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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

6.125 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Gesellschaft, Werbung, Rassismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:07
Zitat von Nordisch78Nordisch78 schrieb:du machst hier tatsächlich den Zusammenhang zwischen Einwanderung aus Afrika und der Benennung einer Sauce?
Wenn du mir erklärst, was "randalierende Afrikaner" mit rassistischer oder diskriminierender Werbung bzw. einer DOVE Creme zu tun haben, dann erkläre ich dir den Zusammenhang zwischen Einwanderung aus Afrika und der Bennenung einer Sauce, einverstanden?
Alltag...

http://www.welt.de/politik/deutschland/article126352261/Warum-Fluechtlinge-zu-Drogendealern-werden.html

Beitrag von Nordisch78 (Seite 68)

Gehst du davon aus, dass "randalierende Afrikaner" nur unter Kontrolle gebracht werden können mit Bezeichnungen a la "Negerkuss" oder wie, damit sie die natürliche Hierarchie und Ordnung der Rassen verinnerlichen, oder was.

Farbig in Form von rot/grün/blau/schwarz bin ich (leider) nicht. Warum nennst du mich eigentlich "farbiger Moslem"?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:08
@borabora
Zitat von boraboraborabora schrieb:Ich glaube, die meisten Menschen sind sich gar nicht bewußt, das der Begriff verletzend sein soll.
und darum geht es ja, man muss etwas ansprechen, damit es den Menschen bewusst wird, dass es Menschen gibt, die sich von bestimmten Bezeichnungen diskriminiert fühlen. Und wenn dann alles klappt, dann ist man zumindest mal so nett, darüber nachzudenken, nachzufragen, es sich erklären zu lassen. Wenn das alles nicht fruchtet, schade, dann kann man wohl nichts machen,dann fehlt vielleicht Empathie oder wirkliches Interesse, denn es betrifft einen ja nicht, aber es sich so einfach zu machen und zu sagen, das hiess schon immer so, ich kenn das nur so, das ist albern, ich will aber nix anderes sagen, man kann sich auch über alles aufregen etc. ist eben ignorant.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:10
@borabora
Zitat von boraboraborabora schrieb:Es ist kein Problem, es wird ein Problem draus gemacht! Ich glaube, die meisten Menschen sind sich gar nicht bewußt, das der Begriff verletzend sein soll.
Also um mal geschichtlich korrekt zu bleiben - als erstes wurde Unsesshaftigkeit und Ethnien zum Problem erklärt und es Fremdbeizeichnet als Zigeuner. Danach folgten dann Jahre der Diskriminierung, Verfolgung, Vernichtung, Entmündigung ect pp weil diese Menschen anscheinend "das Problem" waren.
Alles schien aber an diesen Menschen nicht so abstossend und eine gewisse Lagerfeuerromantik gesellte sich zum gesellschaftlichen Ressentiment. Man benannte gewisse Speisen gemäss der Fremdbezeichnung.

Nee alles kein Problem - nur ein wenig rückständig ;)


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:13
Sorry aber du bist schneller mit deinem Stempel als du denken kannst :) Der erste Artikel hebt den zweiten Artikel wieder auf oder?

Was geschah den nun wirklich? Ist der Ausdruck "nordafrikanischer randalierender Drogendealer" etwa rassistisch?

Mehr habe ich bestimmt nicht zu diesem Artikel gesagt und mich von deinen Anschuldigungen die du dir mal eben ausgedacht hast distanziert...mehr kann ich für dich leider nicht tun :)


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:13
@Nordisch78
Vielleicht wärs wirklich nicht schlecht wenn Du Fremd und Selbstbezeichnungen klar auseinander hältst. Danke.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:16
@wichtelprinz

Warum sollte ich das tun? Wer sollte sich denn deiner Meinung nach durch das Wort "Zigeuner" genau angesprochen fühlen?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:21
@Nordisch78
Warum Du das tun sollst; weil unsere Vorfahren schrecklichstes mit Fremdbezeichnungen von Menschen taten. Sie teilten Menschen in Untermenschen ein.
Genau das sind all diese Fremdbezeichnungen von Gruppierungen nämlich - überbleibsel aus dunklen Tagen wo man sich als Übermensch von all den Untermenschen abgrenzte.

