@JohnDifool JohnDifool schrieb:Dass es hierzulande in den letzten 60 Jahren irgendwelche größeren Engpässe bei der Versorgung mit veganen Lebensmitteln wie Obst, Gemüse, Nudeln, Reis, Linsen, Kartoffeln etc. gegeben hätte, wäre mir gänzlich neu.
Ähnliches gilt auch für Bekleidung, wo ebenfalls bereits seit langer Zeit Alternativen zu Pelz, Wolle oder Leder erhältlich sind. Zum Beispiel in Form von Baumwolle, Leinen, Sisal, Jute und vor allem in einer mittlerweile unüberschaubaren Vielzahl von Kunststoffen bzw. Kunstfasern.
Der Hinderungsgrund für viele dafür Veganer zu werden ist, dass sie denken, dass es sehr schwierig sei auf diese Art und Weise zu Leben.
Dazu gehört auch, dass sie beispielsweise in Kantinen oder Imbissen oder Restaurants (oder auch bei fertigprodukten) keine oder kaum explizit vegane speisen sehen.
Auch bei Kleidung muss man eben darauf achten (gerade was z.b. schuhe betrifft ist das nicht immer so eindeutig wo jetzt was drin ist).
Mich selbst hat das auch eine lange Zeit abgeschreckt.
Um Vegan zu Leben ist es nach wie vor notwendig ein doch recht bewusster verbraucher zu sein, was man um sich 'normal' zu ernähren nicht sein muss.
Ich weiß dass es hier viele ganz toll und wichtig finden sich bewusst zu ernähren und aufgeklärt zu sein, aber ich halte es für einen Wunschtraum dass die ganze gesellschaft sich dafür genügend mit Ernährung beschäftigt (das tut sie in anderen feldern ja auch nicht, sei es sport oder sei es politik, selbst was das mindestmaß betrifft).
Hier ist es oft weder die moralische Frage, noch unbedingt die disziplinfrage, sondern grundsätzlich der Aufwand, der abschreckt, dass man neue gerichte kochen muss, dass man sich zusammensuchen muss was man denn nun essen kann und wo man es bekommt usw.
Darum ist das Label vegan auch wichtig, eben für die Sichtbarkeit 'oh, naja, das kann ich essen', gerade was eben imbisse angeht damit man dieses Problem umgeht und auch eher unaufgeklärte verbraucher die möglichkeit haben vegan zu leben so wie sie ansonsten eben mit fleisch leben würden.
Was du da persönlich denkst über 'zusammengekleisterten schrott' ist da ziemlich irrelevant.
Das Label sollte sich durch alle Produktschichten ziehen, ob jetzt bei high end restaurant essen oder fertiggerichten.
Als veganes produkt bezeichne ich hier alles mit dem label vegan, also etwas, wo dem verbraucher zuvor nicht zwangsläufig klar wäre (durch anschauen des essens), ob es vegan ist, er es dadurch aber mitgeteilt bekommt.
Das betrifft dann natürlich keine Äpfel oder ähnliches, wohl aber die Apfeltasche beim Bäcker (wenn sie denn Vegan gemacht ist).
Eben eine möglichkeit dafür zu sorgen, dass man als veganer nicht dauernd inhaltsstoffe studieren muss oder nachfragen muss sondern einfach wie sonst auch sich das essen kauft und gut ist.
Offensichtlich verstehst du unter "veganen Produkten" aber etwas völlig anderes als ich.
Falls du damit vegane Convienience-Food, Fleischimitate und andere völlig überteuerte Ersatzprodukte meinst, dann verstehe ich nicht, inwiefern ein von irgendwelchen Lebensmittelchemikern zusammengekleisterter Schrott, der mit leckerem veganem Essen nicht das Geringste zu tun hat, die Anzahl von Veganern in Deutschland irgendwie steigern sollte?
Die Anzahl von Veganern in Deutschland wird auch nicht steigen!
Es wird höchstens die Anzahl derer zunehmen, die den Hype mal eben kurz mitmachen und spätestens nach ein paar Monaten wieder zur gewohnten vegetarischen oder omnivoren Kost zurückkehren.
http://faunalytics.org/
Interessante Seite, aber zum ersten beziehen sich deren Studien ja nicht auf Deutschland sondern auf die USA (die allerdings bereits prozentual mehr veganer haben als wir hier), zum zweiten finde ich die aussicht die sie stellen nicht allzu schlecht (du hast nur auf deren seite verlinkt, ich nehme an du meinst das hier
https://faunalytics.org/feature-article/study-of-current-and-former-vegetarians-and-vegans/)
Da steht übrigens auch:
That being said, the findings do illuminate some things that many lapsed vegetarians/vegans have in common, such as transitioning to the diet too quickly, not being involved socially with other veg folks, and not being able to address certain food cravings. The study also shows that current vegetarians/vegans have a wide range of motivations that keep them veg, which may mean that more diverse messaging and outreach could have a positive impact.
Diese drei Punkte würden ja mit einer weitergehenden etablierung von Veganismus größtenteils entfallen.
Dann hätte man sowohl genug andere Leute die man sieht durch die man weiß wo man was bekommt, hätte es in näherer umgebung und könnte außerdem öfter vorher bereits kontakt mit veganem essen gehabt.