Clachaps schrieb:Bei Tötungsdelikten geht die höchstrichterliche Rechtsprechung davon aus, dass dieser Schluss von der Gefährlichkeit der Handlung auf das „sich damit abfinden“ nicht ohne weiteres möglich sei. Das Leben eines Menschen sei ein derart wertvolles Rechtsgut, dass ein Täter eine höhere, innere Hemmschwelle überwinden müsse, um ein Leben zu vernichten. Deshalb sei das Vorliegen eines Tötungsvorsatzes genauestens nach einer Gesamtschau aller objektiven Tatumstände zu beurteilen. Der Richter habe sich bei der Aussage- und Beweiswürdigung gem. § 261 StPO immer die Möglichkeit vor Augen zu halten, der Täter könne die Todesgefahr verkannt oder wenigstens auf ein Ausbleiben des als möglich erkannten Todes vertraut haben.[5][6] Die Hemmschwellentheorie will einen schematischen Schluss von der objektiven Gefährlichkeit einer äußeren Handlung auf das innere Willenselement verhindern.[7]
Quelle
Man kann es sich danach eben gerade nicht so leicht machen und sagen "der hat aber mal einem eine geklatscht und ihm die nase gebrochen" , da führt eins zum anderen. zumal selbst so etwas nicht belegt ist. sondern es ist immer eine deutlich höhrere hemmschwelle als bei allen anderen delikten anzunehmen die überwinden werden muss "ein leben auszulöschen"
Das heißt aber nicht, dass ein JS ohne kriminelle Vergangenheit, aus gut situierten Verhältnissen und ohne Auffälligkeiten nicht plötzlich morden könnte. Das heißt nur, dass der Tötungsvorsatz einer umfangreichen Prüfung bedarf, wenn der Täter bereits feststeht.
Dieselbe lahme Begründung steht schon am Anfang von Mortal Thougths, nämlich dass der brave Jens so einen Mord ja gar nicht ausgeführt haben kann. Das ist völliger Unsinn. Zumal der brave Jens nie zuvor eine wahnhafte geistige Störung (Folie à deux) hatte, wodurch die Hemmschwelle zum Mord sowieso stark herabgesetzt gewesen sein kann.
Da die Eltern die Zeit vor JS überlebt haben und wenige Monate nach der Verbindung EH + JS starben, ist davon auszugehen, dass JS (induzierte) Geistesstörung bzw. die doppelte Dosis (mit EH) zum Mord führte. Ein eingebildeter JS mit Folie à deux dürfte so überzeugt von sich gewesen sein, dass ein Mord für ihn keine größere Herausforderung mehr darstellte, als das Studium. Induzierter wahnhafter Hass, Selbstjustiz, Eifersucht und Macht / Besitzanspruch hinsichtlich EH sehe ich als seine Motive.
Ein Tat mit Schusswaffe würde im Worst-Case Vorsatz bedeuten, während man eine Tat mit Messer als Kurzschlusshandlung verkaufen kann. Ich denke, JS hat DH provoziert, um genau das zu inszenieren. Quasi ein geplanter oder in Kauf genommener Mord getarnt als Affekt-Tat. Deshalb schwieg er in seinen Geständnissen auch zur Tatwaffe, um erst mal die Ermittlungsergebnisse abzuwarten.
Meiner Ansicht nach ging es JS am Tatort primär um das Verwischen seiner Fingerabdrücke sowie der blutigen Schuh- / Fußabdrücke von EH, denn EH sollte lt. Worst-Case-Plan ja in DC sein (JS+EH Szenario). Wozu sonst sollte man Schuhabdrücke verwischen, aber sein Blut an der Klinke lassen? Macht nur keinen Sinn, EHs Abdrücke zu verwischen und die eigenen nicht, denn dann ist die Verdeckungsabsicht offensichtlich.
Seine Schuh- / Fußabdrücke und das verlorene Blut spielten für JS zum Tatzeitpunkt wahrscheinlich kaum eine Rolle, da man ihn damit nach seinem 1985er Wissensstand nicht überführen konnte. Diese "Beweis"-Denkweise spiegelt sich auch in seiner 1990er Verteidigungsstrategie wieder. Mit Indizienprozessen haben sich halt schon viele Täter verkalkuliert.
Dwarf schrieb:Die Straftaten begang J.S. als er gemeinsam mit E.H. auf der Flucht war. Diesen Umstand sollte man nicht unerwähnt lassen. J.S. und E.H. begangen die Straftaten, weil sie Geld während ihrer Flucht benötigten und davon leben zu können.
Das ist keine Entschuldigung für Straftaten, aber es ist etwas ganz anderes als wenn J.S. die Straftaten begangen hätte ohne das er auf der Flucht gewesen wäre.
Strafvereitelung ist in seinem Fall auch eine Straftat. Der eine wird kriminell, weil er Geld für Drogen braucht, der andere hat kein Bock auf Arbeit und JS wollte halt n Doppelmord verdecken bzw. sich selbst der Strafverfolgung entziehen. Gründe gibt es immer. Was hätte JS daran gehindert, in Thailand oder Sonstwo unter falschem Namen arbeiten zu gehen?