Wie gesagt, es steht einem frei sich mit diesen Begriffen auszudrücken.
Von mir aus kann man seine Frau mit "Heil Eva" begrüssen - nur braucht man sich nicht wundern was sich Leute daneben dazu denken.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:25
@Nordisch78
irgendetwas verstehst Du falsch, Türken, die in Deutschland aufwuchsen werden in der Türkei als Deutschländer bezeichnet, bezeichnen sich teilweise selbst so, somit kann man wohl kaum Deutschen vorwerfen, ein Würstchen Deutschländer zu nennen, weil dies dann Türken diskriminieren würde, sie werden übrigens Almancılar genannt, und so heisst das Würstchen sowieso nicht


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:25
@wichtelprinz

Och komm schon...willst du behaupten, dass die Zigeunersauce es wert ist, überhaupt darüber zu diskutieren? Du kannst auch in allem eine Brücke etwas negativem bauen.

Wer sind denn nun genau "die Zigeuner"? Roma und Sinti sind es ja nicht...wer soll sich dann bitte jetzt diskriminiert oder rassistisch angegriffen fühlen???


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:28
@Nordisch78
Wer genau sind N's?
Schwarze Menschen aus Afrika auf jeden fall nicht -.-

Zum Ignorantentum hat ja @Tussinelda sich schon treffend ausgedrückt.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:28
@Tussinelda

Türken die in Deutschland geboren / aufgewachsen sind, werden von den türkischen Türken in der Türkei so genannt, weil die dort nicht überall willkommen sind. Es gibt eben auch dort Rassismus oder was auch immer.

Wenn sich jetzt die Türken in Deutschland drüber aufregen würden, weil sie sich diskriminiert fühlen....was würdest du ihnen dann sagen?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:29
@wichtelprinz

Was soll ein N sein??


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:29
@Nordisch78
Sie sollen es bitte Unterlassen ihnen dieses Wort zu sagen -.-


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:30
@wichtelprinz

Aber wenn es doch auf jedem Wurstglas aufgedruckt wird und auch noch dick Werbung im Fernsehen läuft...sollte man dies nicht aus Rücksicht verbieten?


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:32
@Nordisch78
Zitat von Nordisch78Nordisch78 schrieb:Was soll ein N sein??
Ich glaub unsere Diskussion wird auf dem Niveau kaum fruchten. Schönes Leben wünsch ich noch.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:34
@Nordisch78
warum sollten sich Türken in Deutschland darüber aufregen, wie sie in der Türkei genannt werden? Müssten sie das nicht in der Türkei machen? Und wenn sie selbst sich so bezeichnen und sich offenbar nicht über die Bezeichnung aufregen, was soll ich dann genau tun? Ich habe für jeden Verständnis, der nicht irgendwie bezeichnet werden will, erst Recht nicht, wenn es herabwürdigend ist. Aber Deutschländer ist nicht gleich Almancilar, DANN könnte man ggf. darüber sprechen, wenn diese Bezeichnung verwendet würde, ansonsten nennt niemand hier die Türken Deutschländer, somit gibt es offenbar auch kein Problem.


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:37
@Tussinelda

Warum regst du dich denn bitte über die Zigeunersauce auf? Müssten das nicht die Zigeuner tun?

Ich wette ein Roma oder Sinti aus Bulgarien versteht das Wort "Zigeuner" auch nicht oder? Nur weil man es in einer anderen Sprache ausspricht verliert das Wort doch nicht die Bedeutung...


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:38
@Nordisch78
Zitat von Nordisch78Nordisch78 schrieb:Aber wenn es doch auf jedem Wurstglas aufgedruckt wird und auch noch dick Werbung im Fernsehen läuft...sollte man dies nicht aus Rücksicht verbieten?
Du sattelst das Pferd nicht nur von hinten auf sondern sogar von unten.
1. Deutsch ist keine Fremdbezeichnung
2. Ist das Deutschwüstchen eine eigen Bezeichnung aus dem eigenen Kulturkreis.
3. Ist es falsch Menschen aus rassistischen
Motiven Fremdbeizeichnungen zu geben.
4. Wurde niemand hanhand der Fremdbezeichnung Deutschwüstchen in der Welt systematisch und national verfolgt, diskriminiert, vernichtet und entmündigt.

Sonst noch fragen -.-


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:40
@Nordisch78
ich rege mich nicht über Zigeunersauce auf, ich erkläre, warum solche Bezeichnungen von Betroffenen als diskriminierend etc. empfunden werden können. Und das Du das Konzept nicht verstehst, was hier hinreichend erklärt wurde, wird wieder einmal sehr deutlich, sonst würdest Du nicht solche Beispiele wie "Deutschländer" bringen.....


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Rassistische Werbung? Sind wir bald eine sprachlose Gesellschaft?

