paxito schrieb:Die Leiharbeit hat die Löhne in der Pflege höher getrieben, als Verdi das je geschafft hätte.
In der Pflege ist das noch ein besonderes Ding. Aber wie sieht das im Niedriglohn aus? Da ist die Lage ganz anders.
Ich will Leiharbeit nicht generell verteufeln, ich will die Art von Leiharbeit verteufeln, die im Rahmen von Hartz 4 entstanden ist und heute dazu genutzt wird, Arbeiter zweiter Klasse im NIedriglohn zu erschaffen.
paxito schrieb:Das sind mittlerweile ganze Branchen. Im medizinischen Bereich wird im Grund alles gesucht, Ärzte, Pfleger, MFA, MTA usw. usf., das Handwerk sucht, Steuerfachangestellte werden gesucht, die Ämter suchen, Fernfahrer werden gesucht - ich muss wirklich nachdenken ob mir ne Branche einfällt in der momentan nicht dringlich gesucht wird.
Aber gesucht heißt nicht, dass man da wirklich in einer Machtposition ist. Postangestellte werden laut Stellenausschreibung gesucht, bekommen trotzdem nur befristete verträge, schlechte arbeitsbedingungen und ihnen wird beim streik angedroht, das ganze ding an subunternehmer zu geben.
Das ist in Callcentern, in Sicherheitsfirmen, bei Lieferdiensten und anderen solchen Jobs so ähnlich. Eben genau die JObs, wo du nicht die examinierte Pflegekraft bist die man da wirklich braucht, sondern wo man zur Not lieber jemanden nimmt, der kein Deutsch spricht als dich, wenn du einen Euro pro Stunde mehr willst.
AUch da gibt es Unterschiede. Es gibt auch gute Callcenter, gute Sicherheitsfirmen usw.. Aber leider eben nicht nur, da gibt es auch Untiefen.
paxito schrieb:Das bezweifle ich. Wenn du einen Job über H4 Niveau haben willst, findest du was. Zumindest im Augenblick. Die Angst ist eher nicht mehr zu können, als nichts mehr zu finden. Und das Löhnedrücken geschieht auch m.E. nicht mehr mit Blick auf H4, sondern eben durch das knallharte Ausnutzen von Schwächen der Arbeitnehmer. Etwa ihre mangelnde Organisation (Stichwort Gewerkschaft, wobei man sich heute auch anders organisieren kann).
Für mich geändert zur Organisation dazu, dass Arbeiter und Arbeitslose solidarisch miteinander sind. Gewerkschaften verstehen das meiner Meinung nach auch, die machen sich häufig auch für alg2 empfänger stark.
Jemand, der sich nicht solidarisch mit denen zeigt, die sanktioniert werden weil sie ein Jobangebot nicht annehmen, von denen erwarte ich keine Solidarität mit dem Arbeiter, der zu unbezahlten Überstunden gedrängt wird. Und umgekehrt.
Es geht mir da auch gar nicht so sehr um die Höhe von allem. Was mich so hart triggert ist die offen zur Schau gestellte missgunst. Viele scheinen sich richtig zu freuen, wenn es alg2 empfängern schlecht geht. Sobald sich einer beschwert, kann man es ihm dann so richtig zeigen, und wenn die Beschwerde noch so legitim ist. Und dasselbe gilt für den Niedriglöhner auch und auch noch für manche Berufe mehr (die faulen Lehrer die sowieso nur Urlaub haben und auf Klassenfahrt fahren, können ein Lied darüber singen).
Ich glaube, solidarität untereinander (auch von Berufsgruppen untereinander) kann nur dann wirklich wieder steigen, wenn wir allgemein missgunst eine Absage erteilen sondern Solidarität miteinander einfordern und nach außen vertreten.
Ich fänd schön, wenn viel mehr Leute in Gewerkschaften wären. Aber es würde mir schon reichen, wenn man sich beim nächsten Streik, der einen persönlich beeinträchtigt, solidarisch zeigt und alg2 empfängern wenigstens gesundes Essen und bezahlbare Heizung gönnt