Es darf auch mal die Frage gestellt werden, warum man seine Kinder diesem Brauch aussetzen muss, dem Klaasohm (indirekt) und dem Kinder-Klaasohm (direkt und indirekt).
Wie schon geschildert, entwickelte sich der Brauch aus früheren Zeiten, wohl vor Jahrhunderten, auf der Basis des unzulänglichen Wissens und nicht Sehens seiner Gefahren für die jungen Frauen und auch die jungen Männer.
Gewalt prägt, den Täter und das Opfer. Ab dem Alter von 16 können die Borkumer Jungens dort schlagend mittun und Frauen in ihrem Alter oder älter züchtigen.
Heute weiß man, dass das Gehirn mit 16 noch nicht ausgereift ist, man nimmt heute an, mit 25 ist das Gehirn ausgereift. (Deshalb wird die Ukraine die Einberufung ihrer Männer zur Verteidigung wohl ab dem 25. Lebensjahr definiert haben, das nur am Rande.)
Die Reifung des Gehirns benötigt einfach seine Zeit, unabhängig ob Arbeiter oder noch Student, unabhängig von gesellschaftlichen Initiationsriten oder der frühen Übernahme von Verantwortung. Vor 40 Jahren wurde noch angenommen, Studierende würden erst nach dem Studium durch die Erwerbsarbeit erwachsen, was fürn Schmarrn.
Es ist eben nicht so, dass frühe Gewalterfahrung die Resilienz fördert, wie anno dazumal noch angenommen wurde, im Gegenteil.
Wissen die Borkumer vom negativen Einfluss von Gewalt, auch nur als Zuschauer, auf das Gehirn ihrer Kinder und Jugendlichen?
Die Ergebnisse der Studie stützen die Annahme, dass auch indirekte Gewalterfahrungen die Gehirnentwicklung von Jugendlichen beeinflussen. So konnten die Wissenschaftler bei den Jugendlichen, die mit Gewalt in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft konfrontiert waren, einen niedrigeren Intelligenzquotienten und ein kleineres Volumen der grauen Substanz im anterioren cingulären Kortex sowie in der unteren Stirnwindung nachweisen. Diese Hirnregionen sind für kognitive Funktionen höherer Ordnung wichtig, insbesondere für die kognitive Kontrolle, die Sprachfähigkeit und für Gemütsregungen. „Die Ausdünnung der grauen Substanz gehört zur normalen Hirnreifung dazu. Je langsamer jedoch dieser Prozess vonstattengeht, desto mehr Zeit bleibt kognitiven Funktionen zur Ausreifung. Weitere Studien sind notwendig, um herauszufinden, inwieweit Stress den Abbau der grauen Substanz beschleunigt“, so Butler weiter.
Ohne selbst Opfer oder Täter geworden zu sein, hatten alle an der Studie beteiligten Jugendlichen von Straf- oder Gewalttaten in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft gehört, waren deren Zeuge gewesen oder sind schon einmal bedroht worden. Die Jugendlichen kamen aus intakten, wenn auch wirtschaftlich schwachen Familien und hatten weder Missbrauch noch Vernachlässigung im Elternhaus erfahren. „Wir wollten sicher gehen, dass die Ergebnisse nicht durch andere Faktoren wie beispielsweise psychische Erkrankungen oder Missbrauchserfahrungen beeinflusst werden, die bekanntermaßen auch mit Veränderungen in der Hirnstruktur einhergehen können“, sagt Senior-Autorin Mary Helen Immordino-Yang von der University of Southern California. Die Studienteilnehmer absolvierten einen Intelligenztest und ihre Hirnstruktur wurde mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) vermessen.
Quelle:
https://www.mpib-berlin.mpg.de/pressemeldungen/gehirnentwicklung-von-jugendlichenDie Studie bezieht sich auf tägliche Gewalterfahrung, was auf Borkum nicht der Fall ist. Zwang, indirekte Gewalterfahrung einmal jährlich von klein auf, der soziale Druck und die Erwartungshaltung der Eltern an ihre Kinder prägen den Borkumer Kontext.