04.05.2015 um 14:41
@inci2
Zitat von inci2inci2 schrieb:Ich weiß. Ändert aber nichts am der Tatsache,
daß die Aussage in dem Link falsch ist.
Das denke ich nicht, denn das Zigeunerschnitzel tauchte erst in den 50ern in deutschen Kochbüchern auf. Und die Zigeunersauce um 1903 in einem französischen Kochbuch. Das Paprikaschnitzel, welches die heutige Rezeptur des Zigeunerschnitzel hat, sind in Kochbüchern vor den 50ern zu finden. Somit hat der Schreiberling in meinem Artikel schon recht.


Und noch mal zum Thema, von der Taz ein schönen Artikel.

Debatte antirassistische Sprache
Missionarskopf im Brötchen

Wer unsere Sprache nicht hinterfragt, will sich nicht mit Rassismus beschäftigen. Wir müssen endlich aus der Euphemismus-Tretmühle ausbrechen.


Sprachbewahrer mussten in den vergangen Monaten ganz tapfer sein. Erst wurde das Wort „Neger“ aus dem Kinderbuch „Die kleine Hexe“ von Otfried Preußler gestrichen. Dann musste sich ein süddeutscher Konditor für seine „Mohrenköpfle“, die er auf einem Tübinger Schokoladenmarkt feilbot, einen neuen Namen suchen. Und jetzt soll auch noch das Zigeunerschnitzel dran glauben? In Hannover haben gleich mehrere Restaurants, der Vorgabe der Stadt folgend, den Begriff – nicht das Gericht! – von der Speisekarte gestrichen. Es heißt jetzt Schnitzel nach Balkan, Budapester oder Ungarischer Art.

Erstaunlich daran ist weniger, dass bestimmte Begriffe, in denen sich der tradierte Alltagsrassismus spiegelt, heute in Frage gestellt werden. Erstaunlich ist, dass das erst jetzt geschieht. Und erstaunlich ist, auf was für eine erregte Abwehr das oft stößt – auch bei Menschen, die sich gemeinhin für links, fortschrittlich und aufgeklärt halten. Die reagieren oft auch nicht anders als der dumpfe Stammtischbruder: mit einem empörten „Das wird man doch wohl noch sagen dürfen!“ Außerdem habe man das immer schon so gemacht, was sei also dabei?


Dabei ist die Bezeichnung „Zigeunerschnitzel“ zum Beispiel jüngeren Datums. Wie der Linguist Anatol Stefanowitsch herausgefunden hat und im sehr lesenswerten „Bremer Sprachblog“ erläutert, taucht der Begriff erst seit den Fünfzigerjahren in deutschen Kochbüchern auf – wahrscheinlich, um dem herkömmlichen Paprikaschnitzel, wie es davor genannt wurde, einen zusätzlichen exotischen Anstrich zu geben. Den Völkermord an den Sinti und Roma hatte man bis dahin offenbar erfolgreich verdrängt und durch romantische Assoziationen ersetzt. Der Begriff „Mohrenkopf“ hingegen spiegelt einen kolonialistischen Blick wieder, der schwarze Menschen zum Objekt degradiert. Man stelle sich vor, im Kongo gäbe es ein Gebäck, das als „Missionarskopf“ verspeist würde: der Gedanke an einen ins Symbolische verlagerten Kannibalismus läge nicht fern.

Natürlich ändert sich noch nichts an der Ablehnung einer Gruppe, wenn man statt „Mohrenköpfe“ jetzt „Schokoküsse“ sagt, „Zigeuner“ durch „Sinti und Roma“ ersetzt und „türken“ nicht mehr als Synonym für „fälschen“ benutzt. Der Linguist Steven Pinker hat das „Euphemism Treadmill“ genannt, eine Euphemismus-Tretmühle: Tritt an die Stelle von belasteten Begriffen ein neues, neutrales Wort, dann nimmt dieses bald eine negative Färbung an, wenn sich an der grundsätzlichen Wahrnehmung der Gruppe nichts ändert.


So ging es in den USA mit Begriffen wie „Negro“, „Black“ und „African American“, die einander abgelöst haben, und so ging es auch in Deutschland mit Bezeichnungen wie „Gastarbeiter“, „Ausländer“ und „ausländischer Mitbürger“. Diese Spirale lässt sich nur aufbrechen, wenn sich die grundsätzliche Wahrnehmung der jeweiligen Gruppe verbessert – und das passiert meistens erst, wenn sich an den Machtverhältnissen etwas ändert und sich bislang marginalisierte Gruppen ihr Recht auf Mitsprache erkämpfen.


Sich der eigenen Sprache bewusst zu werden zwingt einen aber dazu, auch die tiefer liegenden Denkmuster zu reflektieren. Deutsche Journalisten, die gedankenlos jahrelang einen Begriff wie „Dönermorde“ benutzt haben, um einen Serienmord an überwiegend türkischstämmigen Kleinunternehmern zu bezeichnen, hätten allen Grund dazu.

