Nerok schrieb:Was an sich kein Problem wäre denn die teuren Gaskraftwerke existieren nur um die Stromspitzen zu kompensieren weil die schnell angeworfen werden können.
Je besser man die Grundlast kennt desto besser für das Stromnetz und die Planung für Kraftwerke. Egal wie hoch die Grundlast ist.
Für die Grundlast kaufen die Energieversorger die nicht selbst Produzenten sind ihre Bedarf normalerweise an den Strombörsen längerfristig ein, das wichtigste Instrument sind dabei die sogenannten Year-Ahead-Verträge, d.h. man schließt jetzt einen Kontrakt um am 06.09.2023 eine MWh elektrischer Energie zum heute vereinbarten Preis geliefert zu bekommen. Das tut man, damit die zukünftigen Beschaffungspreise bereits jetzt sicher festgelegt sind und somit zumindest der Grundbedarf mit einem kalkulierbaren Preis abgerechnet werden kann. Es gibt auch noch Quarter-Ahead, Month-Ahead und Day-Ahead-Verträge, mit denen man dann immer näher an den echten Verbrauch heranplant, ganz am Ende beschafft oder verkauft man sich dann Fehl- oder Überschussmengen im Stunden- oder Minuten- und Sekundenmarkt, das wird dann üblicherweise zum Spotmarkt gerechnet. Der Endkundenpreis errechnet sich dann aus einem Verbrauchsmodell in einer Mischkalkulation, was ganz gut funktioniert wenn die Börsenpreise nicht so dermaßen volatil sind dass sie die ganze Kalkulation sprengen.
Seit dem Beginn des Ukrainekrieges sind die Year-Ahead-Preise massiv am Steigen, dort reden wir von etlichen hundert bis inzwischen knapp über tausend Prozent. Das wird zwar nicht 1:1 eine tausendprozentige Steigerung beim Endverbraucher bedeuten, weil sich der Privatkundenpreis neben dem reinen Energiepreis ja auch noch aus Steuern, Abgaben, Durchleitungs- und anderen Gebühren usw. zusammensetzt, aber ein paar hundert Prozent werden da schon ankommen müssen. Das wird zwar alles erst im Verlauf der zweiten Jahreshälfte 2023 so richtig akut, aber es ist eben schon so gut wie sicher weil die Kontrakte ja zu diesen Preisen bereits geschlossen wurden. Wer keine Verträge geschlossen hat spekuliert entweder darauf dass im Laufe der kommenden Monate die Marktpreise rapide sinken und man sich über Quartals- und Monatsverträg billiger wird zubuchen können als jetzt langfristig, oder er rechnet halt damit die eigenen Lieferzusagen nicht mehr erfüllen zu müssen, d.h. man plant mit der Geschäftsaufgabe, was für die Kunden heißt dass sie woanders in die Grundversorgung müssen.
Die Situation ist praktisch damit vergleichbar dass du aktuell noch ein paar hundert Euro auf dem Konto hast, du aber weißt dass in einem Jahr ein Kredit von etlichen zehntausend Euro fällig wird und keinen Plan hast wo du das hernehmen sollst.
Die Lage ist da wirklich viel, viel dramatischer als die aktuellen Strompreise das im Moment abbilden.