Cachalot schrieb:Und daran krankt eigentlich alles. Nicht nur bei Arbeitslosen sondern generell. Wir Menschen sind nunmal nicht lieb, nett und sozial. Nur ein (ich behaupte mal ein kleiner) Teil. Die Masse ist Gleichgültig und ein paar Nutzen das System aus bzw sind Kriminell. Unabhängig von sozialer Schicht, Einkommen etc.
Deswegen brauchen wir Gesetze, Strafen, Polizei, Militär etc. Weil es immer welche gibt die nicht im Sinne einer Gemeinschaft handeln. Und es sind mehr als nur ein paar. Sieht man an der Kriminalitätsstatistik recht gut.
Und das macht leider auch Sanktionen im Sozialbereich notwendig. Was sicher auch die Falschen trifft.
Ich glaube schon, dass wir Menschen nett, lieb, sozial, edelmütig, großzügig, freundlich, konstruktiv, kooperativ, wissbegierig und empathisch sind. Wenn wir in einer Umgebung leben, die das zulässt.
Ich glaube ferner, dass mit der erzählung vom schlechten menschen, die immer mal wieder umgeht (ob um kapitalismus zu rechtfertigen, für härtere strafen, gegen flüchtlinge, gegen Arme und eigentlich immer dann, wenn man unrecht rechtfertigen will) oft keine belegbare Grundlage hat.
Dass Menschen nicht im Sinne der Gemeinschaft handeln, hat oft etwas damit zu tun, dass die Gemeinschaft sich nicht um sie kümmert. Das sehen wir durchaus beim Zusammenhang zwischen Armut und Kriminalität.
Um zum Thema zu kommen: Es gibt keine Grundlage dafür, dass härtere Strafen oder überhaupt Strenge uns beim Thema Arbeitslosigkeit helfen.
Es gibt keinen Beleg dafür, dass Sanktionen wirken (im Gegenteil, man hat es untersucht und kam zu einem gegenteiligen ergebnis).
Es gibt keinen Beleg dafür, dass Druck zu einer langfristigen Arbeitsaufnahme führt (wohl aber gute Gründe, dass dieser Druck Menschenleben zerstört).
Auf der anderen Seite gibt es durchaus Gründe, z.b. mit dem alg2 nach oben zu gehen (es ist laut Aussage vieler Experten zu wenig, Armut steigert viele schlimme Dinge wie z.b. Schulabbrechertum und Ähnliches) und eben Menschen nicht mehr so schlecht zu behandeln, wie man das tut.
Sicherlich gibt es einige Menschen, die das System ausnutzen. Aber die gibt es immer und überall, auch da, wo man nicht solche Schikanen fährt.
Guck dir mal solche Fälle an:
https://www.evangelisch.de/inhalte/141937/25-01-2017/jobcenter-moenchengladbach-lehnt-ab-konfirmandenfreizeit-zu-bezahlenmit sowas müssen sich ALG2 empfänger rumschlagen, weil man unterstellt, es gebe ja schwarze schafe und überhaupt und kontrolle muss doch sein.
Thomas Wasilewski hat seinem ersten Sohn zur Geburt eine Kinderbibel geschenkt. Er sei damit in den Kreißsaal des katholischen Krankenhauses gekommen und habe eine Nonne darum gebeten, dass sie eine Widmung für David hineinschreibe.
Vierzehn Jahre später hat Thomas Wasilewski mehrere Herzoperationen hinter sich und bekommt mit seinen 53 Jahren eine kleine Erwerbsunfähigkeits-Rente. Seine Frau war immer zuhause bei den Kindern, sie sucht nun nach Arbeit. Die drei Jungs gehen alle zur Schule, der Älteste, David, soll bald konfirmiert werden.
"Wenn die Kinder Schulausflüge machen, dann zahlt das Jobcenter", sagt Thomas Wasilewski. Die Familie kommt nur sehr knapp mit der kleinen Rente aus, die der Vater bekommt. Das Amt habe auch ohne Rückfragen Schulausflüge in den Freizeitpark "Phantasialand" und zum Einkaufszentrum Centro in Oberhausen gezahlt. Am 13. Januar 2017 beantragte der Vater beim Jobcenter die Zahlung eines Konfirmandenwochenendes für David, es geht um 65 Euro.
Und das Jobcenter hat da später eingelenkt und jetzt wird man sagen, das sei doch ein Einzelfall. Aber das ist es nicht und das kann man sich an folgender Statistik klarmachen:
https://www.gegen-hartz.de/news/buergergeld-2022-waren-50-prozent-der-hartz-iv-bescheide-falschAuch im Jahre 2022 musste die Sozialberatungsstelle Ruhr e.V. feststellen, dass rund die Hälfte aller geprüften Hartz-4-Bescheide falsch waren. “Da auch in den vergangenen Jahren immer ca. 50 Prozent der uns vorgelegten Bescheide rechtswidrig waren, scheint es so zu sein, als wenn es sich hier um einen Systemfehler handelt und nicht um einzelne Fehler von Sachbearbeitern”, sagt Anton Hillebrand.
Bei solchen Bescheiden geht es für viele Menschen häufig um ihr leben. Wenn da irgendwas nicht finanziert wird, das darlehen nicht kommt, die miete nicht gezahlt werden kann, das Kind keine Nachhilfe bekommt usw., dann kann das Menschenleben zerstören oder zumindest stark negativ beeinträchtigen. 50 Prozent.
Das muten wir unseren Arbeitslosen zu, ohne dass es irgendwelche Grundlagen dafür gibt, dass diese Kontrolle, diese Bürokratie, dieser Druck auch nur in irgendeiner form bei der arbeitsaufnahme helfen oder unserer Gesellschaft was bringen oder wenigstens signifikante Gelder sparen.
Das ist doch Wahnsinn.