Aus solchen Fehlleistungen spricht die Unfähigkeit und der Unwillen, sich in den anderen hinein zu versetzen. Dabei können Menschen, die sich für offen und modern halten, genauso diskriminierend sein wie andere – aus Ignoranz, Selbstgerechtigkeit oder Lust an der Provokation. Sie denken, wenn sie Worte wie „Negerküsse“ und „Zigeuner“ benutzen oder Witze über „Türken“ machen, dann kann das gar nicht rassistisch sein. Sie sind doch schließlich gegen Nazis! Als ob sich nicht jeder Mensch, egal welcher Herkunft und Überzeugung, diskriminierend verhalten könnte.
Sprache kann verletzen

Man braucht wirklich keine Koryphäe der Sprachwissenschaft zu sein, um zu wissen, dass Sprache verletzen kann: Niemand lässt sich gerne beleidigen. Und wer aufgrund seiner Herkunft oder Hautfarbe sowieso schon weniger Chancen auf einen Job oder eine Wohnung hat, möchte sich bestimmt nicht auch noch über schlechte Witze oder respektlose Bemerkungen ärgern müssen.

Doch genau über diesen Alltagsrassismus wollen viele nicht nachdenken. Hinter dem, was vordergründig nur ein Konflikt um die Deutungshoheit über die deutsche Sprache ist, verbirgt sich deshalb ein Kampf um Anerkennung. Durch die Kritik von Minderheiten fühlen sich aber die, die bislang die Definitionsmacht inne hatten, plötzlich in die Situation gebracht, sich für ihren bisherigen Sprachgebrauch rechtfertigen zu müssen. Das führt zu dieser Mischung aus aggressiver Abwehr, Verhöhnung und Weinerlichkeit („Ich bin doch kein Rassist!“), die für diese unsägliche Debatte so kennzeichnend ist.

Dabei unterliegt unsere Sprache einem ständigem Wandel. Wir gewöhnen uns fortlaufend an neue Begriffe. Worte wie „Handy“, „Internet“ und „chatten“, aber auch „chillen“ und „Meeting“ oder „Hartz IV“, „guttenbergen“ und „Niveaulimbo“ sind ganz selbstverständlich in unseren Wortschaft eingegangen. Wir sind außerdem der ständigen Manipulation unserer Sprache durch Werbung und politische Spin-Doktoren ausgesetzt, die Bombardements als „chirurgische Eingriffe“ bezeichnen und Tote hinter dem Wort „Kollateralschäden“ verbergen. Warum aber rufen solche Neuerungen nicht annähernd so viel Widerstand hervor wie der Versuch von Minderheiten, auf eine diskriminierungsfreie Sprache zu drängen?

Es ist ja nicht so, dass dies zum ersten Mal geschieht. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Deutschen schließlich gelernt, antisemitische Redewendungen und den Nazi-Jargon aus ihrem Wortschatz zu tilgen – ob aus Einsicht oder aus moralischem Druck sei einmal dahin gestellt. Wer heute noch von „Entartungen“ spricht, wie es Bernd Lucke von der Alternative für Deutschland getan hat, der macht sich deshalb zu Recht verdächtig.

Auch Redewendungen wie „Hier geht es ja zu wie in der Judenschule“, die vielen älteren Deutschen noch geläufig sein dürften, sind so gut wie ausgestorben, ohne dass dies empörte Sprachschützer auf den Plan gerufen hätte. Und der Ausdruck „Judenfurz“, der in Süddeutschland für eine bestimmte Form von Feuerwerkskörpern verbreitet war, ist zu Recht auf dem Müllhaufen der Geschichte gelandet.

Zu behaupten, der Verzicht auf diskriminierende Begriffe mache sprachlos, ist genau so absurd wie die Befürchtung, dass Flirts nicht mehr möglich seien, weil Rainer Brüderles anzügliche Dirndl-Äußerung skandalisiert wurde. Nein, ein Dialog auf Augenhöhe bleibt weiter jederzeit möglich.

Wenn nun Gruppen wie Afrodeutsche und Sinti und Roma Änderungen fordern, dann führt das zwar zu neuen Diskussionen. Diese sind aber unvermeidbar, notwendig und produktiv. Gut möglich, dass künftige Generationen in einigen Jahren mit ungläubigem Staunen auf manche Debatten von heute blicken werden. Vielleicht werden unsere Kinder dann einmal fragen: Tatsächlich, ihr fandet bis 2013 nichts dabei, das Wort „Neger“ in Kinderbüchern zu lesen? Und ihr habt „Zigeunerschnitzel“ gegessen? Wie wart ihr denn drauf?



http://www.taz.de/!125359/


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