Ein Franzose, der mit einem winzigen Gehirn ein nahezu normales Leben führt, versetzt Neurologen in Erstaunen. Eine Computertomografie und eine Kernspintomografie bei dem 44-Jährigen hätten "äußerst ungewöhnliche" Bilder erbracht, sagte der Arzt Lionel Feuillet vom Marseiller Krankenhaus La Timone. "Das Gehirn war eigentlich nicht vorhanden."
http://onnachrichten.t-online.de/c/11/84/37/12/11843712,tid=d.jpgZehn Prozent der normalen Hirnmasse
Der Mann sei unlängst ins Krankenhaus gekommen, weil sein linkes Bein sich schwach angefühlt habe, berichtet die Fachzeitschrift "Lancet" in ihrer neuesten Ausgabe. Als sein Gehirn im Kernspintomographen untersucht wurde, kam heraus, dass der Mann nur zehn Prozent der Masse eines normalen Gehirns besitzt.
Hirn an Schädelrand gedrückt
Bei den Untersuchungen habe sich gezeigt, dass die üblichen Hohlräume im Gehirn sich bei dem Mann massiv ausgedehnt hätten, sagte Feuillet. "Das Gehirn selbst, also das graue und weiße Ding, war völlig an den Rand des Schädels gedrückt." In der Mitte erscheint auf den Kernspinaufnahmen ein großer schwarzer Fleck. In diesem Hohlraum befindet sich Nervenwasser.
Wasserkopf behandelt
Der Patient sei bereits als Säugling wegen eines Wasserkopfes behandelt worden. Die Ärzte schufen deshalb einen künstlichen Abfluss für das überschüssige Nervenwasser. Als Jugendlicher hatte er nur gelegentlich Beschwerden und entwickelte sich weitgehend normal. Nach einer erneuten Entwässerung der Hohlräume verschwanden die akuten beschwerden im Bein. Der Röntgenbefund im Kopf blieb jedoch unverändert.
Verheirateter Beamter
Der Mann habe zwar "eine leichte intellektuelle Behinderung", sei aber nahezu normal entwickelt und habe sich auch ein soziales Netz aufgebaut. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und arbeitet als Beamter bei der Steuerbehörde.
IQ von 75
Die Neurologen ermittelten, dass der Mann einen Intelligenzquotienten von 75 hat. Für seine sprachliche Intelligenz erreichte er sogar einen Wert von 84. Vom Hirnvolumen lasse sich nicht pauschal auf die Fähigkeiten eines Menschen schließen, erläuterte der deutsche Neurologe Prof. Heinrich Lanfermann von der Medizinischen Hochschule Hannover. "Es kommt darauf an, welche Strukturen erhalten sind, das bedingt die Funktionsfähigkeit." Daher sei es durchaus möglich, auch mit einem stark verkleinerten Hirnvolumen einem Beruf nachzugehen. Der Großteil der Bevölkerung hat mindestens einen IQ von 85, der Durchschnitt liegt bei 100.
Quelle (
http://onnachrichten.t-online.de/c/11/84/22/72/11842272.html (Archiv-Version vom 30.12.2007))
http://www.welt.de/wissenschaft/article1479598/Franzose_fuehrt_normales_Leben_mit_Mini_Gehirn.html