkunft bezahlt. Nach einige Zeit ist er weg aus den Partyorten in Mallorca und war Gärtner bei irgendwelchen reichen Leuten die im ruhigeren Teil der Insel lebten. Dabei gut Geld gemacht und einige Monate in dauersonne gelebt. Mit dem Geld ist er in die USA, L.A um genau zu sein, er wollte Schauspieler werden. Das daraus nix wird hat er schnell gemerkt. Erstmal durfte er nicht lange in den USA bleiben ohne vernünftigen Grund, zudem war er einer von zehntausenden jungen Leuten in LA und Umgebung die Schauspieler werden wollen, nochdazu hat man ohne Agenten und Schauspielausbildung ohnehin keine Chance und ohne Geld kann man sich weder das Eine noch das Andere leisten. Eigendlich war die Situation ziemlich aussichtlos, er konnte nicht richtig schauspielern, kam ohne Agent kaum an Vorsprechen und die Zeit lief ihm davon. Bis ihn bei einem Vorsprechen jemand sah, der ihn zwar nicht als Schauspieler engagieren wollte, aber als Synchronsprecher. Das macht er bis heute, es macht ihm viel Spaß und er kann davon leben. Ich denke mal er hat n deutschen Akzent und hat damit so eine Art Niesche in der Sychronlandschaft der USA erschlossen.
Von den turbolenten Jahren davor bereut er nichts.
Dieser Einzelfall soll natürlich nicht bedeuten, dass jeder Mensch der sich durchs Leben treiben lässt letzendlich Glück hat, nicht wenige enden irgendwo in Armut und plötzlich erscheint ihnen auch der langweiligste Job wie ein Traum, wenn man davon vernünftig Leben kann.
Lebenswege können so unterschiedlich sein...
Trotzdem schadet es nicht zuerst einmal Abi machen. Das ist kein großer Aufwand und es öffnet einem alle Türen. Solltest du doch irgendwann noch einmal Lust bekommen zu studieren, und sei es erst in 50 Jahren wenn du in Rente gehst, dann wirst du froh sein, damals dein Abi gemacht zu haben.
Dieser Post ist jetzt doch etwas eskaliert, so viel wollte ich eigendlich gar nicht schreiben. Aber evtl. liest es ja doch jemand durch =)